Überschreitung Fulfirstchöpf


Publiziert von Bergamotte , 10. September 2018 um 17:05.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 9 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1560 m
Abstieg: 1560 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Parkplatz Nr. 5 (Ticket 6.-) od. cff logo Grabserberg, Höhi
Kartennummer:1135 Buchs

Als eigenständiges Ziel werden die Fulfirstchöpf kaum je besucht. Wer aber die Alviergruppe möglichst konsequent überschreiten möchte, kommt um sie nicht herum. Alternativ könnte man sie nordseitig durchs Loch umgehen, wie das Polder erst kürzlich gemacht hat. Die Schwierigkeiten im Bereich der brüchigen Köpfe bewegen sich im moderaten T6-Bereich. Gerade den östlichen Kopf mit seinem luftigen First würde ich sogar als Leckerbissen bezeichnen. Heikel wird jedoch die Fortsetzung zum Chli Fulfirst: Der Aufstieg durch die äusserst steile, schlecht gestufte Schrofenrinne setzt absolute Vertrautheit mit solchem Gelände voraus. Es ist eine der anspruchvollsten mir bekannten T6-Routen. Für die Vorbereitung habe ich die guten Berichte von Gecko und dani_ konsultiert. Daneben ist auch die Beschreibung im Clubführer äusserst detailliert und lässt kaum Fragen offen.

Recht spät starte ich vom Parkplatz Höhi (1188m): Mir steckt noch der Berglauf vom Freitag in den Beinen und die Voralp liegt auch nicht gerade um die Ecke. Nach leichtem Auf und Ab bis Chalchofen hat das Trödeln bei P. 1203 endlich ein Ende und der Aufstieg über Inggernast geht zügig vonstatten. Auf dem Schlösslichopf (1806m) gibt's eine kurze Pause, denn das Panorama Richtung Alpstein ist von hier wirklich formidabel.

Weiter geht's nach Isisizsess (1864m), wo ich den Wanderweg verlasse und via Grap den Nordostgrat vom Rot Stein erreiche. Ich bin übrigens der Meinung, dass sich der Rot Stein auch über den NW-Grat bzw. die Nordflanke gewinnen liesse (wohl T6). Doch für solche Experimente hatte ich heute weder Zeit noch Lust. Auch beim Nordostgrat darf anregend gekraxelt werden. Bei defensiver Routenwahl kommt man mit einer T5 durch. Besser wäre auch gewesen, ich hätte die Kamera etwas defensiver aus dem Etui geklaubt... naja, dann gibt's für einmal halt nur iPhone-Fotos. Vom Rot Stein (2225m) geniesst man übrigens einen tollen Blick in die Ostflanke vom Gamsberg (wo gerade zwei Alpinisten zügig den Kamin hochsteigen). Das gilt natürlich für den gesamten Grat, welchem ich bis zum Sichli (2320m) folge. Dieser weist ein paar brüchige und ausgesetzte Stellen auf, welche aber allesamt durch die harmlose Grasflanke umgangen werden können. Von hier ist es bloss ein Katzensprung zur Isiszer Rosswis (2333m). Und ja, wie schon Polder geschrieben hat, es stinkt fürchterlich hier oben. Aber pausieren möchte ich ohnehin erst nach dem Herzstück der Tour.

Der Führer erwähnt drei Fulfirstchöpfe. Den Westlichen hätte er dabei getrost weglassen können, es ist eine blosse Graskuppe mit einer Schartenhöhe von vielleicht drei Metern. Ganz anders die Situation an den mittleren Fulfirstchöpfen (es handelt sich hier um eine kleine Gruppe aus mehreren Felstürmen): brüchiges Gestein der übelsten Sorte. Man kann zwar praktisch durchgehend dem Grat folgen, aber warum sollte man sich das antun!? Kleine Umgehungen auf der Nordseite sind fast überall möglich. Anschliessend ca. 60 Meter Abstieg in die Scharte vor dem "östlichen Fulfirstchopf" (P. 2318, ohne Namen). Der Wiederaufstieg über den Grat ist steil, aber der Fels deutlich fester - für mich ein durchwegs lohnender Abschnitt im moderaten T6-Bereich. Das gilt auch für die Fortsetzung über den First. Der brüchige und schmale Grat lässt sich erstaunlich angenehm begehen, sei es direkt oben drüber oder über Bändchen direkt unter der Grathöhe. Nur kurz muss ich mich in den Reitersitz bemühen. Etwas mühsam ist der folgende, kurze Abstieg in die Scharte vor dem Chli Fulfirst durch eine steile Rinne. Vielleich kann die Stelle auch südseitig umgangen werden.

Nun folgt die Schlüsselstelle der Tour: der Westaufstieg zum Chli Fulfirst. Zunächst quert man aus der Scharte einige Meter in die Grasflanke rein, man kann dabei schwachen Wildspuren folgen. Persönlich habe ich diese Passage weniger haarig empfunden als meine Vorgänger, aber zweifellos gehobene T6. Das Hauptproblem ist die Nässe, welche sich hier sehr lange hält. Tatsächlich dürfte diese Route nur selten richtig trocken sein, also keinesfalls zu früh einsteigen. An beliebiger Stelle beginnt man anschliessend den Aufstieg durch die zunächst breite Grasrinne. Und das ist nun wirklich übelstes Gelände: extrem steil, feucht und vor allem schlecht gestuft - für mich klar T6+. Man bescheisst sich halt mit dem Pickel irgendwie hoch unter Ausnutzung minimer Geländevorteile. Dort, wo die Rinne einengt, nehmen die Schwierigkeiten leicht ab, da man nun ebenfalls kleine Felsgriffe benutzen kann. Bereits weit oben teilt sich die Rinne, man wählt den linken Abzweiger. Hier geht es nun recht angenehm weiter (T5+ bis T6-) in eine Scharte direkt unterhalb des Gipfels. Man könnte ihn über ein ganz kurzes Felswändchen direkt erklettern (wohl III+, kaum ausgesetzt) oder quert - wie ich - in die Nordflanke rein und steigt dann die wenigen verbleibenden Meter zum Chli Fulfirst (2368m) hoch. Im Nachhinein ist das ganz gut gelaufen, weder Knieschlotteri noch Stossgebete.

Nach ausgiebiger Pause und Lunch steige ich unschwierig in die Lücke ab und schaue noch rasch auf dem Gross Fulfirst (2383m) vorbei. Der Abstieg erfolgt über dessen Nordostgrat schwachen Wegspuren folgend. Der Rest ist laufen, laufen, laufen, wobei ich zwecks Tour Enrichment - auch Umweg genannt - die Variante über Unter Länggli (1648m) wähle. Das möchte ich so nicht weiterempfehlen.


Zeiten
1:00  Schlösslichopf
1:20  Rosswis
1:15  Chli Fulfirst
1:45  Voralp

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (1)


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3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2018 um 17:23
Tolle Tour bei tollem Wetter!
Lg
Adrian


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