Klettersteig Allmenalp - First - Stand - Elsighore - Frutigen


Publiziert von Steinadler , 1. Juni 2009 um 20:50.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:30 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K3+ (ZS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1765 m
Abstieg: 2204 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB Kandersteg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:SBB Frutigen
Kartennummer:1247 Adelboden, 263T Wanderkarte Wildstrubel

Das Erste mal hatte ich die Idee für eine solche Tour als ich beschlossen habe wiedereinmal mein Heimatdorf Kadersteg zu besuchen und den Klettersteig Allmenalp zu begehen. Dies erschien mir jedoch um meinen Ehrgeiz zu beschwichtigen etwas wenig und so wollte ich den Tag nutzen um gleich noch den einen oder anderen Gipfel zu erklimmen. Die geplante Route sollte mich auf die First und anschliessend über den "Allmegrat (T6)" auf den Bunderspitz führen. Leider machte das Wetter nicht mit und es war mir zu riskant bei Schneesturm über einen steilen, abschüssigen Grat zu kraxeln. So beschreibe ich hier meine Ausweichvariante die auch sehr schön und anspruchsvoll war.

Zum Allmegrat: Ich werde zurückkehren und von meinen Erlebnissen berichten.

5.00 früh, der Wecker reisst mich aus meinen süssen Träumen. Nach einem starken Kaffee mache ich mich auf zum Bahnhof. Um 07.40 erreiche ich Kandersteg. Im Bahnhofbuffet kaufe ich mir mein extra Frühstück, ein Gipfeli und ein Redbull. Schon jetzt stelle ich, ohne einen Blick auf das Thermometer, fest, dass es ziemlich kalt ist. Die Kandersteger stört dies kaum und so treffe ich immer wieder Leute in kurzen Hosen und T-shirt. Naja an die fortschreitende Wandlung zum Stadtmenschen meinerseits werde ich mich wohl oder übel gewöhnen müssen.

Nach einem kurzen Marsch zum Einstieg des Klettersteiges Allmenalp werde auch ich langsam warm. Die ersten Leute sind bereits eingestiegen was mir etwas Sorgen macht, da der Klettersteig heute nur mein Warm-Up ist. Schnell merke ich, dass meine Sorgen umsonst waren und die freundlichen Leute mich vorbei lassen. Gut eine Stunde später stehe ich am Ausstieg.

(über meine Geschwindigkeit war ich selbst überrascht da die beschriebene Dauer 3 - 3.5h beträgt. Ich rate jedem der den Klettersteig zum ersten mal macht sich die Zeit zu nehmen und die Aussicht zu geniessen. Auch ich tue dies das nächste mal. =) )

Nachdem ich etwas getrunken und einen Farmer-Fit mit hochgenuss gegessen habe, mache ich mich an den Aufstieg zur First. Das Wetter scheint schlechter zu werden. So ist es denn auch und eine halbe Stunde später beginnt es zu schneien. Immer wieder wechseln sich Schnee, Wind und ein wenig Sonne ab. Um 11.00 ist es soweit ich stehe auf der 2549 hohen First, mein erster 2000er dieses Jahr. Eigentlich wollte ich hier gemütlich zu Mittag essen. Von Gemütlichkeit kann jedoch keine Rede sein. Das Thermometer in meinem Höhen- messer zeigt frostige 5 °C, der Wind hat auch zugelegt und der Schnee peitscht mir ins Gesicht. So verdrücke ich den Landjäger halt "on the way" was sich jedoch aus mehreren Gründen schwierig gestaltet. Meine Finger sind taub von der Kälte, der Abstieg ist etwas heikel doch kann man sich mit den freien Händen am Drahtseil festhalten. 

"Hmmm Landjäger oder Drahtseil? Und was mach ich mit den Stöcken...?
"

Weiter unten im Windschatten beschliesse ich dann endlich doch noch zu essen. Nach 20min Pause breche ich wieder auf. Der Weg steigt nun wieder etwas an und führt mich auf den Stand, ein unscheinbarer kleiner Berg. Dort beschliesse ich noch das Elsighorn zu besteigen und von dort nach Frutigen ab zu steigen. Am Golitschepass vorbei steige ich ab. Plötzlich verliert sich der Weg in einem Schneefeld. Dieses zu überqueren wäre zu riskant da ich nur Trekkingschuhe anhabe und der Schnee sehr hart ist. Mit dieser Erkenntniss steige ich am Grashang direkt ab. Weiter unten treffe ich erneut auf ein Schneefeld. Da es rundherum Felsen hat ziehe ich das Schneefeld vor. Auf meinen Rucksack stützend rodle ich das ganze Schneefeld hinunter. Kein Problem denn unten läuft dieses flach aus. Jetzt passiere ich den Skilift und die Homatti um auf der anderen Seite richtig Elsighorn aufzusteigen. Oben angekommen treffe ich noch ein paar andere Leute. Unter
anderem wieder einer dieser warmblütigen Kandersteger in Tefa-Sandalen.

Auch auf dem Elsighorn verweile ich nicht lange, denn der Blick nach Frutigen lässt erahnen, dass es noch ziemlich weit ist. Weglos steige ich zwischen den Felsen des Elsighorn ab. Laut Karte befinden sich unterhalb Wegspuren. Da ich den Umweg über die "Obere" vermeiden möchte quere ich den steilen Grashang um dem Grat entlang nach Frutigen zu gelangen. (Heute weiss ich, dass es kein Umweg gewesen wäre) Mein Vorhaben dem Grat bis nach Frutigen zu folgen scheitert auf Grund des fehlenden Weges und der Schneefelder die mir immer wieder den Weg versperren. Erneut erwartet mich dann also ein steiler Grashangabstieg. Ewigkeiten später gelange ich wieder auf den Wanderweg und doch noch auf die "Obere".

Nun folgt ein Panoramaweg bis nach Frutigen. Meine Knie sind von dem beschwerlichen Abstieg mitgenommen und das letzte Stück wird zur Härteprüfung. Ab und zu führt der Weg über Kuhweiden. Immer wieder belächle ich die Kühe, die vorbeigehende Wanderer "anglotzen" und Ihr  "Wiederkäuen" unterbrechen. Gerade als ich die nächste Kuhweide passiere folgen mir etwa zehn Kühe auf Schritt und Tritt. Bevor ich mich fragen kann was die sonst eher scheuen Tiere von mir wollen sehe ich mich auch schon einem grossen Stier gegenüber. Stehen bleiben oder wegrennen? Instinktiv wähle ich rennen. Der Stier auch. Mit einem Riesensatz rette ich mich gerade noch über den Stacheldrahtzaun. Etwas ausser Atem gehe ich weiter. Der Weg zieht nun etwas nach rechts wo man auf eine Schotterstrasse gelangt. Nach dem passieren einer weiteren Weide (diesesmal zum Glück ohne Stier) folgt ein Wegstück durch den Wald und man gelangt nach Reinisch. Von hier aus führt der Weg vorbei an Häusern bis nach Frutigen.

Müde aber glücklich erreiche ich nach fast neun Stunden den Bahnhof Frutigen.

Fazit

  • schöne, sehr anstrengende Tour
  • Vorsicht vor Stieren =)
  • von Kandersteg führt alternativ zum Klettersteig die kleine, nostalgisch Gondelbahn auf die Allmenalp
  • oder man nimmt den Weg durch das Ueschinental
  • Wetter hätte besser sein können
  • Klettersteig ist schön aber nicht zu unterschätzen, Schwindelfreiheit ist Voraussetzung
(Wertung Klettersteig gem Beschreibung K4)

Tourengänger: Steinadler


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»