Trettachspitze (2.595 m) Überschreitung


Publiziert von Mandinka , 16. Juli 2011 um 22:38.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Fahrrad bis zur Alpe Eschbach und von dort zu Fuß in Richtung Einödsbach. Außerdem fährt auch ein Bus bis Eschbach.
Unterkunftmöglichkeiten:Wenn nötig dann Waltenberger Haus oder in Einödsbach.

Die Trettachspitze...mein absoluter Liebling in den Allgäuer Alpen. Dieses Jahr gab es dann endlich wieder die Gelegenheit diesen formschönen und markanten Berg im Allgäuer Hauptkamm zu besteigen.

Es sei von vornherein gleich angemerkt...wir haben für diese Tour absolut untypische 14 Stunden benötigt. Sven wird behaupten, weil ich zuviel gequatscht habe und ich sage, der Tag war einfach zu schön um ihn Enden zu lassen. Und nebenbei bemerkt...der Sundowner vom Spätgundkopf war die Krönung der Tour, was die Verweildauer auf dem Berg allein schon rechtfertigt!

Nun zur Trettachspitze. Der Berg ist kein komplizierter Kletterberg und einige gehen ihn auch solo. Trotzdem ist der Berg eine ernsthafte Tour was zahlreiche Unfälle immer wieder beweisen. Am Tag unseres Aufstieges wurde erst wieder ein abgestürzter Bergsteiger von der Westseite tot geborgen...welcher am Abend zuvor im NW-Grat den Halt verloren hatte und in die Westwand stürzte.

Gestartet sind wir mit dem Fahrrad in Oberstdorf. Von hier kann man bequem bis ins Stillachtal radeln. Unsere Bikes haben wir dann auf Höhe der Alpe Eschbach geparkt und von da ging es los. Wir haben den Weg gewählt, den ich eigentlich immer nehme. Erst etwa 10 Minuten Richtung Einödsbach auf der Schotterstraße und dann kommt nach einer scharfen Rechtskurve eine Abbiegung (kein Wegweiser) nach links...ein Viehtriebweg, welcher ziemlich steil bis zur unteren Einödsbergalpe hinaufführt. Bei der Alpe quert man nach links in den bewaldeten Hang und folgt der Spur die bis auf den Sattel führt, welcher vom Wildengundkopf kommt, über den Spätgundkopf weiterführt und zur Trettachspitze anschließt. Oben auf dem Sattel angekommen wird der Weg weniger anstrengend und führt mal hoch, mal runter bis zum großen Geröllfeld vor der Trettachspitze.

In dem Geröllfeld liegen ein paar ziemlich große Felsbrocken, an denen wir unser Depot gemacht haben. Es waren noch andere Kletterer unterwegs...was meine Erklärung dafür war, dass Sven unser Depot mit einer Lidl-Tüte markierte und hoffte, das würde andere abschrecken und scheinbar tat es das auch. :-)  Also Klettersachen raus, letzte Stärkung und auf zum Einstieg. Geklettert wird hier mit Alpinschuhen...hab nur selten mal jemand mit Kletterschuhen gesehen...was wirklich nicht nötig ist.

Der Einstieg zum NO-Grat befindet sich auf der linken Seite am äußeren Teil der Nordwand. So etwa kann man sich schon vorstellen wie die Route verläuft, nämlich zwei Seillängen quasi im rechten Teil der Wand und dann geht es direkt auf den Grat. Die 2 Seillängen bis zum Grat sind relativ leicht und ohne erwähnenswerte Schwierigkeiten (allerdings viel Dreck und Bruch in der Wand, da kommt immer wieder mal was runter...egal ob vorsteigende Seilschaften, oder nicht!). Wir haben auch auf dieser Seite der Trettachspitze in den ersten Seillängen glaube einen Bohrhaken gesehen. Aber hatten meistens eh mit Keilen, Friends oder Schlingen Sicherung gelegt, wo es nötig war. Meistens jedoch benötigt man in diesem Gelände außer an den Standplätzen kaum Zwischensicherungen. 

Auf dem Grat dann wird es etwas luftig und ausgesetzt. Aber die Kletterei ist gutgriffig, absolut genussvoll und "unschwierig". Die Wegfindung...war, wie man es am Grat gewohnt ist, ziemlich einfach, nämlich -> Gratkletterei am besten auf dem Grat genießen. Mit Schlingen konnte man wunderbar Standplätze einrichten und je näher man dem Gipfel kommt, desto angenehmer wird es wieder für jene, die sich weniger wohl fühlen wenn es beidseitig abwärts geht. Und zwischendurch immer wieder mal die gigantische Aussicht im Rücken genießen...ich sage nur Höfats,etc.

Kurz vor dem Gipfel kommt man an eine etwa 10m hohe Verschneidung (Blodigkessel), die Hauptschwierigkeit (III). Diese ist allerdings weder sehr ausgesetzt, noch lässt sie sich schwer sichern...hat man diese Stelle hinter sich, sieht man den Gipfel vor sich und kann die letzten Meter bis zu diesem erlaufen.

Auf uns wartete am Gipfel ein Pärchen, welches sich ganz und gar nicht sicher war welcher Weg nach unten der Richtige ist. Deshalb war unser Gipfelerlebnis recht kurz und es ging direkt weiter...wieder abwärts...zum Glück kannten wir den Weg :-)

Der typische Weg nach unten führt über den NW-Grat. Dieser hat auch ab der zweiten Seillänge eingerichtete Standplätze. Geht man nun vom Gipfelkreuz los, folgt man bitte nicht, wie das Pärchen, einer lockenden Rinne die leicht nach rechts abfällt...denn, diese führt direkt in die Nordwand und abseilen ist dort glaube nicht vorgesehen. Also schön geradeaus über einen steilen Absatz und dann ziemlich offensichtlich durch kleine Rinnen und über abgespeckten Fels bis zum ersten eingerichteten Standplatz. Bis hier kann man sich relativ gut bewegen, ohne Schwierigkeiten. Von nun an haben wir uns dann einer nach dem anderen abgeseilt (50 Meter Doppelseil). An einer Steilstufe, an deren unteren Ende auch der nächste, vorletzte Standplatz ist führt die Route dann wieder nach rechts hinunter. Kaum hat  man sich versehen steht man wieder unten im Geröllfeld vor der Trettachspitze-NW mit einem unglaublich gutem Gefühl...und ja, ich habe es immer wieder bei diesem Berg!

Im Abstieg haben wir den Sonnenuntergang mitbekommen und waren erst gegen 22:30 Uhr wieder am Startpunkt. Ich bereue keine Minute und hoffe, dass ich mit Sven noch viele Touren machen werde...es war einfach nur geil :-)

Tourengänger: Mandinka


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Kommentare (2)


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benuaq hat gesagt: schwierigkeits einschätzung
Gesendet am 18. Dezember 2011 um 02:07
hallo,
war erst einmal auf der trettachspitze und konnte folgende erfahrungen machen:

finde "T2 - bergwandern" etwas irreführend.
die trettachspitze fällt meiner meinung nach viel mehr unter "T4 - alpinwandern".
erfahrene und ortskundige können vielleicht ohne sicherung hoch. aber allen anderen würde ich den berg nur bei gutem wetter und mit sicherung empfehlen. vorallem der abstieg über die west-seite ist nicht ohne. finde 60m seil nicht verkehrt, sowie ein paar meter reepschnur(zum opfern). wegmarkierungen hab ich niergends gesehen, auch keine bohr-haken. (angeblich ist irgendwo westlich vom gipfel einer.)
es sind an manchen stellen alte rostige haken in die wand geschlagen, den ich auch nicht umbedingt vertrauen würde.
teilweise ist man sehr exponiert. auch die trettachspitze forderte bereits ihren tribut.
und dennoch, ist es ein sehr schöner berg, dem man umbedingt mal begegnen sollte.

Mandinka hat gesagt: RE:schwierigkeits einschätzung
Gesendet am 18. Dezember 2011 um 08:42
Danke für deine Einschätzung. Ich stimme dir da weitgehend zu. T2 habe ich gewählt, da ich nur den Weg bis unter den Gipfelaufbau bewertet habe...im Vergleich und in Bezugnahme auf andere Zustiege in den Alpen scheint mir T4 etwas hochgegriffen, aber das ist vll. subjektiv. Bohrhaken sind übrigens auch auf dem Westgrat vorhanden...sogar ziemlich aktuelle ;-)


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