Skitour Piz Palü von der Bovalhütte


Publiziert von rhenus , 3. Oktober 2020 um 11:10.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:16 März 1975
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 2000 m

Der dreigipflige Piz Palü ist einer der schönsten Gletscherberge überhaupt. Für jeden, der auf der Diavolezza steht, ist die gewaltige Erscheinung des plötzlich auftauchenden Berges eine unvergessliche Erinnerung. Die harmonische Gestalt, die Wildheit der herabstürzenden Hängegletscher und die imposanten Felspfeiler werden jährlich von Tausenden von Touristen bewundert. Letztmals bewunderte ich diese gewaltige Aussicht im Jahre 2019 im Rahmen einer Wanderung zum Munt Pers. Der Ostgipfel des Palü wurde am 12. August 1835 vom Glarner Naturforscher Oswald Heer (1809 - 1883), Peter Flury und Meuli mit den Führern Johann Madutz und Gian Marchet Colani erstmals bestiegen. Die erste gesicherte Besteigung des Hauptgipfels gelang 1866 dem Engländer Sir Kenelm Edward Digby (1836 - 1916) mit dem Führer Peter Jenny und einem namentlich nicht genannten Träger.

Die Winterbesteigung des Piz Palü ist bedeutend ungefährlicher als die der meisten anderen Gipfel der Berninagruppe. Vorsicht ist jedoch auch hier am Platze, insbesondere bei der Traversierung der Cambrena-Brüche. Unsere erste Besteigung vor vielen Jahren unternahmen wir in einer tollen Skitour von der Bovalhütte aus, leider sind davon nur wenige Originalfotos in meinem Tourenbuch abgelegt.


  Beschreibung der Tour
Am Vortag war ich mit Manfred von der Bahnstation Morteratsch zur Bovalhütte aufgestiegen, wo wir übernachteten. Frühmorgens querten wir bei fahlem Licht aber optimalen Verhältnissen den damals noch höher liegenden Morteratschgletscher in einem weiten Bogen nach Süden auf einer Kote von ca. 2500m, um den Querspalten auszuweichen. Am Gletscherrand umgingen wir den Lej da l'Isla und stiegen rechts in den Steilhang der Isla Persa. Dann stiegen wir weiter in südöstlicher Richtung, den Piz Cambrena vor Augen. Auf ca. 2800m erreichten wir die gute Aufstiegsspur ab der Diavolezza, der wir von nun an folgten. Diese führte an eindrücklichen Spalten und Seracs des Cambrena-Eisbruches vorbei, die wir problemlos passierten. Probleme bereiteten uns jedoch die damals üblichen Seehundfelle, die wir mit Schnüren behelfsmässig befestigen mussten. Auch die Überschreitung des Bergschrunds unterhalb des Ostsattels war unschwierig. Auf dem Sattel 3730 m erstellten wir das Skidepot. Da Manfred sich im Sattel bei strahlendem Sonnenschein und kaum Wind etwas ausruhen und die eindrückliche Aussicht nach Italien geniessen wollte, stieg ich allein in etwa 3/4 Stunden in gutem Trittschnee mit meinen schmiedeisernen Steigeisen und dem Holzpickel über den recht steilen Ostgrat hinauf zum Ostgipfel. Ich genoss alleine eine nicht allzu lange Gipfelrast und das gewaltige Panorama in alle Richtungen. Es waren trotz perfekten Bedingungen nur wenige weitere Tourengänger unterwegs. Damit Manfred im Ostsattel nicht allzu lange warten musste, verzichtete ich auf die Besteigung des Hauptgipfels und stieg über den Grat konzentriert wieder zu ihm hinab.

Dann folgte die superschöne und lange Abfahrt, die etwa 1.5 Stunden dauerte. Auch wenn die Spalten des Cambrena-Eisbruchs gut zugeschneit waren, hatten wir ordentlich Respekt vor den riesigen Abgründen. Auf dem gut zugeschneiten Persgletscher gings dann hinab zum Morteratschgletscher und über diesen auf der mit Stangen markierten Abfahrt hinaus nach Morteratsch, am Schluss mit etwas Stockeinsatz. Eine prächtige Skitour bei super Pulverschnee und besten Verhältnissen.

PS: Die Zunge des Morteratschgletschers war damals ca. 1.2 km von der Station Morteratsch entfernt, heute sind es ca. 3 km, was einem Rückzug von ca. 1.8 km in den letzten 45 Jahren entspricht!

 


Tourengänger: rhenus


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