Voralpen-Highlight im Brunnital: Schwarz Stöckli


Publiziert von Bambula , 13. Juli 2011 um 20:35.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:11 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Kartennummer:1192

Schöne und anspruchsvolle alpine Wanderung über einsame Voralpengipfel im Brunnital. Das Schwarz Stöckli entpuppte sich dabei als Höhepunkt der Tour.

Wiss Stöckli (T5)

Start um 09.15 Uhr bei der Bergstation der Sittlisalp-Bahn. Auf breiter Bergstrasse zur Sittlisalp und weiter nach Eggen. Dem Wanderweg folgend bis etwa 1780m und dann weglos und mühsam im hohen Gras weiter nach Süden gequert. Unter den Ostwänden des Wiss Stöckli hindurch und durch das erste Couloir hinauf nach Griesseggen (T5). Dort abzusteigen wäre ziemlich unangenehm, eventuell gäbe es noch ein leichteres Couloir weiter südöstlich. Der weitere Aufstieg vorwiegend über Geröll und Blöcke war etwas mühsam. Bei 2200 Metern wird das Gelände flacher und es zeigt sich der Gipfelaufstieg zum Wiss Stöckli. Nach einer Querung im Geröll (nach Osten) steigt man über steiles Gras, Rinnen und leichte Felsen in ziemlich direkter Linie nur wenig östlich des höchsten Punktes hinauf. So gelangt man in einen kleinen Sattel 20 Meter östlich des Gipfels. Die letzten 10 Meter legt man auf der luftigen Gratschneide zurück. Dabei sind 3 Meter noch ziemlich exponiert und erfodern leichte Kletterei (II) in gutem Fels. Den Gipfel erreichte ich etwa um 12.00 Uhr. Die Schwierigkeiten würde ich mit einem soliden T5 bewerten und wirklich nur die allerletzten Kletterschritte mit II. Die Route ist durchaus etwas ausgesetzt, was einem vor allem beim Abstieg auffällt. Auf gleicher Route gelangte ich wieder hinunter.

Schwarz Stöckli (T6, II+)

Über schiefriges Geröll, weniger mühsam als befürchtet, hoch in den Zinggen genannten Sattel. Dort den Rucksack deponiert und über die luftige Felsbrücke noch auf den markanten Felsturm geklettert, der von weitem gut sichtbar ist. Der Fels ist solide und die Kletterei würde ich mit III- bewerten. Nun vom Sattel direkt auf der Wasserscheide gegen P.2438. Bald wird es steiler und man steigt auf schwach ausgeprägten Rasentritten wenige Meter nach Westen (T5) um so einige Felsen zu umgehen. Nun weiter meist durch Gras leicht nach rechts hoch (im Sinne des Aufstiegs), wo ich noch einen Steinmann gesehen habe. So ohne Schwierigkeiten hoch bis auf den Grat, den ich wahrscheinlich wenig nordwestlich von P.2438 erreicht habe. Das auf der Karte eingezeichnete Kreuz habe ich nicht gesehen. Nun folgte der abwechslungsreiche und beeindruckende Aufstieg über den Ostgrat zum Gipfel. Ausser einem etwa 20 Meter hohen, dunklen und breiten Aufschwung in Grathälfte, den ich südlich umgangen habe, konnte ich alles direkt der Gratschneide folgen. Es geht häufig recht exponiert über diverse kleine Aufschwünge und Türme. Vom erwähnten grossen Aufschwung könnte gut wieder abgestiegen werden. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich eine Überschreitung in Betracht gezogen. Es wäre wahrscheinlich Kletterei im III Grad nötig und dies in ziemlich unzuverlässigem Fels. Auf dem ganzen Grat ist deswegen Vorsicht geboten. Der Fels ist häufig brüchig und auch mit vielen Flechten bedeckt. Gegen Schluss wird der Grat dann etwas zahmer und es geht mässig steil über nun recht solide Platten hoch zum Gipfelkreuz, das ich um 13.30 Uhr erreichte. Ich freute mich auf diesem wilden Gipfel zu stehen war aber zugleich auch erstaunt, dass ich keine Anhaltspunkte für einen Abstieg nach Westen zum Sprossengrätli ausmachen konnte. So konsultierte ich doch noch das Gipfelbuch um vielleicht dort einen Hinweis zu finden. Erstmal war ich überrascht, dass mein Eintrag im Jahr 2011 erst der zweite war. Das Gipfelbuch ist von 1991 und weist noch keine hundert Einträge auf. Anstelle einer Wegbeschreibung für den Abstieg fand ich den folgenden wenig ermutigenden Eintrag vor: "Im Aufstieg schon fast in die Hosen geschissen und der Abstieg steht mir ja erst noch bevor." Über den Ostgrat, den ich mit T6, II+ bewerten würde wieder abzusteigen wäre eventuell möglich gewesen aber sehr heikel und mühsam und das wollte ich unbedingt vermeiden. So machte ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen an den Abstieg über die Westseite. Die Route ist im SAC-Führer (Oberalpstock - Windgällen) beschrieben und ich kann deren Korrektheit bestätigen, allerdings erst im Nachhinein, denn nur vom Beschrieb her war mir der Verlauf nicht klar. Nach wenigen Metern des Abstiegs konnte ich die Nordseite einsehen und über diese auch absteigen. Über steile Schuttbänder und kleine Wandstufen geht es im Zickzack hinunter. Das Gelände ist sehr steil und der Fels sehr schlecht. Höchste Konzentration und grosse Vorsicht sind gefordert. Weiter unten nimmt die Steilheit ganz wenig ab und in einem seichten Trichter kann man in Abstiegsrichtung leicht nach links halten und gelangt dann auf Bändern auf eine fast horizontale Schulter. Von dort kann man durch ein steiles Couloir nach Südwesten absteigen. Es muss dabei auch eine etwa 4 Meter hohe Felsstufe abgeklettert werden. Dies geht dank eines Risses in dem die Bergschuhe optimal klemmen besser als ich zuerst gedacht habe. Dennoch ist die Stelle sicherlich mit II+ zu bewerten. Nun war der Abstieg geschafft. Durch Geröll, steil aber unschwierig gegen das Sprossengrätli und dann auf schmalem Weglein nördlich des Grates hinüber zum Seewligrat. Diesen Abstieg würde ich schwieriger als T5 (wie im Führer angegeben) einstufen. Aus meiner Sicht T6- oder T6. Rückblickend war die Überschreitung des Schwarz Stöckli sehr abenteuerlich und bisher einer der schönsten Voralpengipfel den ich besteigen konnte. 

Rot Grat (T5)

Vom Seewligrat über P.2398 zu P.2440. Folgt man konsequent der Gratkante gibt es nette Kraxelstellen zu entdecken. Nur mässig ausgesetzt und immer wieder auch breitere Stellen (T4). Der Abstieg in die Scharte nach P.2440 ist ziemlich steil. Man kann dem schmalen und luftigen Grätchen bis auf zwei Stellen, wo man kurz in die Nordflanke ausweichen muss folgen (T5). Für den erneuten Aufstieg aus der Scharte bin ich wiederum dem Grat gefolgt (T5, II). Mit einem Ausweichen in die Südseite wäre diese Stelle wohl einfacher. Weiter in genüsslicher Kraxelei auf P.2470, den höchsten Punkt des Rot Grats. Von dort direkt weiter nach Westen abgestiegen bis zu einem Couloir in dem man durch steiles Geröll nach Südwesten auf den Wanderweg gelangt. Der Abstieg ist auch ziemlich steil und etwas ausgesetzt und ist wohl auch mit T5 oder sogar T5+ zu bewerten. Die Überschreitung dieses Grates ist eine schöne Verlängerung der Tour und bewegt sich wie Wiss Stöckli und Schwarz Stöckli ebenfalls im gehobenen Alpinwandergelände.

Rinderstock (T4)

Den übertrieben vielen Blauweiss-Markierungen folgend über die Wissen Platten und dann über die N-Seite auf den Rinderstock (T4). Abstieg auf gleicher Route und weiter auf dem Wanderweg zum Stich. 

Via Stichplatten, Griesstal und Widderflüe erreichte ich um 19.00 Uhr die Bergstation der Seilbahn.


Tourengänger: Bambula


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Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 13. Juli 2011 um 21:21
Coole Tour!

Gruss


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