Federispitz (1865 m) via Vorderfederispitz - "ja, ist denn scho Sommer?"


Publiziert von marmotta , 25. März 2011 um 21:35.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:25 März 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Speerkette   CH-SG   Speer-Mattstock   Zürcher Hausberge   CH-GL 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Ziegelbrücke - Risel - Oberboden - Grüt - Schwanten - Vorderfederispitz - Federigrat - Federispitz - Säntisblick - Federispitz - Plättlispitz - Stelli - P. 1182 - Runsenwald - Ziegelbrücke
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Ziegelbrücke
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Ziegelbrücke

Unglaublich: Die Nagelfluhgipfel rund um den Speer (1950 m) waren mit Ausnahme des nördlichen und westlichen Ausläufers bis anhin ein weisser Fleck für mich! Federispitz, Schafberg, Grappenhorn und Chüemettler - eigentlich liessen sich diese Gipfel in einer schönen, gratüberschreitenden Tour epischen Ausmasses in einem Zug "einsammeln" (siehe z.B. zuletzt hier. Doch das ist wohl eine andere Liga - ich backe etwas kleinere Brötchen, sowieso lassen die (Schnee-)Verhältnisse noch keine allzu grossen Höhenflüge zu.
 
Nach Aufstockung des Proviants am Bahnhofskiosk in cff logo Ziegelbrücke starteten wir um 9.10 Uhr - bei bereits sehr frühlingshaften Temperaturen. Den anvisierten Pfad, welcher lt. Landeskarte direkt am Bahnhof oberhalb der Siedlung "Weberberg" beginnen soll und uns steil durch den Runsenwald via Cholholz hätte hinaufführen sollen, verfehlten wir - das war aber nicht weiter schlimm, denn es führen viele (Vieh-)Pfade steil durch den lichten Wald und die Matten, bis man irgendwann die asphaltierte Alpstrasse quert. Diese immer in direkter Linie abkürzend, erreichten wir nach knapp 1 h unseren ersten Picknickplatz bei P. 1027 (Aussichtspunkt mit Holzbank). Von dort auf markiertem Bergweg zur Alp Schwanten und etwas oberhalb der Alphütten weglos nach Westen hinauf auf den Kamm, der sich bis zum Vorderfederispitz (auch dieser kleine Vorgipfel hat ein Gipfelkreuz) zieht. Der Gang entlang der Abbruchkante nach Westen erlaubt schöne Tiefblicke in die Linthebene und ins Züri-Oberland. Alles in allem ist der Aufstieg bis hierhin jedoch eher von der langweiligen Sorte, steigt man doch immerhin 1200 Hm steil durch Wald und Feld bzw. Kuhweiden ohne Aussicht auf das anvisierte Gipfelziel. Man wähnt sich eher irgendwo in einem Mittelgebirge als in einer alpinen Landschaft. Der Charakter ändert sich jedoch schlagartig ab dem "Gipfel" des Vorderfederispitzes. Bis hierhin hatten wir übrigens praktisch keinen Schneekontakt, der steile Südgrat war natürlich längst aper, was auch gut war, werden die abgerundeten Nagelfluhsteine doch bekanntlich bei Nässe sehr rutschig…
 
Die jeweils nach Norden senkrecht abbrechenden Schichtköpfe im Grat zwischen Vorderfederispitz und Federigrat lassen sich in der steilen Westflanke umgehen, in der Querung des ersten Gratkopfs hat es ein Drahtseil, das in unserem Fall freilich tief unter dem Schnee eingegraben war. Die Querung lässt sich jedoch auch ohne Drahtseil mit der nötigen Vorsicht gut bewerkstelligen, ausrutschen sollte man hier allerdings nicht (bei hartgefrorenem Schnee sehr heikel!). Bei P. 1701 trafen wir wieder auf den markierten Wanderweg von der Alp Obernäten. Die Querung westlich des Verbindungsgrats Federispitz-Plättlispitz war ebenfalls problemlos, der harte Firn war noch gut tragend, liess aber dennoch ein sicheres Auftreten zu. Bei pickelhart gefrorenen bzw. eisigen Verhältnissen könnte auch diese Passage heikel sein, ein Ausrutscher würde fatal enden, da die Flanke weiter unten sehr steil abbricht.
 
Im Gipfelbereich und hinüber zum etwas höher gelegenen "Säntisblick" war der Grat stark verwächtet, was angesichts des (zumindest auf der Südostseite) nun doch schon sehr weichen, nassen Schnees etwas mühsam war.
 
Wir genossen die grandiose Aussicht in die Linthebene und in die sich dahinter ausbreitenden Glarner Alpen. Nach einem kurzen Abstecher auf den Plättlispitz (sehr schöner Tiefblick hinunter auf den Walensee, besser als vom 100 m höheren Federispitz!) freuten wir uns auf das "Schmankerl" des Tages: eine Abfahrt auf den Bergschuhen über die steilen Firnhalden westlich des Plättlispitz-Südsporns, welche dank ihrer Exposition und dementsprechend perfekter Konsistenz im oberen Bereich sogar richtige Schwünge zuliessen! Etwas weiter unten wurde es dann schon etwas weicher (man hätte früher dran sein sollen), dennoch war mit ausgefeilter Technik noch eine Rutschpartie bis auf ca. 1550 m möglich, darunter mühsamer Nassschnee, bis wir bei P. 1456 die schneefreien Grasmatten erreicht hatten, die uns bis zur Bachquerung auf ca. 1200 m führten. Nach Erreichen der Fahrstrasse (P. 1182) auf der Aufstiegsroute bis Grüt und von dort auf steilem, äusserst ermüdendem Bergweg (unter dem Laub verstecktes Nagelfluhgeröll, dadurch sehr uneben und hart) zum Ausgangspunkt. Den Bergweg, der von der Alpstrasse auf einer Höhe von ca. 750 m steil hinunter führt, kann ich im Abstieg überhaupt nicht empfehlen.
 
Den ganzen Tag herrschten sommerliche Temperaturen von deutlich über 20° C, so dass wir uns fragten, ob denn der Winter dieses Jahr nahtlos in den Sommer übergegangen ist.       

Tourengänger: KraxelDani, marmotta


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4

Kommentar hinzufügen»