Skitour Rossalpelispitz (2075m)

Nachdem wir vormittags noch fleissig zur Steigerung des Bruttosozialprodukts beigetragen haben, starten wir unsere Tour um 14.00 Uhr im Ziggen. Meine Vorfahren väterlicherseits wohnten hier, nachdem sie durch die Inbetriebnahme des Stausees aus der ehemaligen, schönen Ebene des Wägitals vertrieben wurden - sozusagen "back to the roots" für mich. Meine Ahnen lebten ein Leben in, wenn auch nicht gerade bitterer Armut, doch sehr einfachen Verhältnissen. Auch sie waren bereits mit Skis unterwegs, jedoch nur als Mittel zur Fortbewegung im verschneiten Gelände, und ganz sicher nicht, um sich wie wir an einem Nachmittag ein bisschen zu vergnügen. Wie sich die Zeiten geändert haben!

Wir steigen zügig entlang der sehr gut ausgetretenen Schiberg-Spur Richtung Hohfläschen auf. Auf ca. 1850m und wenig mehr als einer Stunde Aufstieg queren wir an den Fuss der Brünnelistock-Nordwand. Die erste Crux des Aufstiegs folgt beim Felsriegel, der den Zugang zum Kessel unterhalb P.1990 sperrt. Wir binden die Ski auf und wühlen uns ziemlich beschwerlich in mühsam griesigem Schnee leicht rechtshaltend hoch. Die obersten Meter dieser Stufe sind ca. 55 Grad steil und exponiert, ein Rutscher führt zu einem Absturz über die darunter liegende Felswand!

Danach geht's wieder fellend, erst einfacher, dann wieder steiler über die Ostflanke Richtung Rossalpelispitz. Auf der letzten Verflachung vor dem Gipfelaufbau richten wir ein Skidepot ein. Die letzten 30hm zum Gipfel sind etwa 45 Grad steil und sehen eigentlich harmlos aus. Dennoch lassen sie sich ohne Steigeisen nicht bezwingen: durch den erneut mühsam griesigen Schnee kommt man auf plattige Felsen unterhalb durch, und rutscht ohne die Steigeisen gleich ab.

Um 16.15 Uhr sind wir am Gipfel, mittlerweile habe sich hohe Wolkenfelder vor die Sonne geschoben und es bläst ein zügiger Wind. Eine Schaufelaktion zur Suche nach dem Gipfelbuch wärmt wieder auf, bleibt aber erfolglos. Ich hätte besser vorher auf hikr.org nachgelesen, dass auf dem Rossalpelispitz kein Gipfelbuch zu finden ist!

Wir treten den Abstieg an und schwingen uns auf die Ski. Nach einigen Schwüngen sind wir schon oberhalb der Steilstufe. Diese lässt sich bei entsprechendem Können mit Ski befahren. Man muss aber den Mut und die Balance haben, das erste und steilste Stück ohne zu schwingen zurückzulegen und erst unten, in flacherem Gelände wieder zu bremsen. Vorsicht: auf den obersten Metern besteht akute Absturzgefahr!

Danach geht's genüsslich in schönem Pulverschnee den Nordwänden von Rossalpelispitz und Zindlenspitz entlang auf die Verflachung bei P.1370. Wir treffen hier auf die Spur von Delta und lassen uns von ihr den Aberliwald hinunter leiten. Es liegt genügend und erst noch schön weicher Pulverschnee, so dass auch diese Waldpartie ein wahrer Genuss ist. Zuletzt mit Schwung über den Aberliboden, und den Alpweg entlang, südlich des Ziggenbachs, zur Seestrasse (17.10 Uhr).

Fazit: Hiermit also ebenfalls mein Outing als Sammler exklusiver Wägitaler Skiziele. Die Tour auf den Rossalpelispitz wird wohl nur sehr selten begangen. Skitechnisch stellt nur die Abfahrt über die Steilstufe in den Kessel unter P.1990 hohe Anforderungen, sie kann jedoch auch zu Fuss bewältigt werden. Für die Abfahrt über dieses kurze Stück ist eine Ski-Bewertung von SS sicher angebracht, ansonsten übersteigen die Ski-Schwierigkeiten ZS nicht. Die Empfindung der alpintechnischen Schwierigkeiten dürfte stark von den Verhältnissen in der Steilstufe und der Gipfelflanke abhängen: ich gebe hier mal ein WS aus, vielleicht ist's auch mehr.