Überschreitung der Dri Horlini: Ein Traum in Fels!


Publiziert von Alpin_Rise , 22. Juli 2010 um 16:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:20 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 350 m
Unterkunftmöglichkeiten:Almagellerhütte - die Tour kann auch als Tagestour gemacht werden, allerdings ist der Zustieg dann arg lang!

Im Plaisirführer schwärmt Jürg von Känel, der 2005 verstorbene Vater des Plaisirkletterns, vom unvergleichlichen Gestein der Dri Horlini. Dem kann ich nur zustimmen, derart genial strukturierten Gneis findet man selten. Es scheint, als ob der Felskamm ausschliesslich zur Freude der Kletterer wenige Meter neben der Almagellerhütte aus den Geröllhalden gewachsen sei!
Nebst einem guten Dutzend Sportklettereien in der Südost-Wand ist die Traverse von Westen nach Osten die Paradetour an den Dri Horlini. Sie zeichnet sich durch geringe Schwierigkeiten (meist II bis III, einige kurze Züge IV), luftiges Ambiente in Viertausenderkulisse und eben den fantastischen Fels aus. Als Angewöhnungstour nach dem Hüttenaufstieg, Übungstour für Felsanfänger oder Sololauf für Geübte ist die Route geradezu prädestiniert.


Bombastische Genusskletterei im Schnellzugtempo

Prolog: Nach dem den Hüttenzustieg gestern treffen wir erst kurz vor dem Abendessen in der Hütte ein, da kann ich petitNic nicht mehr zu einer Feierabendtour über die Dri Horlini motivieren. Mit Wehmut nehme ich bereits Abschied von der Tour, doch nach der Portjengrat Überschreitung heute sitzen wir bereits vor Mittag (!) wieder auf der Terrasse der Almagellerhütte. Wir wollen am gleichen Tag noch ins Tal und nach Hause... Ob das es noch reicht für die Gesamtüberschreitung der Dri Horlini nach der Tour heute Morgen...?

Die Kletterzeit für die Überschreitung wird mit 3-4 Stunden angegeben, plus 15min Zustieg und einer guten halben Stunde Abstieg zur Hütte - da möchten und müssen wir etwas schneller sein!

Um viertel vor Eins ziehen wir mit leichtem Gepäck los, um Eins steigen wir in die Route ein. Es kann an beliebiger Stelle eingestiegen werden, die erste Seillänge im II. Schwierigkeitsgrad führt in etwa 30 m auf ein Podest unter dem ersten Aufschwung (Stand mit Bh und Nh). Die 2. Länge zieht schräg rechts hinauf, nach 35m ebenfalls eingerichteter Stand unter dem steilen Turm. Dieser wird an der Kante links überwunden: in Riss zu einem BH und dann links an die Kante queren, luftig, aber gutgriffig hinauf (ein Zug IV, Schlüsselstelle) und auf dem Grat Stand an Bolts mit Kette.
Hier wird der Grat flacher und leichter, wir klettern alles am laufenden Seil mit zwei kurzen Abkletterpassagen. Den markanten Turm mit Sicherungsstange oben drauf umgehen wir rechts (südlich), er kann auch erklettert und dann abgeseilt werden. Ein etwas steilerer Aufschwung führt danach wieder zum Grat (BH, IV-, rechts umgehbar). In schöner Kletterei, am Schluss wieder steiler, dann unvermittelt auf das flache, grosszügige Gipfeldach. Spaziergang zum Hauptgipfel mit den kuriosen senkrechten Steinplatten.
Nach einer Pause dem Grat folgend, eine steilere Stelle links umgehend auf das gelb markierte Abstiegsweglein (T4) in der Südflanke, weiter zur Hütte. Dort treffen wir etwas nach drei Uhr ein, macht zweieinhalb Stunden für die Tour, inkl. Foto- und anderer Pausen. 

Material: die Route ist bis auf zwei, drei Bolts und die letzten Stände der Südwandrouten clean. Mindestens ein 40m Seil und je nach Routine mehr oder weniger Klemmgerät und Schlingen. Kletterschuhe im extrem rauhen und griffigen Gestein kaum nötig.

Epilog: Der folgende Hüttenabstieg ist mit schwerem Gepäck nicht gerade erquickend - dafür versüssen das Panorama und die Erinnerung an die zwei tollen Touren dieses Tages den Rückweg nach Saas Almagell, wo wir um 17.34 das Postauto zurück in die Üsserschwiz erwischen.
Übrigens war der Postautochauffeur äusserst kundenorientiert, er informierte jeweils über die Aussentemperatur (25° in St. Niklaus! 31° in Visp!), kombiniert mit der Frage nach angenehmer Klimatisierung im Fahrzeug.

Kuriosum: Die Dri Horlini haben in der Überschreitung des Mammouth im  Val d'Anniviers eine Art siamesische Zwillingskletterei.  Frappant sind die Ähnlichkeiten in  Schwierigkeit, Länge, Exposition, Gipfelhöhe, Hüttennähe und Art der Kletterei!

Tourengänger: Alpin_Rise, petitNic


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