Dreierpack in der Alvierkette: Chrummenstein (2261 m) - Chli Alvier (2283 m) - Alvier (234


Publiziert von marmotta , 17. April 2010 um 23:55.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:17 April 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Kurhaus Malbun - Malschüel - Chrummenstein - P. 2032 - Alvier - Chli Alvier - Malschüel Obersäss - Kurhaus Malbun
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW von Buchs via Buchserberg zum Berghaus Malbun (kostenpflichtiger Parkplatz, von CHF 6,00 werden CHF 4,00 bei Konsumation im Berghaus Malbun angerechnet)
Unterkunftmöglichkeiten:Berghaus Malbun Tel.: +41 (0) 81 756 15 85 Info: www.berghaus-malbun.ch

Die Gipfel im südöstlichen Teil der Alvierkette bieten allesamt rassige Skiabfahrten. Da meine Skikünste jedoch äusserst bescheiden sind und ich mir kurz vor Beginn der Alpinwandersaison nicht noch die Knochen brechen wollte, kamen angesichts der nordseitig immer noch hervorragenden Schneeverhältnisse doch noch einmal die Schneeschuhe zum Einsatz.
 
Im Hinblick auf die um diese Jahreszeit enorme Sonneneinstrahlung und die damit verbundene Wärme starteten wir bereits kurz nach 7.00 Uhr am Berghaus Malbun, an dem an diesem Morgen -im Vergleich zum Hochwinter- nur eine sehr bescheidene Anzahl an Autos stand. Wir folgten dem -bis auf eine kurze Passage nach dem Malschüel Untersäss- schneefreien Forstweg bis zur Brücke über den Tobelbach bei P. 1506. Dort stiessen wir auf einen einzelnen Skitourengänger, der gerade seine Skis montierte - wir hatten die (nordseitige) Schneegrenze erreicht und folgten seinem Beispiel und montierten ebenfalls die Schneeschuhe. Da Eddy den Alvier als Tagesziel ausgegeben hatte und wir dort auch hinauf wollten, waren wir fortan zu dritt unterwegs - na ja, zumindest theoretisch, denn ich wollte mir als "Vorspeise" noch den Chrummenstein (2261 m) und zum Dessert den Chli Alvier genehmigen. Zwei hübsche Gipfel, die sozusagen "auf dem Weg" liegen und die ich beide noch nie bestiegen hatte. Vor allem der Chrummenstein, der seiner Form nach ein wenig an die Churfirsten erinnert, dürfte allenfalls im (Spät-)Winter bei sicheren Verhältnissen als rassige Skitour durchgeführt werden, während er im Sommer -nicht zuletzt wegen seines mühsamen Aufstiegs über steiles Gras und schrofige Platten- eher selten begangen wird. Vom Hochkar Malun gelangte ich steil, aber auf guter Spur, der ich trotz meiner Vorliebe für Direktaufstiege im oberen, über 40 ° steilen Abschnitt dann doch einmal folgte, auf den Vorgipfel. Hier dürfte zumindest im Winter für die allermeisten (Ski-)Tourengänger Schluss sein, muss man doch, um von hier den ca. 1-2 m höheren (Haupt-)Gipfel zu erreichen, auf einem sehr ausgesetzten und brüchigen Felsgrätchen in eine Scharte abklettern, um dann von dort -einfacher, aber steil- zum eigentlichen Gipfel emporzusteigen. Die ausgesetzte Passage über das Felsgrätchen kann allerdings umgangen werden, wenn man sich bereits beim Felsriegel auf ca. 2000 m links (östlich) hält und steil auf den östlichen Gipfelkopf zuhält. Dies lohnt m.E. aber nur, wenn man vorhat, die Steilabfahrt nach Nordosten Richtung "Zwingler" zu bestreiten. Zwei alte Spuren zeugten davon, dass dies hin und wieder (bei ganz sicheren Verhältnissen) realisiert wird.

Ich deponierte meine Sachen auf dem Vorgipfel und folgte mit der gebotenen Vorsicht dem schmalen Grätchen bis in den kleinen Sattel zwischen den Gipfelköpfen. Technisch einfach, aber wegen der Brüchigkeit des Gesteins und der Ausgesetztheit nicht zu unterschätzen. Dennoch halte ich die Bewertung T6, II (hier) für etwas zu hoch gegriffen.

Die Besteigung des Chrummensteins lohnt in jedem Fall, da man dort einerseits abseits der Massen unterwegs ist, andererseits eine wilde und steile Voralpenwelt vorfindet - berauschende Tiefblicke über die senkrechten Südwände sind garantiert!

Da die anderen Beiden auf direktem Weg Richtung Alvier gestiegen waren und bereits einen beträchtlichen Vorsprung hatten, beeilte ich mich und sprang nach Rückkehr zum Vorgipfel den steilen, breiten Nordrücken hinunter, was dank perfekter Konsistenz des Schnees nicht nur sehr effizient sondern auch genussreich war. Die als Abkürzung ab ca. 2100 m gewählte Querung des Steilhangs in nordöstliche Richtung war´s weniger - eine kurze Steilstufe musste ich gar rückwärts (also mit dem Bauch zum Hang) bewältigen! 

Nach kurzem Abstieg in die Mulde östlich von P. 2032 begann der eigentliche Anstieg zum Alvier: die Steilheit nimmt immer mehr zu, bis man zur eigentlichen "Schlüsselstelle" kommt - einem ca. 40 ° steilen Couloir, in dem man im oberen Drittel am besten zu Fuss aufsteigt. Ich war zu faul, die Schneeschuhe abzuziehen und musste mich dafür die letzten Meter fast auf allen Vieren nach oben robben. Bei günstigen Verhältnissen (und besseren Schneeschuhen) geht´s möglicherweise auch ohne derartiges "Chrampfen". 

Oberhalb des Couloirs hatte ich meine beiden Begleiter dann endlich eingeholt und wir erreichten als Dreierpack den breiten Gipfel des Alvier mit der (im Winter geschlossenen) Gipfelhütte.  Bei einer ausgiebigen Gipfelrast genossen wir die umfassende Aussicht, die nur durch den Dunst und Hochnebelfetzen (und Vulkanasche?) leicht getrübt war.

Auf dem Abstieg nahm ich wie geplant noch den Chli Alvier (2283 m) mit, von dessen Gipfel sich ein eindrücklicher Blick in die Tiefe und auf die Westwände von Alvier und Gauschla eröffnet. In herrlich aufgefirntem Schnee ging´s dann direttissima die steile Nordflanke hinunter in die Mulde, von wo wir gemeinsam den weiteren Abstieg fortsetzten. Diesmal umgingen wir den Gegenaufstieg zum Zwingler ostseitig, was jedoch wenig einbrachte, da wir alsbald vor der Steilstufe über dem Schöntobel standen und nun doch wieder einige Höhenmeter aufsteigen und queren mussten, um zum Malschüel Obersäss zu gelangen. Von dort in zunehmend tiefen und sumpfigen Nassschnee zurück zur Forststrasse und (wieder zu Fuss) zum Berghaus Malbun, wo Eddy auf uns wartete.

Das Berghaus Malbun ist sehr zu empfehlen - sowohl kulinarisch als auch, was den Unterhaltungswert des Wirts anbelangt. :-)

Fazit: Auch wenn die Tage der Ski- und Schneeschuhtouren-Saison gezählt sein dürften, war dies doch ein würdiger Saisonabschluss, wozu das traumhafte Wetter und die perfekten Schneeverhältnisse wesentlich beigetragen haben. Dank einiger kalter Nächte war der Schnee am Morgen gut durchgefroren und trug im Aufstieg, während er beim Abstieg durch die tageszeitlich bedingte Auffirnung jeden Schritt wie ein Kissen abfederte - so sollte es immer sein!!
 
Tour mit Jutta   

     


Tourengänger: marmotta, nevada


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