Kurzbericht 

Von der Diavolezza auf Umwegen zur Bovalhütte - Murphys Law 2010


Publiziert von simba , 21. Januar 2011 um 20:42.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum: 3 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage 4:30
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über St. Moritz Richtung Berninapass bis zur Talstation Diavolezza
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von der Berninapassstraße rechts abbiegen zum Hotel Morteratsch

Eigentlich war die Tour nur dazu da, uns für die am nächsten Tag folgende Überschreitung des Piz Palü zu akklimatisieren und den Weg auf der Isla Persa auszukundschaften.
Da wir auf der Diavolezza kein Lager mehr bekommen hatten, wollten wir auf der Isla biwakieren und von dort am nächsten Tag direkt zum Fortezza Grat starten...doch irgendwie kam es anders

Der folgende Bericht eignet sich bei Hikr im Prinzip nur für die Pleiten, Pech und Pannen Rubrik. Aber da ich für den Übergang Diavolezza-Bovalhütte nicht ohne weiteres eine Beschreibung auf Hikr gefunden habe, kann er zumindest noch diesen Beitrag leisten.

Morgens stiegen wir bei "Bombenwetter" auf den Piz Trovat, vgl. hier
http://www.hikr.org/tour/post29284.html
.

Von der Diavolezza gehts auf gutem Steig hinunter zum Persgletscher, der Anfang Juli weitestgehend, aber nicht komplett aper war. Überquerung des Gletschers gerade zum östlichen Rand der Isla Persa (Wasserfall). Spalten hats eigentlich nur kurz vor der Isla, aber dies ist insoweit problemlos, da der Gletscher hier idR schon ab Mitte Juli aper sein wird. An dem imposanten Wasserfall nicht zu nahe vorbei auf die Isla Persa und auf Schneefeldern zum schon von der Diavolezza sichtbaren Steig. Auf diesem zuerst hinauf und kurzweilig über die Isla Persa bevor es dann wieder hinab in Richtung Morteratschgletscher geht.

Auf der Isla begann dann die Suche einerseits nach einem passenden Biwakplatz, andererseits nach einem möglichst trivialen und schnellen Aufstieg am nächsten Morgen zum Gletscher auf der Isla Persa. Wir stiegen zunächst recht weit auf der Isla ab, da wir gehört hatten, dass es dort ein Hüttchen gab, welches wir uns für ein mögliches Biwak anschauen wollten. Dass immer dunklere Wolken von Süden her aufzogen, machte uns vorerst keine Sorgen - der Wetterbericht hatte schließlich von einer sehr hohen Gewittersicherheit oder so gesprochen.

Auf dem Weg hinunter erschien uns eine der Schneerinnen hinauf Richtung des Gletschers auf der Isla sehr einladend für den Aufstieg am nächsten Morgen. So ließen wir unser Gepäck zurück und stiefelten nur mit Stöcken bewaffnet diese hoch, um auszukundschaften, ob diese einen guten Aufstieg zum Gletscher vermittelte. Nachdem wir ca. 20 Minuten aufgestiegen waren, erreichten wir dann auch die Sichtweite des Gletschers und uns erreichte - aus meiner Sicht sehr unvermittelt - ein Gewitter mitsamt Wolkenbruch wie ich es noch nicht erlebt habe. Die Stöcke boten nicht gerade großen Regenschutz, die karge Isla auch nicht wirklich. Als wir nach nur einigen Minuten wieder zurück bei den Rucksäcken ankamen, waren nicht nur wir, sondern auch diese - da sie dem Regen voll ausgesetzt waren - komplett durchnässt.

Zwar konnten wir mit Gore Tex und Co sowohl uns als auch die Rucksäcke schnell wetterfest machen....unsere Biwakpläne jedoch verwarfen wir angesichts total nasser Kleidung und durchnässter Schlafsäcke und angesichts der pechschwarzen Wetterwand im Süden. Und suchten unser Glück in der Flucht zur Boval Hütte...

Im immer noch strömenden Regen kamen wir dann wohl beim Übergang von der Isla Persa auf die Moräne des Morteratschgletschers auch noch vom rechten Weg ab: Wir folgten einem vermutlich alten Weg über den Moränenkamm zu lange in Richtung gerade auf den Piz Morteratsch zu und später in südlicher Richtung parallel zum Morteratschgletscher und dummerweise dann bei der ersten Gelegenheit auch hinunter Richtung Gletscher und standen kurz darauf im heiklen, steilen Moränenschutt, der sich nur allein wg. des Regens schon in Bewegung setzte und den Versuch unternahm, uns hinunter gen Gletscher mitzunehmen.

Da an einen Wiederaufstieg in diesem Gelände kaum zu denken war, stiegen respektive rutschten wir die Moräne bis zum Gletscher ab. Ein bißchen Kontrolle verliehen uns dabei allein unsere Teleskop-Stöcke. Dummerweise sahen wir dann auch noch eine Ausbildungsgruppe, die den Morteratschgletscher etwa auf Höhe der Bovalhütte überquerte. Also schien dort der richtige, relativ spaltenfreie Übergang zu sein, den es zu finden galt. Wir folgten daher dem Morteratschgletscher am Rand talwärts und "sprinteten" der Gruppe hinterher, weil wir nur noch ins Trockene wollten.

In der Konsequenz mussten wir uns auf dem Weg über den Gletscher mit deutlich mehr Spalten als erwartet herumschlagen, um nicht zu sagen, dass wir uns in einen Mini-Gletscherbruch verstiegen. Mit der Zeit "verloren wir jegliche Freude" am Springen und "Spreizschreiten" im strömenden Regen. Zudem war der noch verbliebene Schnee auf dem Gletscher infolge der hohen Temperaturen und des Regens so weich, dass wir einige Spalteneinbrüche zu verzeichnen hatten. Genervt fingen wir dann irgendwann auch noch an, jegliche Schneereste vorsichtshalber zum umgehen.

Der richtige Weg zur Überquerung des Morteratschgletschers wäre ein Abstieg von der Isla Persa aus der "Scharte" bevor es kurz nach dem Biwakhüttchen auf den schmalen Moränenkamm (der auf den Piz Morteratsch weist) hinaufgeht nordöstlich (nach rechts) hinunter zum Persgletscher. Von dort immer dem Geröll am Gletscherrand des Persgletschers entlang auf die Bovalhütte zu und bei Erreichen des Morteratschgletschers im Geröll an dessen Rand nach Süden, bis man das Ende der Moräne der Isla Persa erreicht und an der Moräne auf der gegenüberliegenden Bovalseite einen Pfad erkennen kann. Den hier spaltenarmen Gletscher queren. (Auf dieser Route auch kein T5, sondern vllt. T3+).
Unter Umständen gibt es auch weiter südlich auf der Randmoräne des Morteratschgletschers (Isla-Persa-Seite) am Ende der Isla Persa einen besseren Abstiegsweg hinunter zum Gletscher und wir sind einfach nur zu früh hinab zum Gletscher gestiegen....
Früher muss es den von uns begangenen Weg die Moräne direkt hinunter gegeben haben. In unserer - keineswegs alten - Karte war er jedenfalls keineswegs so weit hinten im Becken des Morteratschgletschers eingezeichnet. Die Erosion hat den Weg wohl getilgt.

Kurzum wir und alles was sich in den Rucksäcken befand, kam total durchnässt in der Bovalhütte an. Unsere Frage nach einem freien Lage wurde abschlägig beschieden. Mit Blick auf die "schwarze Gewitterwand", die sich im Süden immer weiter aufbaute, fiel uns allerdings auch die Entscheidung zum direkten Abstieg nicht schwer, da wir für Sonntag (Meteo: "häufige Gewitter zu jeder Tageszeit") kaum mit besserem Wetter rechneten.

Wir starteten in einer kurzen Regenpause daher gen Tal, wurden allerdings schon nach wenigen Minuten wieder vom Regen eingeholt. So folgte noch eine weitere starke Stunde Regenwanderung nach Morteratsch und da irgendwie keine Bahn fuhr, ein recht verzweifelter Autostopp in Richtung Berninapass im - man glaubt es kaum - strömenden Regen, um uns ins an der Diavolezza parkierte Auto zu retten. Dort warteten trockene Klamotten, Decken und ein trockenes Biwak zu zweit im engen Komibikofferraum unweit der Berninapasshöhe.

Natürlich war der Sonntag dann traumhaft schön und bis 16 Uhr gab es keinerlei Gewitter im Engadin, Tessin, usw......wir allerdings saßen in Italien fest, da eine Mure die Berninapassstraße, die Bahnlinie und die Zufahrt zum Hotel Morteratsch  verschüttet hatte. Der lange Heimweg über das Tessin und den San Bernadino trug zur guten Stimmung nach diesem grandiosen Wochenende sein übriges bei...

Tourengänger: simba


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