Brünnelistock (SW-Vorgipfel)

Neue Wege im Wägital – Teil 5: Near miss am Brünnelistock
 
Zu meiner Skitourenserie „Neue Wege im Wägital“ kam heute noch eine weitere Komponente hinzu: Die Mischung zwischen Wandern und Skitouren-Fahren. Dies aus dem einfachen Grund, dass Schnee in diesem Jahr im Wägital nach wie vor Mangelware ist. Dennoch hat sich am Schluss eine spannende und abwechslungsreiche Tour ergeben, bei der ich erst kurz vor dem Gipfel des Brünnelistocks aufgeben musste.
 
Nach der Tour auf den Rossalpelispitz von mde letzten Winter war klar, dass auch an diesen Wägitaler Gipfeln Winterbegehungen nicht unmöglich waren. Der Brünnelistock mit seinem scharfen Gipfelgrat stellt aber auf jeden Fall eine Herausforderung dar. Aufgrund der warmen Witterung und des wenigen Schnees ging ich davon aus, dass eine Besteigung momentan am ehesten möglich sein sollte. Hat man einmal die knackige Steilstufe überwunden, die den Zugang zum Kessel zwischen Brünnelistock und Rossalpelispitz vermittelt, kommt man auf dem Grat relativ gemütlich bis auf den waagrechten Abschnitt vor dem Gipfel. Auch dann wäre der Weiterweg durchaus zu vertreten. Mir war der ausgesetzte, verwächtete Grat, der zu einem grossen Teil aus bodenlosem Schwimmschnee bestand, jedoch zu heikel und ich verzichtete auf den Weiterweg.
 
Von der Tour von vorgestern hatte ich gelernt, dass man Südhänge in den Voralpen dieser Tage besser meidet. Also wählte ich die Nordhang-Route über den Aberliwald, mit der ich letztes Jahr so gute Erfahrungen gemacht hatte. Die Ernüchterung kam aber bald: Am Aberliboden war der Schnee zwar tiptop pulvrig. Doch was bringen 10cm Pulver ohne jegliche Unterlage? Immerhin für den Skiaufstieg reichte es. Der Wald war dann komplett schneefrei und einmal mehr buckelte ich die Skis. Oberhalb dann endlich gute Tourenbedingungen. Wegen den geringen Schneemengen war mir unterhalb der Steilstufe zum Sattel zwischen Rossalpelispitz und Brünnelistock sofort klar, dass ich diese nicht wie mde letzten Winter mit den Ski befahren konnte. Eine ca. 45° steile Rinne zieht sich nach rechts hinauf und endet in einer rund 7m hohen Stufe, die momentan im unteren Teil senkrecht und felsig ist. Nach sorgfältigem Austesten kam ich zum Schluss, dass ich mit den Steigeisen im lockeren Schnee über den Felsen doch genügend Halt finden müsste und konnte die Crux dann tatsächlich überwinden. Durch mühsamen Schwimm-Schnee (im wahrsten Sinne…) bis an die Gratschneide und auf dieser gegen den Brünnelistock. Pickel und Steigeisen gehören auf jeden Fall zur Ausrüstung, aber grosse Probleme gibt es nicht, bis der Grat waagrecht wird. Hier war mir schnell klar, dass ich ohne Sicherung nicht mehr weiter gehen würde. Der Schneegrat ist aufgestellt und ausgesetzt. Dies wäre ja alles noch OK, aber vor allem der bodenlose Schnee auf der Nordseite bereitete mir Bedenken. Also musste ich mich knapp geschlagen geben… Erstaunlich gute Abfahrt in den immer noch pulvrigen Nordhängen bis zum Aberliwald. Und dann Skitragen über grosse Strecken bis runter an den See.