Zugspitze 2.962 m von Westen/Ehrwald - "Stopselzieher"


Publiziert von Ovidam , 4. August 2011 um 14:39.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 2 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Autobahn München Garmisch-Partenkirchen, in Garmisch-Partenkirchen weiter Richtung Eibsee/Ehrwald. Am Ortseingang von Ehrwald gleich links Richtung Tiroler Zugspitzbahn.
Unterkunftmöglichkeiten:Wiener-Neustädter-Hütte auf 2.200 m Höhe.

Viele sonnige Tage hat der Sommer 2011 ja bisher nicht zu bieten gehabt. Deshalb haben mein 15-jähriger Sohn und ich den sonnigen 2. August genutzt, um auf die Zugspitze zu steigen. Als Tagestour schienen uns dafür nur die knapp 1.800 Höhenmeter von Ehrwald machbar.
Zunächst Anreise zur Talstation der Tiroler Zugspitzbahn in Ehrwald (gleich hinter dem Orsteingang nach links weg). Ehrwald wird dominiert von den Mieminger Bergriesen und der mächtigen Westwand der Zugspitze und des Wettersteins ... sehr beeindruckend!
Direkt an der Talstation vorbei ein paar Meter bergauf bis zu einem Wegweiser. Dort nach rechts ("Zugspitze 6h"). Zuerst über eine Skipiste, dann nach ca. 20 Minuten links in die Latschen und über das Gamskar ständig mäßig steil aufwärts in Richtung der alten Mittelstation der Seilbahn, ständig die 2. Stütze der neuen Seilbahn als Orientierungspunkt in Sicht. Mitten in den Latschen teilt sich der Weg: rechts im Zickzack durch die Latschen und nach kurzer Zeit vereinigt mit dem Georg-Jäger-Steig von Ehrwald oder links im offenen Kar, am Ende vereinigen sich die Wege wieder. 
An der alten Mittelstation rechts an den Ehrwalder Köpfen vorbei (an diesen einige neuere Kletterrouten und Reste des alten Winterweges und Klettersteiges) und dann zur 2. Stütze der neuen Seilbahn (bis hier gut 1,5 h). Das Gejohle aus der Luft alle 20 Minuten kommt von den Insassen der Seilbahn beim Überfahren der 2. Stütze :-) Danach über einige teilweise versicherte schmale Wegstücke (abschüssig nach links) und harmlose Schrofen zunächst an der Abzweigung zur Riffelscharte vorbei und dann zur Wiener-Neustädter-Hütte: 2.200 m (wir haben bis zur Hütte 2h 15 gebraucht). Bis hierher eine reine Wanderung für den trittsicheren Bergsteiger.
Die Hütte ist über 100 Jahre alt (erbaut 1882) und sehr zünftig am Fuße des Schneekars gelegen. Sicher auch ein Erlebnis zum Übernachten.
Nach kurzer Hüttenrast bei Kaffee und Skiwasser über das mäßig steile Schneekar in knapp 30 Minuten zum Einstieg in den Klettersteig (bis hierher ca. 2h 45): dieser ist zunächst mit viel Drahtseil und Trittstiften eher überversichert und verläuft dann entlang einer Rinne und durch den interessanten Stopselzieher-Spalt steil - aber nie schwierig - bergauf. Das Drahtseil ist sinnvoll, denn der Fels ist teilweise speckig. Dann kommen längere ungesicherte Kraxel-Passagen im unteren und oberen I. Grad, aber nie exponiert (hier sind Reste alter Sicherungen zu sehen, früher war wohl noch mehr Eisen im Steig). Später wechseln sich immer wieder Drahtseil- mit ungesicherten Passagen, Geröll und etwas Restschnee bis zur Gipfelstation der alten Seilbahn. Kurz darauf ist man am Grat mit herrlichem Blick auf das Platt (bis hierher ca. 4 h 45). Dann links noch ca. 30 Minuten immer noch steil hinauf zum Gipfel mit all seinen Menschenmassen und 20 Minuten Anstehen für das Gipfelkreuz (Achtung: die Menschenmassen, die hier runterkommen, sind nicht nur die Seilbahntouris, sondern auch die Klettersteigler aus dem Höllental!), dafür aber luxuriösem Essen auf 3.000 m. Wir waren nach insgesamt 5h 15 oben.
Für den Abstieg wählten wir die gelenkschonende Variante mit der Tiroler Zugspitzbahn.

Fazit und Risikoeinschätzung: Bis Hütte eine Wanderung mit gewissen Anforderungen an Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Technische Schwierigkeiten im Steig gering, aber der Anstieg ist sehr steil und v.a. sehr lang, waagrechte Passagen zum Ausruhen gibt es quasi keine. Auch weit oben muß man sich auf Weg und Steig konzentrieren (Kraft- und Konditionsreserven!). Wegen Westseite immer etwas bröselig, deshalb Helm und zumindest einfache Selbstsicherung empfehlenswert.
Herrliche Tour mit tollen Ausblicken auf einem sehr alten Klettersteig (eröffnet 1879!)! Gegenüber dem Höllentalsteig sicherlich die einfachere, aber auch wesentlich ruhigere Klettersteigvariante. Verglichen mit den vom Gipfel aus sichtbaren Karawanen aus dem Höllental waren hier sicher keine 20 % unterwegs am 2.8. Die 1.800 Höhenmeter sind an einem Tag nur mit sehr guter Kondition machbar, ansonsten empfiehlt sich die Übernachtung auf der Hütte!

Tourengänger: Ovidam


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