Pizzo Ruscada (2004 m) - Höhenwanderung über dem Centovalli


Publiziert von alpstein , 9. Juni 2010 um 17:03.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 7 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Ruscada 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Monte Comino - Madonna della Segna - Pianascio - Pizzin - Pescia Lunga - Cappellone - Pizzo Ruscada - Ostgrat und dann wie Aufstieg retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Orselina - Locarno - Centovalli bis Verdasio Seilbahnstation
Kartennummer:LK Locarno 1312 und örtl. Karte

Vier von fünf geplanten Touren waren absolviert. Eine stand noch auf dem Plan, aber die Wetterprognosen ließen für den Montag nichts Gutes verlauten. Nach Blitz und Donner in der Nacht sah es beim Blick am Morgen zum Himmel aber gar nicht so schlecht aus, auch wenn der Wetterfrosch wechselhaftes Wetter vorhersagte.

 

Nach der anstrengenden, steilen Tour auf den Pizzo d’Eus sollte es mehr eine Genusswanderung werden.  Der Pizzo Ruscada (2004 m) im Centovalli könnte einem im Haus ausgelegenen Prospekt nach diese Voraussetzung erfüllen. Unsere LK Locarno hörte leider irgendwo auf der Strecke zum Gipfel auf,aber wir hatten ja den Plan auf dem Prospekt. Zeitig standen wir so morgens an der Talstation der Seilbahn nach Monte Comino bei Verdasio. Betriebsbeginn ist jeweils erst um 9.00 Uhr und tatsächlich erschien auch ein Bediensteter wenige Minuten davor.

 

Als wir auf seine Frage den Pizzo Ruscada unser Ziel nannten, legte er seine Stirn in Falten und zeigte auf seine Uhr und bedeutete uns in gebrochenem Deutsch, dass um 17.30 Uhr die letzte Talfahrt sei. Da kamen in mir doch gewisse Zweifel auf, ob wir das richtige Ziel für unsere Abschlusstour gewählt hatten. So lange wollten wir am letzten Urlaubstag eigentlich nicht unterwegs sein. Der Wegweiser an der Bergstation stimmte uns aber dann doch optimistisch, da als Zeitangabe 3 Std. 20 Min. für den Aufstieg angegeben waren. Da wir runter in der Regel schneller sind, sollte doch die letzte Bahn ins Tal zu erreichen sein.

 

Nach der Bergstation (1138 m) verlässt man bald einmal den Wald und sieht dann gleich das Ziel am Horizont weit im Westen. Der Weg führte durch offene Weidenflächen zur Kapelle Madonna della Segna  (1166 m). Hier betritt man einen herrlichen Buchenwald, den man auf zunächst weich federndem Waldboden bergan steigt. Der Bergweg wurde weiter oben dann auch steiler und dazu felsig und bei Pizzin hatten wir dann schon die ersten 400 HM überwunden und der erste Gipfel namens Pianasco (1643 m) wurde sichtbar. Ihn ziert eine monströse Stahlkonstruktion. Ob es ein Kunstwerk oder sonst eine Funktion erfüllen soll, vielleicht anstelle eines Gipfelkreuzes,  entzieht sich meiner Kenntnis.

 

Auf jeden Fall hatten wir nun eine sehr schöne Wegstrecke vor uns. Gut eine Stunde waren wir dann auf dem Kamm unterwegs, der das Onsernone-Tal und das Centovalli voneinander trennt. Dies ging zwar nicht ohne Höhenverluste von bis zu 140 m vonstatten, was dem Wandervergnügen aber keinen Abbruch tat. Hätten sich nicht rasch Quellwolken gebildet, wäre dazu der Blick bis zu den Walliser Gipfeln gekommen. So musste sich der Blick auf das Monte Rosa Massiv auf einen kurzen Moment bei der Bergfahrt mit der Seilbahn begnügen.

 

Es zeigten sich dafür aber an zwei Stellen die ersten erblühenden Alpenrosen. In einer Woche dürfte die Gegend in ein rotes Blütenmeer verwandelt sein. Bei zwei mehr oder weniger verfallenen Steinhütten wechselt der Weg dann in die Nordostflanke. Liebhabern von „ruppigen“ Aufstiegspfaden (O-Ton des einzigen Bergtouristen, der wir heute sonst noch unterwegs antrafen) sei der Grat zum Pizzo Ruscada empfohlen, der südlich an den Hütten vorbei erreicht werden kann.

 

Unser Weg machte dann doch noch einen größeren Bogen als erwartet, das letzte, stark unterhöhlte Schneefeld musste überquert werden, aber es hielt stand. Über Cappellone (1879 m) erreichten wir den Nordrücken und dann flacher werdend nach 3 Std. den Gipfel, den kein Kreuz aber ein Steinmann ziert.

 

Der Tiefblick in die beiden Täler und nach Italien rüber war ungetrübt, auch die Nordflanke des Gridone im Süden und der Lago im Osten waren gut zu sehen. Sonst hatten leider die Quellwolken die Gipfelregionen eingenommen. Bei angenehmer Wärme konnten wir die Gipfelrast genießen, um dann doch vor einer drohenden Wetterverschlechterung den Rückzug anzutreten.

 

Wir stiegen den direkten Weg über den erwähnten Grat ab. Der Pfad war schmal, steil und es wurden auch schon mal kurz die Hände benötigt (T 3+). Bei entsprechender Vorsicht kommt man so aber problemlos in kürzerer Zeit bei den Steinhütten auf dem Höhenrücken an. Der weitere Wegverlauf war mit dem Aufstiegsweg identisch. Nach etwa 2 Std. 15 Min. erreichten wir durch die Blumenwiesen von Monte Comino die Grotto „La Capanna“. Der Gipfel des Pizzo Ruscada hatte sich mittlerweile in Wolken gehüllt.

 

Als wir schließlich um 15.45 Uhr mit der Seilbahn die Talstation  erreichten war der Seilbahnbedienstete doch sehr erstaunt. „Viel Trekking“ meinte er, als er uns doch so früh vor dem Feierabend zu Gesicht bekam.

"Viel Trekking" ist dann auch das Schlusswort dieses eindrücklichen Wanderurlaubs in den Tessiner Bergen, bei dem wir nur einen kleinen Bruchteil der Möglichkeiten erwandern konnten, die das Tessin bietet. 

Hinweis: KraxelDani hat noch einen Hinweis zu den Wegpunkten Pianascio und Pizzin gegeben. Nach dem Kommentar von chaeppi ist nun wohl klar, dass die Gipfelbezeichnungen in der neuen LK vertauscht worden sind.


Tourengänger: alpstein, Esther58


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