Von der Enzianhütte zur Schildspitze (3461 m)


Publiziert von jagawirtha , 4. September 2018 um 22:22.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:28 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:13,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über den Vinschgau ins Martelltal bis zum Talschluß, dort Parkplatz gebührenpflichtig oder im Gasthof Enzianhütte übernachten mit gebührenfreiem Parkplatz
Unterkunftmöglichkeiten:unterwegs keine Einkehr und Übernachtung, am Anfang und Ende der Tour der Berggasthof Enzianhütte oder Schönblick

Meine Anreise ins Martelltal habe ich gestern schon gemacht und dabei gleich noch die Laaserspitze besucht. Im Talschluß konnte ich kurzfristig im Berggasthof Enzianhütte ein EZ bekommen, was für meine heutige Unternehmung optimal war. Direkt vom Hotel konnte ich ohne PKW starten, ging dazu auf der Zufahrtsstraße etwa 200 m abwärts um gleich nach links dem Wanderweg Nr. 20 zu folgen. Dieser führt durchgehend bis zur Schildspitze. Gleich nach der nicht mehr bewirtschafteten Enzianalm verlässt der Steig Nr. 20 die Zufahrtsstraße zur Lyfialm und zweigt links in den Wald ab. In lichtem Lärchenwald führt der Weg schnell an den Pederbach heran, der über eine Holzbrücke überschritten wird.

Zuerst folgt man dem Pederbach noch im Wald, bald aber kommt man in Almwiesengelände und das Tal öffnet sich zum Talschluß immer weiter. Erste Bergspitze sind zu sehen, einzig und allein die Kalfanwand rechter Hand kann ich bestimmen, alle anderen sind irgendwelche unbedeutenen Vorgipfel. In diesem Bereich sind auch andere Wanderer unterwegs und ich freue mich schon nicht alleine gehen zu müssen. Neben der Peder verläuft der Weg relativ flach, bis der Bach wieder durch eine Holzbrücke überquert wird. An einem Rastplatz mit Brunnen und Sitzbank trennt sich der Weg zur Schildspitze vom Steig zur Plattenspitze. Ich mache hier keine Pause und muss feststellen, dass ich der einzige bin der die Schildspitze in Angriff nimmt, die anderen gehen zur Plattenspitze. Ich füge mich auch der etwas unglücklichen Wegführung und nehme den ersten Aufschwung in Richtung Kalfanwand. Wo Weg Nr. 33 kreuzt, biegt mein Steig nach links ab und zieht über eine Art Moräne hoch in nördlicher Richtung der Kalfanwand entlang.

Ich erreiche einen Absatz, wo anschließend das Gelände fast flach verläuft bis es wieder steiler wird und ein neuer Absatz erreicht wird. Dies wiederholt sich mehrfach, dabei wird auch noch ein Bach überschritten bis an einem großen Stein der Hinweis auf die Äußere Pederspitze erscheint. Ich folge der linken Markierung zur Mittleren Pederspitze und Steig Nr. 20 zur Schildspitze. Inzwischen ist der Grasbewuchs in Schotter und Blockwerk gewechselt. Über einem Steilhang ragt nun ein markenter einzelner Pfeiler auf, er ist eine Art Wegweiser. Kurz vor erreichen des Felsens, zweigt der Pfad zur Mittleren Pederspitze rechts steil nach oben ab. Der Weg zur Schildspitze führt nach links in einem Bogen um den Pfeiler herum und über steiles Blockwerk nach oben. Als es etwas abflacht habe ich zum ersten Mal eindeutigen Sichtkontakt mit der Schildspitze, sofern man von dieser Seite als Spitze sprechen kann, die Form eines Schildes ist jedoch eindeutig.

Wieder folgt ein flacheres Stück mit relativ kleinen Steinen, gutes Gehgelände, bis der Gipfelhang sich aufbaut. Ich folge den Markierungen im Blockwerk und einzelnen Steinmännchen, bis ein etwas plattiger Fels zu erklettern ist. Es sind nur wenige Meter, mit einer Schneeauflage aber bestimmt ungemütlich und vielleicht die Schlüsselstelle des Gipfelhangs. Danach ziehen im Schotter und im Blockwerk einige Kehren hoch zum Schildjoch, das aber nicht direkt sondern der Grat etwas oberhalb angepeilt wird. Auf dem Südgrat gibt es schon einen tollen Blick zum Dreigestirn mit Ortler, Zebru und Königsspitze, aber auch der Rosimferner liegt mir mit der abschließenden Plattenspitze zu Füßen, einmalig schön. Über den Grat erreiche ich den Gipfelbereich, wo zum Schluß nochmal die Hände gebraucht werden, um auch ganz nach oben zu kommen. Der Ausblick ist kaum zu beschreiben, ein 360 ° Panorama mit sämtlichen Größen der Gegend liegen auf dem Tablett: Königspitze, Zebru, Ortler, Vertainspitze, Hoher Angelus, Orgelspitze, Mittlere Pederspitze, Zufrittspitze, Veneziaspitzen, Monte Vioz, Zufallspitze und Monte Cevedale und einige andere Gipfel sind zu bestaunen mit den noch vorhandenen neu eingeschneiten Gletscherflächen ein Traum.

Der Gipfel gehört mir ganz allein, über den Grat von der Plattenspitze versuchen sich zwei Gratritter, die aber etwas überfordert sind und umdrehen. Fast eine Stunde versuche ich alles auf zu saugen und so gut wie möglich ab zu speichern. Natürlich funktioniert das auf Dauer nur mit genügend Fotos. Langsam wird es aber Zeit den Rückweg an zu treten, denn heute möchte ich nicht schon wieder zum Abendessen zu spät kommen. Als ich knapp unter den Gipfelplatten noch Fotos schieße, entdecke ich in einer kleinen Hölle einen Metallkasten mit Gipfelbuch, wo ich mich noch eintrage. Kurz nach 14 Uhr mache ich mich auf den Abstieg, den ich auf gleichem Weg wie im Aufstieg erledige. Im Gipfelhang kommt mir dann noch ein Pärchen mit Hund im Rucksack entgegen, sodaß ich doch nicht ganz alleine war. Für den Abstieg benötige ich mit Pausen noch 3, 5 Std. Auf der Hotelterrasse genehmige ich mir noch schnell ein Weißbier mit Blick auf die Veneziaspitzen und den imposanten Wasserfall, der durch den Neuschnee und die Wärme wie ein weißes Band herab stürzt.

Meine heutigen Zeiten:

Gasthof Enzianhütte – Schildspitze
Benötigte Zeit: 4 Std. 30 min, reine Gehzeit 4.00 Std.

Schildspitze – Gasthof Enzianhütte
Benötigte Zeit: 3 Std. 30 min, reine Gehzeit  3 Std. 10 min 

Nachtrag:

Erst im nachträglichen Kartenstudium habe ich entdeckt, daß der aktuell markierte Gipfelanstieg nicht mehr auf den Ostgrat führt, sondern auf den Südgrat Richtung Schildjoch (s.a. GPS-Track).

Tourengänger: jagawirtha


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