Everest Trek, Teil 1 – von Jiri nach Lukla


Publiziert von schimi , 16. Februar 2015 um 13:42.

Region: Welt » Nepal » Khumbu
Tour Datum:23 April 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NEP 
Zeitbedarf: 6 Tage

Unser erstes Trekking im Himalaya führt uns auf einen heute nur noch wenig begangenen Teil des Everest Treks. Die Strecke von Jiri nach Lukla gehen heute deshalb nur noch wenige Trekker, weil durch den Bau des Flugplatzes in Lukla eine zeitsparende Abkürzung in die Everestregion zur Verfügung steht. Für uns ist diese Strecke aber aus zwei Gründen ideal. Wir gehen das Trekking mit zwei Freunden, die fast keine Erfahrung in den Bergen haben und auch wir selbst haben noch kein mehrwöchiges Trekking absolviert (und schon gar nicht außerhalb der Alpen), sodass wir hier Erfahrungen mit dem fremden Land sammeln können.

Das Trekking führt durch (Himalaya)-Mittelgebirgsregion. Man bewegt sich in Höhen zwischen 1600 und 3700 Meter, wobei nur sehr kurze Passagen frei von Steigungen und Gefälle sind. Man kann es also planen wie man will, am Ende des Tages hat man immer ordentlich Höhenmeter in den Beinen, was zu einer idealen Akklimatisation führt, aber auch "Körner kostet".

Anreise nach Jiri
Die Strecke von Katmandu nach Jiri absolvieren wir individuell in einem Kleinbus. Schon während der Fahrt stellen wir fest, dass diese Reiseform für uns ideal ist. Wir ersparen uns die Enge in den öffentlichen Bussen, die mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden ist.


Wir sind glücklich, ein komfortableres Transportmittel zu haben!


Am frühen Nachmittag nehmen wir am Rande der Straße in einem Restaurant das klassische Essen Nepals zu uns. Dal Bhat – trockener Reis, dazu ein wenig Linsensuppe, Gemüse-Curry und als Tischzutat eine kleine Schale mit Chilisoße. Schon nach einer Stunde der weiteren Fahrt merke ich, wie ich krank werde. Nach zwei weiteren Stunden sind wir in Jiri und ich habe bereits beträchtliche Schweißausbrüche, Fieber und bin höchstreif fürs Bett. Den Rest des Abends bekomme ich kaum mehr mit. Ich werde liebevoll umsorgt bekomme immer wieder mal eine Pille; meine Tätigkeit beschränkt sich auf den Pendelbetrieb zwischen Bett und Toilette.


Wer allzu unkritisch gegenüber der fremden Küche ist, wird mit diesem Zimmer bestraft! Ich habe meine Lektion gelernt


Ich schlafe, nachdem ich mehr als leer bin tief bis zum nächsten Morgen. Selbst überrascht stelle ich beim Aufwachen fest, dass ich mich zwar schwach aber wohl fühle.


Trekking Tag 1
Noch schwach vom Fieber aber guter Dinge geht es los. Unser Trekking führt uns zunächst einmal flach aus Jiri hinaus. Die Route führt über eine teils gepflasterte, teils schlammige Straße und alles sieht so aus, als wäre die Planung für diese Straße zwar abgeschlossen, der Bau dann aber mittendrin stecken geblieben.


Wir beginnen unser Trekking in Richtung Everestgebiet


Wir sind froh, dass es nach kurzer Zeit schon links ab auf einen richtigen Fußweg geht. Mäßig steil bergauf, zunächst durch Wald und später über lichten Hochwald und auf Hochweiden geht es auf unseren ersten Bergrücken in ca. 2400 Meter Höhe.


Letzter Blick zurück ins Tal nach Jiri


Oben angekommen haben wir einen ersten Überblick über die menschenarme Kulturlandschaft des mittleren Himalayas. Ich fühle mich an bergige Regionen Mittelitaliens oder Südfrankreich erinnert. Eine durchaus trockene Mittelgebirgsregion, die keine Ahnung von den extrem hohen Bergen zulässt, weil das diesige Wetter keine weite Sicht ermöglicht.

Die Jahreszeit eignet sich ja prinzipiell gut zum Trekken, da das Wetter angenehm warm ist. Der Rhododendron blüht im Frühjahr, viele Blumen erfreuen uns. Was die Reisezeit insbesondere für die Fotografen aber etwas disqualifiziert ist die diesige Luft. Selbst jetzt, auf 2400 Metern, ohne Wolken am Himmel, hat man nur eine bescheidene Aussicht, die kaum 10 Kilometer weit reicht; blickt man zum Horizont schaut in das helle "Nichts".

Wie auch immer; von unserem Bergrücken sehen wir gerade noch über das vor uns liegende weit ausladende Tal auf die andere Seite, wo in etwa ähnlicher Höhe unser Nachtlager liegen soll. Der Ausblick verspricht uns einen noch langen und sonnigen Wandertag. Wir steigen ins Tal hinab und nehmen auf der anderen Seite des Bachs in Shivalaya unser Mittagessen zu uns.


Schulkinder in Shivalaya


Ich noch sehr vorsichtig mit weiterem Essen begnüge mich mit gebratenem Reis, der mit wenig kleingeschnittenem Gemüse angereichert wird. Das Gericht schmeckt sehr lecker und ist gut verträglich. Was ich damals noch nicht wusste; es wurde mein sicheres Standardessen, lecker, schnell und (Magen)sicher weil durchgebraten und immer individuell direkt vor dem Verzehr zubereitet!


Immer zu empfehlen und lecker! Gebratener Reis.

Von einer Höhe von knapp 1800 Meter steht uns nach dem Essen nun noch ein Aufstieg auf 2700 Meter bevor. Zunächst geht es mit vollem Magen nur langsam voran, es besteht aber auch keine Eile. Schon bald zeigt sich, dass nicht nur mein Magen mit der "fremden Küche" zu kämpfen hat. Unser Michael hatte die wenig geniale Idee, seinen "flotten Darm" mit dem Durchfallmittel Imodium stillzulegen, was sich für den weiteren Verlauf des Tages als überaus problematisch herausstellte.

Schon nach einer Stunde merkte er, dass er auf regulärem Wege nichts von sich geben konnte und er mit der exotischen Küche ein gasförmiges Problem vor sich hertrug das mehr und mehr Raum einnahm. Am späten Nachmittag hatte sich die Lage soweit verschärft, dass er leichenblass, aufgebläht wie ein Ballon und mit Schweiß auf der Stirn kaum noch in der Lage war den zwar langen aber eigentlich sanften Anstieg zu bewältigen. Den herrlichen Spätnachmittag mit seiner schönen Lichtstimmung konnten wir leider nicht weiter genießen. Immer mehr fürchteten wir, dass wir unseren Kumpel gleich tragen müssen, weil er sonst zusammenbrechen würde. Schweißgebadet litt er still vor sich hin und kämpfte sich unserem Nachtlager entgegen.


Die schöne Lichtstimmung können wir nicht geniessen; Michael ist krank.


Sehr spät erreichen wir mit unserem Patienten die Herberge, welche mit einfacher aber sauberer Infrastruktur aufwartet. Zum Abendessen sind wir dezimiert. Michael verschwindet im Eiltempo in seine Gemächer. Das Essen schmeckt sehr lecker und wir haben meine Erfahrungen mit "Cook it, boil it, peel it or forget it" voll umgesetzt, damit wir keinen weiteren Schaden nehmen.

Später am Abend taucht plötzlich unser "kranker Kämpfer" auf und verlangt nach einer Cola und später nach einer Zweiten. Diese bringen seinen Magen langsam wieder ins Lot, und ganz zuletzt gibt es dann noch eine Suppe für unseren Patienten. Wir hoffen alle auf einen besseren nächsten Tag.


Trekking Tag 2


Am Morgen ist die Luft noch klar und wir können die Bergriesen sehen.


Der Morgen ist heute frisch und alle sind (wieder) gesund. Nach dem Aufstieg von gestern führt uns der Weg heute erst einmal ca. 1100 Höhenmeter hinunter. Schnell wird es sehr warm und wir gehen fast ausschließlich in der Sonne. Es stellt sich mehr und mehr heraus, dass der weibliche Teil des uns begleitenden Paares mit dem bergigen Gelände in Kombination mit der intensiven Sonneneinstrahlung überfordert ist. Als wir nach einer heißen Wanderung am Nachmittag Kinja auf 1600 Meter erreichen, beschließen wir hier unser Nachtlager einzurichten um Alternativen für das Weiterkommen zu prüfen.

Nach Telefonaten und einem längeren Abstimmungsprozesses beschließt unser Hitzeopfer mit einem unserer Träger Tal auswärts zu gehen und sich von dort mit einem Jeep zurück nach Katmandu fahren zu lassen. Dies hat die Stimmung in unserer Kleingruppe zunächst belastet, es war jedoch die einzig sinnvolle Option, denn ohne gute Kondition kann man bei einem Trekking im Himalaya auch mit viel Motivation keine positiven Erlebnisse genießen.


Trekking Tag 3


Wir starten heute Früh, denn unser Programm hat viele Höhenmeter.


Weil wir gestern am Nachmittag einige Höhenmeter nicht mehr im Programm hatten, gibt es heute eine entsprechende Zugabe. 1900 Höhenmeter an einem Stück hinauf auf den Lamjura La (3530m). Unser "Dach der Tour" wartet auf uns; danach ein Abstieg von 700 Höhenmeter. Unser Tagespensum für heute ist beträchtlich. Da wir nun alle gesund und fit sind, gehen wir ein moderates aber stetiges Tempo und gewinnen so recht zügig an Höhe. Die etwas drückende Wärme im Talkessel lassen wir hinter uns, jedoch ist auch heute wieder viel Sonne zu bewältigen und auch auf über 3000 Meter Höhe wird es nicht wirklich kühl.

Die Bäume stehen hier in weitem Abstand, sodass man kaum einmal das Gefühl hat in einem Wald zu gehen, zumindest können wir keinen Schatten genießen. Mehr und mehr kommen wir in die Höhenlage der Rhododendrenwälder. Sie blühen noch, jedoch haben wir die Hochblütezeit leider schon hinter uns. Das Gelände wird nun flacher und alles deutet darauf hin, dass wir demnächst unsere höchste Stelle des Trekkings, den Lamjura La erreichen werden.


Nur wenige Schattenflächen helfen uns mit kühlerer Luft auf dem langen Weg nach oben.


Unmittelbar vor der Passhöhe sehen wir linkerhand einen Kiosk, der mit seinem vollkommen betrunkenen Chef eine ausgesprochen unangenehme ja fast feindliche Stimmung verbreitet. Wir sputen uns weiter zu kommen. Leider hat die relativ leichte Verfügbarkeit von Alkohol und sein Missbrauch in der armen Bevölkerung auch hier seine negativen Spuren hinterlassen. Wir erreichen nun die Passhöhe und insgeheim denke ich, dass es für heute eigentlich schon genug wäre. Aber es folgen nun noch gut zwei Stunden Abstieg auf unterschiedlich guten Wegen.


Der höchste Punkt unserer Trekkingtour. Der Lamjura La (3530 Meter)

Wir erreichen unsere Lodge ca. 20 Gehminuten vor Junbesi und erfreuen uns sogleich an der gepflegten und netten Atmosphäre, die dort herrscht. Gleich bemerken wir, dass hier "Europaerfahrung" vorhanden ist. Die Wirtsleute wissen um unseren europäischen Geschmack und Anspruch und verbinden dieses Wissen mit ihrer herzlichen Art und ihrem Fleiß und schaffen so eine Oase, die man eigentlich nicht mehr verlassen möchte.


Bei diesen beiden fühlen wir uns richtig wohl!


Heute während der Tour erzählte uns unser Guide von einem Fest in Junbesi. Wir wollten da eigentlich noch hingehen, aber beim Abendessen bemerkten wir, dass unser Guide dann plötzlich bremste mit der Bemerkung; das sei nun auch schon so gut wie vorbei...

In der Nacht wurde uns dann schlagartig klar, wodurch dieser Sinneswandel begründet war. Wir erwachen am Schein mehrerer Taschenlampen, Stimmengewirr und Tumult vor dem Hotel. Plötzlich donnern scheinbar besoffene Festbesucher mit den Fäusten an den Hoteltüren und verlangen Einlass mit lautem Rufen. In Sekundenbruchteilen sind wir hellwach und versuchen die Lage einzusortieren. Nach dem Schallpegel, der von draußen herein dringt sind wir als einzige Übernachtungsgäste in jedem Fall beträchtlich in der Minderheit. Auch ist uns vollkommen unklar, ob die Besoffenen in friedlicher Absicht unterwegs sind oder was sie sonst im Schilde führen. Wir sind hochgradig angespannt und wissen auch nicht, ob die Herbergsleute und unser Guide und der Träger im gleichen Haus schlafen, denn zu hören und zu sehen ist von denen nichts!

Wir verlassen leise und ohne Taschenlampe unser kleines Zimmer. Draußen vor der Tür finden wir ein Ding an der Wand, sowas zwischen Dreschflegel und Keule. Dergestalt ausgerüstet formieren wir uns am oberen Ende der schmalen Treppe, wie wir es aus den alten Spielfilmen gelernt haben.

Hoch angespannt und ohne einen Laut von uns zu geben stehen wir dort; gefühlt eine Ewigkeit lang. Keinem aus der Horde gelingt es, ins Haus zu kommen. Wir sind überaus glücklich mit diesem Umstand und ziehen uns dann, als es etwas ruhiger vor dem Haus wird in unser Zimmer zurück. Es dauert noch lange bis sich das Taschenlampengefunzel um das Haus beruhigt. Langsam und eines nach dem anderen ziehen die Lichter weiter und verschwinden endgültig in der Nacht. Wir brauchen noch eine ganze Weile, bis wir wieder einschlafen können und am nächsten Morgen will keiner vom Personal etwas gesehen oder gehört haben.


Trekking Tag 4


Weitgehend ebener Weg. In Nepal ein seltener Anblick!


Heute genießen wir zum ersten Mal eine Wanderstrecke größeren Ausmaßes, wo es nicht dauernd bergauf oder bergab geht. Von Junbesi, das auf etwa 2700 Meter Höhe liegt, führt unser Weg in einem großen und ausladendem Bogen über Süden um einen Berg herum zu einer Ansammlung von Häusern Namens Ringmu, welche auf etwa der gleichen Höhe liegen. Dazwischen liegen Höhenunterschiede, die kaum dreistellig sind, was in dieser Region bereits fast ein Superlativ ist. Nach längerem gerade aus geht es zuletzt hinab zum Fluss, über eine der vielen Hängebrücken und dann etwa 150 Höhenmeter schnurstracks in die Höhe zum Ort. Dazwischen waren es sicher zwei der vier Stunden, wo wir auf ebenem Weg mit herrlicher Aussichtslage dahingehen konnten.


Warme Temperaturen mit intensiver Sonne und gehen im Halbschatten. Ein prima Wegstück


Vor dem Mittagessen gab es wie fast immer eine gute Stunde Pause, da ja auf Zuruf und immer alles frisch zubereitet wird. Wir nutzen die Zeit um auf einer Bank und einer improvisierten Tischtennisplatte ein Nickerchen zu machen. Überhaupt waren die ausgedehnten Wanderungen immer von langen und geruhsamen Mittagspausen unterbrochen, was wir alle genossen.

Was wir am Morgen bummeln durften, hat uns am Nachmittag mit aller Wucht eingeholt. Als wäre es eine Strafaktion für die flache Strecke, dürfen wir nach der Pause mit vollem Bauch hinauf auf den Taksindu La, der knapp 3100 Meter hoch ist. Sicher war das mit 350 Höhenmetern keine Riesenaufgabe, aber die unangenehme Steilheit des Weges kombiniert mit dem reichlichen Essen und der Mittagshitze haben uns gehörig eingeheizt. Nach der Überschreitung des Passes taucht nach einigen Minuten unvermittelt das Kloster Taksindu Monastery auf. Wir nehmen das Angebot einer Besichtigung gerne an und sind beeindruckt von der Kraft der leuchtenden Farben und dem friedlichen und ruhigen Ambiente der Anlage. Gerne spenden wir ein paar Scheine wohl wissend, dass hier mit für unsere Verhältnisse wenig Geld viel bewegt werden kann.




Der Mönch wird uns das Kloster zeigen



Beim Weitergehen, können wir schon gleich unseren Ort für die Nacht erkennen. Sicher haben wir noch zwei Stunden Abstieg vor uns, aber in der Ferne ist bereits mit Nunthala eine recht stattliche Ansammlung von Häusern erkennbar. Als wir dort unten auf 2200 Meter ankommen, haben wir in der Tat das Gefühl in eine Stadt zu kommen. So etwas wie eine echte Hauptstraße gesäumt von einigen ausgewachsenen Steinhäusern macht den Ort aus. Natürlich ist es auch hier nur ein Karrenweg und es wird sicher noch viele Jahre dauern, bis hier einmal ein motorisierten Fahrzeug herfinden wird (wenn überhaupt einmal).



Nunthala, ein Ort mit stattlichen Steingebäuden


Trekking Tag 5
Am Morgen des fünften Trekkingtages starten wir erst einmal gemütlich auf sanftem Weg hinunter in Richtung Dudh Kosi (Milch Fluss). Der Dudh Kosi entwässert das Everestgebiet nach Süden hin. Es ist ein sehr reißendes Gewässer mit extrem hohen Fließgeschwindigkeiten und entspringt den Gokyo-Seen, die wir bei unserem nächsten Nepalaufenthalt kennenlernen möchten. Auf der Hängebrücke über den Fluss erreichen wir mit ca. 1500 Meter den niedrigsten Punkt unseres Trekkings. Wir merken das auch daran, dass wir in der ungewöhnlich feuchten und warmen Luft übermäßig ins Schwitzen geraten.



Wir sind nicht annähernd so leichtfüßig wie der gut gelaunte Nachwuchs hier

Wie nach wohl allen Hängebrücken im Himalaya kennt der Weg nur noch eine Richtung; es geht nach oben. Wir steigen sicher zwei Stunden ohne Pause in die Höhe, bis wir endlich eine Ende des Anstiegs sehen. Mit Kharikhola erreichen wir wieder einen Ort, vor dem ein Gebäude (wahrscheinlich ein Kloster, oder eine Schule), in einer absoluten Aussichtslage auf einer Bergrippe linkerhand des Weges steht. Ein wunderbarer Weg und eine Treppe hinauf erschließen das Gebäude. Wir genießen den Ort und die schöne Aussicht bei einer kleinen Pause, bevor wir weitergehen.

Unser Ziel für die Nacht ist bereits wenige 100 Meter höher auszumachen. Doch zunächst müssen wir ein nicht zu kleines Stück absteigen, um in einem großen Bogen noch weiter aufzusteigen. In Bupsa erreichen wir eineinhalb Stunden später endlich ein hübsches "Hotel" am fast höchsten Punkt, wo wir nächtigen werden. Zuerst legen wir uns auf die Wiese vor der Herberge um etwas zu Ruhen. Auch entdecken wir eine Dusche hinter dem Haus. Und da gönnen wir uns mal wieder den Luxus!



Unser heutiges Nachtlager

Trekking Tag 6
Unser sechster Tag ist weniger vom auf und ab geprägt. Zwar geht es den ganzen Tag hoch und runter, aber die Ausmaße sind etwas geringer als in den Tagen zuvor. Dies liegt daran, dass wir nun nicht mehr von West nach Ost gehend „Tälerhopping“ betreiben sondern dem Verlauf des Dudh Kosi nun nach Norden folgen. Zwei kleinere Passübergänge liegen heute vor uns. Einer am Vormittag einer am Nachmittag; schön verteilt. Zusätzlich noch ein großer umwegträchtiger Taleinschnitt.

Den Pass mit etwa 500 Höhenmetern erklimmen wir, ohne dass wir diesen all zu sehr registrieren. Es geht gleichmäßig und wenig steil in die Höhe, so dass wir fast schon unbemerkt in die Höhe kommen. Sicher liegt es auch daran, dass wir nun schon bestens eingelaufen sind; der Rhythmus ist ja auch Tag für Tag der gleiche. Es ist keine klassische Passhöhe, denn eigentlich ist es nur eine Rechtskurve um eine Geländekante herum. Aber es geht nun wieder hinab. Schnell sehen wir Paiya, unsere Mittagsrast auftauchen. Der Ort liegt wunderbar in der Sonne auf der anderen Seite am Südhang eines langen Taleinschnittes den wir in der nächsten Stunde nun umgehen.


Für die Mittagsruhe nach dem Essen nutz unser Kumpel Micha die schön angewärmte Tischtennisplatte.


Schattig, feucht und etwas modrig kommt die Nordseite des Taleinschnitts daher. Die Bäume stehen recht dicht und sind mit Flechten und Farnen bewachsen. Das Gefälle lässt mehr und mehr nach und eine ganze Weile gehen wir dann mal wieder steigungsfrei. Zum Mittag haben wir einen schönen sonnigen Platz auf der Terrasse. Wie immer rasten wir lange, was wir in der Sonne gerne genießen.


Schöne Farne sehen wir heute mehrmals.


Am Nachmittag geht noch einmal 100 Meter höher als am Vormittag Chutok La (2870 m). Südseitig geht es wieder nach oben, aber wir lassen uns Zeit. Der Abstieg ins Tal nach Surke (2280 m) zieht sich noch einmal in die Länge. Wieder nordseitig geht es tiefer und tiefer und wird immer schattiger, weil sich auch schon die Dämmerung ankündigt. Als wir in Surke ankommen ist das Fotografieren schon eine kleine Herausforderung, gleich wird es dunkel sein.


Es dämmert bereits als wir den Ort Surke erreichen.


Trekking Tag 7
Heute können wir es gemütlich angehen lassen. Wir haben nur noch gut zwei Stunden auf dem Programm und auch nur einen einzigen Anstieg von ca. 600 Höhenmetern, also ein Vormittagsprogramm. Es ist jedoch ein ganz besonderer Anstieg, wie wir gleich feststellen dürfen. Zunächst ist eine ganz normale Wanderung und wir haben noch keine Ahnung, was uns im zweiten Teil des Aufstiegs bevorsteht. Wir wandern zunächst noch etwas nach Norden bevor wir dann mehr und mehr in Richtung Osten umschwenken. 

Plötzlich brummt über uns ein Flieger in beachtlicher Tiefe über unsere Köpfe hinweg. Gleich wird uns klar, dass der nur nach Lukla unterwegs sein kann. Die wiederholt sich nun im Abstand von wenigen Minuten und mit jedem Höhenmeter den wir höher hinaufkommen desto lauter und eindrucksvoller knattern die Kisten über unsere Köpfe hinweg. Nicht nur der absolut ungewöhnliche Anblick der Flieger von unten her beeindruckt uns sichtlich, auch deren Verschwinden in Richtung Landebahn ist bemerkenswert. Klar, Flieger verschwindet hinterm Berg; es wird ruhig. Bemerkenswert ist dabei jedoch in welcher abrupten Weise das von statten geht.


Einer der vielen Flieger im Landeanflug auf Lukla.


Mittlerweile sind wir nur noch wenige Höhenmeter unter der Landebahn (was ich natürlich erst jetzt realisiere). Die Flieger erscheinen behäbig, mit immer lauter werdendem Gebrumme aus der diesigen Luft. Es wird immer lauter und findet seinen Höhepunkt in der Sekunde wenn er über uns hinwegknattert. Eine halbe Sekunde später verschwindet er scheinbar in den Bäumen und innerhalb einer zehntel Sekunde ist es absolut still. Keine Spur eines Nachhalls, absolute Stille als würde es keinerlei Zivilisation geben! Der Weg neigt sich, wir werden gleich oben sein. Plötzlich sehen wir direkt auf den Beginn der Landebahn, sie ist mit einem Zaun vor dem direkten Zugang geschützt, wir sind jedoch gerade mal 20 Meter von ihr entfernt.


Unser Weg führt direkt am Beginn der berüchtigten Landebahn vorbei


Der Rest ist schnell erzählt. Wir stehen lange am anderen Ende der Landebahn und die startenden und landenden Maschinen zu betrachten. Was auch noch der Rede wert ist: Die German Bakery. Direkt gegenüber dem Haupteingang zum Airport ist eine Bäckerei, in der nach deutschen Rezepten gebacken wird. Nicht alles erscheint uns durch und durch deutsch, aber vieles sieht so oder ähnlich aus, schmecken tut es oft sogar noch viel besser. Echte Handwerkskunst. Für die Verhältnisse in Nepal unerschwinglich teuer, aber im Geschmack schwer zu überbieten! Unbedingt probieren! Übrigens bei schönem Wetter kann man im Hof prima im Freien sitzen, auch als bessere Alternative zum kalten und zugigen Flugplatzterminal (wenn es dort mal etwas länger dauert. Einer muss im Airport aber Wache stehen damit der Flieger nicht ohne dich fliegt!)

Wir fliegen am nächsten Tag zurück und haben viel Spaß beim bunten Treiben auf dem kleinen „Airport“. Die meisten kommen hier an, um sichtlich Adrenalingeschwängert ihr Trekking zu beginnen. Wir fliegen von hier zurück und sind uns sicher, dass wir dort auch einmal landen werden um ein mehrwöchiges Trekking zu machen. Nepal ist (k)eine Reise wert. Nein, Nepal lohnt für mehrere Reisen!


Freundliche Menschen sind hier unsere täglichen Begleiter

Noch eine Anmerkung zum Schluss: Wer die Zeit hat, sollte sich diesen "vergessenen" ersten Teil des Everest Trek auf keinen Fall entgehen lassen. Herrliche Landschaften, freundliche Menschen und noch echte Ursprünglichkeit begleiten den Wanderer in diesen Tagen. Bestens Akklimatisiert mit einer Woche "Höhenvorsprung" kann man so dann den zweiten Teil des Everest Treks unter die Sohlen nehmen, der schon wegen der vielen Menschen von ganz anderem Charakter ist.

Tourengänger: schimi


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