Hektoliter Türkis Milch


Publiziert von artZeug , 20. August 2010 um 22:01.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:19 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 5:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto Mattmark Staudam
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto Mattmark Staudam

Mattmark Gletscherwelt

keine Tourenplanung wie in seriösen Wanderführern empfohlen, sondern ich wollte mich nach dem Wetter richten. im schnellen Zug, kaum aus dem Lötschbergtunnel, richtete ich meine Augen Richtung Sion, dort hatte es mir zu viele Wolken, aber im Mattertal sah ich einen flecken blauer Himmel und ich stieg ins rote Zermatter bähnli um. die Anzahl Passagiere im Zug gibt ersten Hinweis auf den betrieb auf den bergen: nicht viel Leute, gut gibt es einen ruhiger Tag. im Zug studierte ich die Karte, dann hiess es noch in Stalden nach Saas Fee umsteigen, was ich machte und fuhr bis Mattmark zum Staudamm. zwei gründe wieso mich Mattmark lockte, als junger Mann verbrachte ich dort bei der Baustelle mein Sommer Praktikum, vor etwa 15 jahren machte ich eine Mischabel Skitourenwoche mit, und eine Tagestour davon war von der Britannia Hütte auf das Strahlhorn. wegen schlechten Wetter stiegen wir aber um aufs Fluchthorn auf und die abfahrt führte zum Mattmarksee runter, und da selbst der Bergführer mühe hatte im dichten Nebel die Abfahrtsroute zu finden, wollte ich das mal viile Jahre später im sommer begutachten. auch baugeschichtlich interessant: das grösste Baustellenunglück der Schweiz ereignete sich hier: 1965 beim Bau des Staudammes löste sich ein Gletscherbruch vom Allalingletscher übers Barackendorf, 88 tote. der Ausstellungsfilm Mattmark im Staudamm Restaurant ist zu empfehlen.

       die Route ist einfach, die Tour ist gut ausgeschildert und der Trampelpfad leicht erkennbar. zuerst durch den feuchten Tunnel was uh lässig ist, mit riesigem Durchmesser, damit auch die grössten Baumaschinen durchkamen, dann rechts hoch den Wegweisern nach. man erreicht auf der Moräne einen mächtigen Felsblock, und das ist der Aussichtspunkt 2693. und das Ende des offiziellen Wanderwegs. ich ging weiter auf gut sichtbaren Moränengratweg, gut markiert entlang einiger Steinmännli, links der Schwarzberggletscher, der in seiner weissen Pracht schön blendete, rechterhand Felsen und mächtige berge. weiter oben rechts mal ein klapf und Getöse, eine Eislawine, die dann immer wieder ein wenig sich bemerkbar machte. es war ganz ruhig, nur einer einzelnen wanderin begegnete ich. oben links das Strahlhorn, rechts daneben das Fluchthorn. hinter mir beim hochsteigen Stelli und Jazzihorn. alle meine geographischen angaben ohne Gewähr. stilles hochsteigen, versunken im Anblick vom gletscherweiss, blauer Himmel, da donnerte aus dem nichts ein lauter Einzelkämpfer über mir, haarscharf entlang der italienischen grenze entlang, ein schweizer Kampfflugzeug und verteidigte die Schweiz, vielleicht gegen etwelche Schmugglern von Cinquecento oder Campari Soda? der mattmarksee im milchigen Türkis. ich ging soweit der Moränenpfad führte, bis zum letzten steinmannli. man könnte noch weiter hoch, links haltend über einen Bach, dann wieder auf einer neuen Moräne weiter hoch. wo genau ich war, konnte ich aus meiner 1:50'000er karte nicht herausfinden, ich merkte wieder mal, wie in schwierigen Gelände genau karten zu lesen nicht einfach ist. weiter herrlich, warm, kaum ein Lüftli, man hätte stundenlang hier sitzen können und wahre Geschichten über berge schreiben können. wenn s hier oben kein Lüftli hatte, weil wie in einem Kessel abgeschirmt, war s unten am Stausee wieder eher windig. stimmt doch nichtganz, wolken zogen dann bald über den horizont, und bald war auch das Strahlhorn eingepackt. wie wir anno dazumal mit den Skiern runter sind, nahm mich am meisten wunder und beim hochsteigen habe ich mir Gedanken gemacht denn ich sah nur immer Felsen vor mir, über die man nicht runter kann. beim rasten sah ich dann auf der Wanderkarte, dass es eine schmale stelle gab um Richtung Mattmark hinunter zu kommen, und zu hause dann bestätigte das meine Mischabel skitourenkarte, das *Hangende Gletscher Joch*, diese geo Angabe stimmt, das ist die Schlüsselstelle bei der Abfahrt. nach dem see hatte es keinen schnee mehr, wir mussten die ski abschnallen, der Schneefall setzte in regen um, alles zu Fuss vom Staudamm hurtig bis Saas Allmagell mit der ganzen Skitour Ausrüstung, als wir ins Restaurant traten, weiss ich nicht, ob der Wirt Freude hatte an all den pflotschnassen Skitüreler.

ein Wanderausflug, abseits mechanischer Hilfen, hautnah beim gletscher, und kaum Mitmenschen, nicht einmal veh auf der weide, weder Schaf noch Bock, man ist für sich, das einzige Schaf dort oben.

Tourengänger: artZeug


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