Walliser Nordhang Duologie: Pointe D'Orny und Bec Rond

Nach einem Samstagigen Knaller und einem Sonntagigen Spaziergang hat Wallis fuer mich eine ganz neue Bedeutung ploetzlich gewonnen. Wo ich frueher nur trockene Taeler gesehen habe sehe ich jetzt 2000hm Freeride Routen. Aber ich beginne noch mal von der Ende....

Die Idee die maechtigen nord Couloirs des Pointe d'Orny zu fahren hatte ich schon seit ein Paar Jahren. Die Couloirs sind sensationel! 1000 Hoehenmeter bei 40 Grad+ direkt nach norden exponiert am nord-westlichsten Rand des Mt. Blanc Gebiets. Die gesamte Abfahrt bringt knapp 1800hm auf die Wage. Eigentlich Ideal fuer einen Fruehlingstag so wie wir mitte Januar gerade hatten...
Vom Champex Lac sind wir mit der Sesselbahn hoch auf 2200m gefahren (10.- einzelfahrt). Die Bahn aber faehrt erst ab 9:30! Schnellen Aufstieg auf La Breya und die erste knackige Abfahrt nach westen durch ein Couloir zum Creux de la Breya herab von wo wir wieder am dem Grat aufgestiegen sind um das Col de la Breya zu erreichen. Hier hatten wir eine schwere Entschiedung. Um die Sommeraufstiegsroute in der richtung der Cabane de Trient zu erreichen muessten wir die sehr steile (gegen 45 grad) und sued exponierte flanken abfahren. Nach ersten Tests hat sich schnell erwiesen dass den gesamten Neuschnee von der vergangene Woche ist schon allein abgeruscht und wir hatten also auf eine immer noch gefrorene Unterlage das Combe d'Orny problemlos erreicht.

Diese Variante ist heikel und diese Beschreibung soll auf keinen Fall als Regel gelten. Allerdings, die Suedhaengen sind so steil und so stark bestrahlt dass sie sich schnell selber entlasten. Die Spuren der viele Nassabgaenge weisen darauf hin. Muss vor Ort geschaetzt werden.

Hier waren wir von der Welt getrennt. Es gab kein Spur, kein Geraeusch, absolut kein einziges Zeichen der Zivilization. In eine Stunde standen wir am Rand des Orny Gletschers und kurz danach hatten wir das Ziel vor den Augen. Dummerweise haben wir unser Essen im Auto vergessen...eine bittere Tatsache die das Tempo eher auf Sparmodus umstellte. Endlich am Col d'Orny (cir. 3100) angekommen waren wir ziemlich fertig aber unsere Rettung kam in der Forme eines 8L Nutella Fass im Winterraum der Trient Huette. Nach einem ausgiebigem Zuckerschub gings die letzte 100m zum Gipfel hoch wo wir um 16:30 angekommen sind. Ein blick in den massiven Nordhang zeigte nach 6.5 Aufstiegsstunden endlich was wir sehen wollten. Die Einfahrt war cir. 40m unterhalb und westlich des Gipfels und fuehrte in ein 10m breites nach nord-osten geneigtes Couloir das nach 250 hm in das Glacier d'Arpette Couloir fuehrte. Die Sonne stand schon sehr teif als wir die Abfahrt angefangen haben und die Stimmung war ausserirdisch! Der Schnee im Couloir war ideal fuer eine Steilabfahrt: cir. 3 cm lockeren Pulver auf einer harten und griffigen Unterlage bei cir. 45 grad: genau das was meine grosse Birdos Latten moegen.
Das Couloir ist von senkrechten Graniteturmen typisch fuer das Mt. Blanc Gebiet umgekreist die dem Ganzen eine noch serioesere Stimmung geben. Der Himmel und die gegenueber liegende Bergen leuchteten feuer Rot. Einfach Spektakular!
Im Hauptcouloir war der Hang weniger Steil und der Schnee etwas variabler aber auch teifer als wir bei den letzten Sonnestrahlen unsere Spuren auf diesem wunderschoene Steilhang gelassen haben. Die Abfahrt dannach im Val D'Arpette vom Punkt 2407 ist im Vergleich ganz ruhig aber immer noch sehr schoen...eine Schoenheit die wir gegen Ende der Tour bei Mondlicht genossen haben.
Diese Tour war mit Abstand meiner Schoenste! Sehr lang und sehr hart aber was fuer eine Belohnung!

Zeitbedarf: 6.5 Std auf. 1500hm+ 1.5 Std. ab.1800hm -  Mein Kumpel war nicht besonders fit und das Essenmangel hat ihn haerter betroffen also mich. Die Tour kann gut 2 Std. weniger dauern.
Schwerigkeit: Auf: D, Ab: TD

Ein riesiges Carpacio Pizza, demi-Presion und 10 stunden Schlaf spaeter...

...waren wir wieder in Unterwallis auf dem Sessellieft des Gebiets Vichere unter einem Prachthimmel wie man sonst nur in Traeumen hat. Oben beim Tejere auf 2267 angekommen sind wir in einer kurzen Stunde ruhig auf dem  Rucken in der suedlichen Richtung zum Bec Rond gelaufen. Den ganzen Weg freuten wir ueber die Begleitung der Chamonix Wahnsinnsbergen! Sogar mein Wuschzeil seit vielen Jahren: das Couloir Barbey auf dem Aiguille d'Argentiere war zu erkennen. In zwischen haben ich endlich auch den Berg 'gefunden' der zu sehen ist im Video von Jeremy Jones und Xavier de la Rue (mit Abstand die besten Big Mountain snowboarder der Welt): das video ist z.B. hier zu sehen. http://www.grindtv.com/snow/video/deeper_unplugged_the_swiss_face_episode_4/
Anyway, der Nordhang des Bec Ronds sah super duper aus und als wir oben stand war's klar dass hier gepowdert wird. Der Schnee war kalt und locker und nur zwei andere Spuren lag in der Mulde. Mit frischen Beinen fuehlt sich das Ganzes schon anders an! Unten hatte die Sonne die Oberflaeche schon leicht aufesulzt. Im Talboden des Comb de L'A angekommen unter diesem Prachthimmel und in der Mitte diese wunderschoenen Bergen war einfach ein Traum. Aus dem Combe de L'A folgt man die Forststrasse die durch Les Torrents fuehrt und nach cir. 15 min kommt man ruhig zum Punkt 1573 von wo das Parkplatz der Bergbahen innerhalb 5 min erreicht wird.

Zeitbedarf: 1 Std auf. 300hm+ 20 min ab. 760hm-   13.- Einzelfahrt.  Wir haben abgehandelt um die bloede Chipkarte nicht kaufen zu muessen.
Schwerigkeit: Auf: L, Ab: WS bis ZS je nach Variante

Beide Touren sind mit Videos auf TV Mountain (TVmountain.com)zu sehen. Suchbegriff 'Orny' und 'Bec Rond'.

Happy Trails.