Zwei Meidli am Schnudermeidli - Wiss Stöckli


Publiziert von Zoraya , 14. Oktober 2018 um 23:30.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:14 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 5b (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m

Eigentlich bin ich ja selbsternannte Google-Queen. Ich finde alles. Wirklich, ich bin echt gut darin. Deshalb war ich um so überraschter, als ich nichts aber auch gar nichts über die Kletterroute "Schnudermeidli" am Wiss Stöckli fand. Nichts, nada, null. Hurlibueb oder Mansalu leuchteten auf meinem Lap Top-Bildschirm auf, irgendwelche Nordwand-Routen, nicht aber dieses Schnudermeidli. Sie existiert im world wide web tatsächlich nicht. Höchste Zeit also, sie bekannt zu machen. Und es ist mir eine Ehre, als Erste über sie zu berichten.

Gute Vorbereitung ist der halbe Gipfel. Um Zeit beim Zustieg zu sparen, holte ich beim Hotel Alpina in Unterschächen die Bewilligung für die Strasse zur Alp Brunni (20.-). Wir parkierten das Auto und marschierten los Richtung Chärschelen nach Griesseggen. Ich empfehle diesen Zustiegsweg, da über die Sittlisalp zwar Höhenmeter gespart werden, die südliche Querung hingegen extrem mühsam ist. Der nördlichste Punkt im Felsband gilt es anzupeilen. Eine deutliche Wegspur, welcher höchstwahrscheinlich als reiner Kletterzustieg dient, führt zum drahtgesicherten Aufstieg im Felsband. Steil über die Graskuppe geht es aufwärts Richtung Zinggen. Danach befindet man sich in einer Gesteinswüste. Die Landschaft bringt mich, obwohl ich sie gut kenne, nach wie vor zum Staunen. Riesige Nordwände zur Linken, die imposante Südwand des Wiss Stöckli zur Rechten, im Hintergrund die unglaublich steile Ruchen Chälen und nordöstlich thront der Schächentaler Windgällen. Daneben hat man das Gefühl man befinde sich weit ab jeglicher Zivilisation. Kaum ein Mensch verirrt sich in dieses Gebiet. Auch das Wiss Stöckli geniesst eine sehr bescheidene Bekanntheit unter Kletterer. Ich ging davon aus, dass wir niemanden antreffen werden. Und so war es auch.

Der Einstieg befindet sich im Südwesthang, also der längste Zustieg von allen Routen am Wiss Stöckli (ca. 2h). Eine gute Wegspur führt über das Geröllfeld zum Einstieg. Dieser befindet sich in der Wand ganz links. Daneben verläuft die Route Hurlibueb

1. Länge 4a: Diese führt in sehr direkter Linie zum Stand. Die Letzten 3 Meter, eine Platte, welche man aber gut hochstemmen kann, der Fels super griffig.

2. Länge 5a+
Eindeutig die Schlüsselseillänge. Auch in dieser Seillänge trifft man auf sehr plattiges Gelände. Trotzdem ging für mich die Länge im Vorstieg flüssiger vonstatten, als im Granit. Eine Verschneidung hält immer mal passable Griffe bereit. Die Wand sehr steil, teils leicht überhängend. In der Mitte der Seillänge hing ein Maillon. Motivierend. 

3. Länge 5a
Die Seillänge schwenkt gleich zu Beginn nach rechts aus, der zweite Borhaken ist schon etwas in die Jahre gekommen. Ausserdem ist mir kurz nach dem ersten Haken ein Griff ausgebrochen, was zum Sturz führte. Danach wiederum in direkter Linie zum Stand. Die reichlich vorhandenen Borhaken weisen den Routenverlauf. Ich empfand diese Länge eindeutig einfacher als die letzte. Abgesehen vom ausgebrochenen Griff, fand ich diese Länge die schönste und genoss jeden Zug. 

4. Länge 5b
Auch hier, ohne grosses hin und her, gerade hinauf zum Stand. Die Seillänge bietet wunderbare Griffe und Tritte. Kurz vor dem Stand wird es allerdings ziemlich tricky. Wiederum sehr plattig.

5. Seillänge 5a+:
Eine kurze Seillänge zum Gipfel in einem engen Kamin. Gute Griffe und einfach hochzustemmen. Wirklich schön zu klettern. Das der Gipfel in Sichtweite liegt, motivierte zusätzlich. 

Leider war es auf dem Gipfel und auch in den Seillängen sehr windig. Meine Hassliebe, der Föhn, meldete sich wieder mal in voller Pracht. In dieser Höhe verursachte er eine unangenehme Kälte. Zu dieser Jahreszeit ist man auf der Südwestseite praktisch die ganze Zeit im Schatten. Erst ab ca. 15.30 Uhr hat die liebe Sonne die Grosse Windgälle überwunden und erstrahlt die Südwestwand. Der Gipfelaufenthalt war daher sehr kurz und uns blühte ja noch unsere unbeliebte Abseilerei. Am besten wird über die Route Hurlibueb abgeseilt. Die Route Schnudermeidli und Hurlibueb werden kurz vor dem Gipfel zusammengeführt. Auf dem Gipfel existiert ebenfalls eine Abseilstelle. Ich dachte erst, dass diese zum Alpinwanderweg führt, welcher ich ja erst letztes Jahr absolvierte. Tut sie aber nicht. Stattdessen seilten wir dann halt über die Route "Lüserli" ab. 

Das Wiss Stöckli über die Route Schnudermeidli war für mich ein lang gehegtes Projekt. Oft bestaunte ich diese Wand, entdeckte die Route im Führer und dachte; da muss ich unbedingt mal rauf. Die Kletterei bot für uns definitiv die eine oder andere Herausforderung. Der Fels ist zwar supergriffig, die Absicherung würde ich sogar als gut+ bezeichnen, die Seillängen sind allerdings sehr technisch und bieten auch einige Reibungsklettereien. Für mich persönlich war die Kletterei sehr bereichernd, da man sich nicht einfach auf gute Griffe verlassen und sich easy hochziehen kann sondern wirklich überlegen muss, wie man zum nächsten Haken gelangt. Die Bewertungen habe ich übrigens aus dem Führer "Uri exellence" entnommen. Im Plaisir Ost sind sie leicht tiefer bewertet. Ich bin allerdings pro Uri exellence. Man kann auch über die Schnudermeidli-Route abseilen, bwz. aussteigen. Jeder Standplatz enthält eine eingerichtete Abseilstelle, was weder im Plaisir Ost noch im Uri exellence beschrieben ist. 

Ich, bzw. wir beide sind stolz auf diesen Gipfel. Wahrscheinlich war diese Tour unsere letzte alpine MSL in diesem Jahr. Um so schöner, dass wir sie erfolgreich absolviert haben, noch dazu in meinem Lieblingsgebiet, mit Sicht zu meinem Lieblingsgipfel. Ein Projekt weniger - viele werden noch folgen. Nächstes Jahr. Wir können es kaum erwarten. 

Material:
50 Meter Doppelseil
13 Expressen (Die Seillängen sind zt 40 Meter lang)
Friends und Keile erübrigen sich, Absicherung eher sogar gut+ 


Tourengänger: Zoraya


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