Marwees im Januar, wenig Schnee, kalter Wind


Publiziert von KraxelDani , 4. Februar 2011 um 20:36. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:29 Januar 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1425 m
Abstieg: 1425 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Publicar nach cff logo Brülisau Pfannenstil
Kartennummer:1:25'000: 1115 Säntis

Die Marwees, schon im Sommer ein schöner Gipfel. Noch einmaliger ist ein Besuch im Januar...

Mit dem Wissen, dass es vor zwei Wochen kaum Schnee hatte und unterdessen nicht allzuviel neuen gab, habe ich mir für heute einen Ausflug über die Nebelgrenze vorgenommen. Einige Zeit habe ich nach möglichen Touren gesucht mit ÖV-erreichbarem Start auf ca. 1000 müM. und Gipfel auf ca. 1800 müM. und viel Südausrichtung. Die Idee "Marwees" habe ich wieder verworfen: zu riskant für den Alleingang. Ich habe mich am Vorabend immer noch nicht entschieden, als marmotta am Telefon reagiert. Bei seiner Idee "Wasserauen - Säntis und zurück (Seilbahnrevision!)" habe ich Bedenken mit meiner Kondition und der kurzfristig nicht mehr aufzutreibenden Ausrüstung. Nach intensivem Abwägen verschiedenster Möglichkeiten steht unser Ziel fest: Marwees!

So treffen wir uns im Zug, wobei ich erst morgens nach sechs Uhr (nach der Abfahrt von marmotta) den Publicar nach Brülisau organisieren kann und dieser auf die gewünschte Zeit nicht mehr verfügbar ist. Das beschert uns eine eher unnötige Kaffee-Pause in Appenzell. Dafür bringt uns dann der Kleinbus bis ganz nach hinten an den Anfang des Brüeltobels.

Schon ganz am Anfang des Aufstiegs lässt sich meine weniger gute Kondition feststellen. marmotta benötigt jedoch einige Unterbrüche, um Schneeschuhe zu montieren, Stöcke oder Fotoapparat oder Kleidung aus- und einzupacken. Ich hingegen versuche gleichmässig mein Tempo durchzuziehen und so bin ich bis zum Plattenbödeli gar nicht so weit im Rückstand... Der Untergrund ist mit den wenigen Zentimetern Pulverschnee auch recht angenehm. Bei der Fortsetzung vom Sämtisersee an den Sämtiser Alpen vorbei ist dann stellenweise mehr Schnee (ca. 15 cm)  anzutreffen. Hingegen überblicken wir hier die Route zur Marwees und sehen erstaunlich viele abgeblasene Grashänge. Meine Bedenken wegen Lawinengefahr sind sofort zerstreut.

Für den Aufstieg wählen wir nicht die schattige Talsohle, sondern nehmen eine Abkürzung auf den Grat. Nun ja, vielleicht hätten wir mal die Karte konsultieren sollen, dann wäre uns bald klar gewesen, wo der Gipfel wirklich steht. So erwischen wir den Punkt 1993 müM. Als wir es bemerken, ist der Hang für eine Traverse bereits zu steil, so kraxeln wir über wenig Schnee oder gefrorenes Gras weiter hoch, zum Schluss immer steiler. Auch hier merke ich die Höhenmeter, meine Kräfte schwinden etwas. marmotta hat mir seinen Pickel geliehen, ansonsten bin ich in winterlicher Minimalausrüstung unterwegs.

Oben erwartet uns starker Wind und eine aussichtsreiche und luftige Gratbegehung, wegen den Windböen überqueren wir wenig elegant auf allen Vieren. Nach kurzem Abstieg nehmen wir den nun zahmeren Gipfelgrat in Angriff und bald stehen wir oben. Welch eine Rundsicht! Ich könnte noch lange oben bleiben, aber gemütlich ist es bei dem eiskalten Wind nicht, fürs fällige Picknick suchen wir einen anderen Platz. Die Sonne kämpft mit Wolken, grosse Wärme kommt auch in der Felsnische nicht auf. So steigen wir weiter ab, kurzzeitig kommt gar noch ein Schneesturm auf. Für diesen Abstieg hätte ich wohl besser die Gamaschen montiert, da wären mir die kalt-nassen Füsse auf der Heimreise erspart geblieben.

Für einen kurzen Ausflug zur Bollenwees haben wir die Abkürzungs-Abzweigung am Punkt 1451 müM. verpasst, dafür gibt der Aufstieg auf dem Stifel-Weg von ganz unten wieder warm. Das Gasthaus Bollenwees ist geschlossen, die Sonne hinter hartnäckigen Wolken, der Ausblick auf den gefrorenen Fälensee einfach weiss. Ich esse kurz nochmals was auf der etwas windgeschützten Aussentreppe, bevor wir den Weg zurück zum Sämtisersee nehmen.

Langsam planen wir den Rückweg ab Brülisau, berechnen, wie lange wir noch bis zum Pfannenstil haben. Dies um einen Publicar zu reservieren, möglichst ohne lange Wartezeit in der Kälte. Die Reservationszentrale überzeugt uns für eine fünf Minuten frühere Abfahrt als unsere bereits ehrgeizig festgelegte Zielzeit. Das Brüeltobel bringen wir im Laufschritt hinter uns, bei der aktuellen Schneemenge ist das sogar viel angenehmer als im Sommer! Dass unterdessen die Sonne wieder scheint und zuunterst immer noch Nebel liegt, wird nebensächlich.

Ein unvergesslicher Wintertag!
Einen Dank an die angenehme und gut ausgerüstete Begleitung!


Tour zu zweit.
Unterwegs von 8:10 bis 15:40 Uhr.


Allgemeine Hinweise zu meinen T4/T5-Touren:
Eine Nachahmung dieser Touren erfolgt auf eigenes Risiko. Gerne darf man mich vorher (oder auch nachher) kontaktieren. Abschnitte ohne Markierungen / Pfadspuren können auch mit Beschreibung schwierig auffindbar sein und teilweise habe ich sie in früheren Touren rekognosziert. Grundsätzlich bin ich ohne Kletterausrüstung unterwegs und somit eher bei trockenen Verhältnissen.

Ich freue mich auf jeden Fall auf ein Echo!
Sende mir eine Nachricht über hikr.org oder per Mail.

Tourengänger: KraxelDani, marmotta


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4 WT4
29 Jan 11
Marwees (2056 m) Winterbegehung · marmotta

Kommentar hinzufügen»