Triglav


Publiziert von Erli , 26. August 2018 um 13:53.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen
Tour Datum:24 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mojstrana über die Schotterstraße bis zum Parkplatz kurz vor der Aljazev-Hütte (Parkgebühr 3,50 €).

Das Dach Sloweniens gehört zu den ganz großen Bergen in den Ostalpen. Auch wenn der Gipfel mit 2.864 m deutlich unter der 3000er-Marke bleibt, ist die Besteigung des Triglav sicherlich schwerer und erfordert mehr Schweiß und Zeit als mancher Dreitausender. Allein der klassische Anstieg aus dem Vrata-Tal zum Triglav-Haus unter der Kredarica überwindet 1.500 Höhenmeter. Von der Hütte zum Gipfel sind es dann noch einmal fast 400 Höhenmeter steil und ausgesetzt durch teilweise abgegriffenen Fels.

Die erste Tagesetappe zum Triglavhaus starte ich gegen 13.30 Uhr am Aljazev Dom. Kurz vor der Hütte befindet sich ein Parkplatz, den man über die Schotterstraße von Mojstrana erreicht. Am Eingang zum Nationalpark passiert man das Partisanendenkmal und wandert noch gut zwei Kilometer südwärts in Vrata-Tal hinein. Dann quert man den Bach in südöstlicher Richtung. Am Fuß der Felsen in Sichtweite der Nordwand beginnt der Prag-Weg, der klassische Anstieg zum Triglav. Da der Triglav als nationales Symbol des kleinen Landes gilt, soll jeder Slowene einmal im Leben den Triglav besteigen. Was das bedeutet, kann ich bereits am Einstieg des Prag-Weges erleben: Eine Familie mit zwei Kindern, beide noch keine zehn Jahre, wird vom Familienvater am Seil an den letzten Stahlgriffen abgelassen. Sie waren offenbar auf dem Gipfel! - Dabei ist der Prag-Weg keineswegs ein reiner Wanderpfad; vielmehr werden mehrere Felsstufen und Bänder im Fels überwunden. Leichtes Schrofengelände wechselt immer wieder mit Gehgelände ab, bevor die nächste Felspassage ansteht. Die Schlüsselstelle des unteren Teils ist ein Kamin, der fast senkrecht ansteigt und in der Mitte so eng ist, dass ich so eben mit dem Rucksack hindurchpasse. Nach etwa 1.000 Höhenmetern trifft man auf die Einmündung des Tomisek-Weges (Wegweiser). Jetzt öffnet sich das Gelände zunehmend, und man gelangt an den unteren Rand eines großen Karstplateaus. Über Kalkplatten und -stufen (durchgehend markiert, z.T. auch Steinmänner) geht es nun in südlicher Richtung. Jetzt ist der Gipfelaufbau des Triglav deutlich zu sehen. An einer letzten Steilstufe sind noch einmal Sicherungen angebracht, kurz danach stehe ich nach 5 Stunden Aufstieg vor dem Triglavski dom na Kredarici. In der höchsten Alpenhütte Sloweniens verbringe ich die Nacht.

Am zweiten Tag starte ich mit zahlreichen Bergsteigern noch vor Sonnenaufgang gegen 6.00 Uhr an der Hütte. Nur wenige Höhenmeter geht es abwärts, dann beginnt nach einigen leichten Felsen die erste Klettersteigpassage und der erste Stau. Der Anstieg auf den Mali Triglav, den "kleinen" Vorgipfel führt im Bogen auf der Südseite der Felsen rasch aufwärts. Während des Aufstiegs zum Vorgipfel geht die Sonne auf und taucht die Kalkfelsen in ein warmes Licht. Auf dem Mali Triglav blickt man dann auf den "großen" Bruder: Über einen schmalen und ausgesetzten Verbindungsgrat geht es nun auf den steilen Schlussanstieg.  Fast senkrecht scheinen die schroffen Felsen des Triglav emporzuragen, aber wenn man erst einmal den Einstieg in die mit Stahlstiften und Drahtseilen gut gesicherten Klettersteigpassagen geschafft hat, kommt man über die griffigen Tritte rasch vorwärts. Aufgrund der zahlreichen Sicherungen ist die Wegfindung unschwer. Auf den letzten Höhenmeter flacht das Gelände ab, und ich stelle mich in die Reihe der zahlreichen anderen Bergsteiger, die vor dem Aljazev Stolp, der kleinen Nothütte auf dem Gipfel des Triglav, das obligatorische Gipfelfoto schießen. 1,5 Stunden nach dem Aufbruch von der Hütte stehe ich auf dem Gipfel des Triglav. (Die angegebene 1 Std. ab Hütte ist zwar machbar, aufgrund der zahlreichen Berggänger im Auf- und Abstieg muss man jedoch zusätzliche Wartezeit einplanen!) Die Sicht auf dem Dach Sloweniens ist entsprechend umfassend, denn die nächsthöheren Berge finden sich erst weit im Nordwesten in den Tauern. Allerdings zeigt der Dunst im Westen die angekündigte nahende Regenfront an; es gilt also, möglichst rasch wieder zur Hütte abzusteigen.

Nach einer kurzen Trinkpause an der Hütte und einem kleinen Spaziergang auf das Gipfelchen der nahen Kredarica mache ich mich an den Abstieg. Ich versuche, nicht allzuviel Zeit zu verlieren; bereits auf dem Karstplateau kündet das erste Donnergrollen das bevorstehende Schlechtwetter an. So rasch wie möglich, aber zugleich an den Schlüsselstellen mit aller nötigen Konzentration komme ich auf dem Prag-Weg ein gutes Stück abwärts. Bei einer Höhe von etwa 1.500 Metern kommt dann der Regen, der so stark wird, dass ich innerhalb kürzester Zeit durchnass bin. An den letzten Felsen rinnt dann bereits das Wasser in kleinen Bächen über die Felsstufen. Gott sei Dank ist es nicht mehr weit bis zum Tal, und kurz vor Erreichen des Talbodens wird der Regen schwächer. Die letzten beiden Kilometer bis zum Aljazev dom sind dann ein guter Ausklang auf flachen Wanderwegen: die Erschöpfung ist spürbar, aber Freude und Dankbarkeit über die wunderbare Bergtour auf Sloweniens höchsten Gipfel lassen alle Strapazen vergessen.

Fazit: Der Triglav ist kein einfacher Berg; die zahlreichen Gedenktafeln an verunglückte Bergsteiger erinnern daran, dass man sich fast durchweg in steilem und absturzgefährdetem Gelände bewegt. Schon der Prag-Weg zur Hütte ist keineswegs ein reiner Wanderweg; die Route zum Gipfel ist zwar fast durchgehend gesichert, aber sehr ausgesetzt, und an vielen Stellen ist der Fels aufgrund der zahlreichen Berggänger abgespeckt. Auch konditionell verlangt der Berg einiges, sind doch vom Talboden bis zum Gipfel gut 1.900 Höhenmeter mit eigener Kraft zu überwinden. Eine Übernachtung in der Hütte ist daher zu empfehlen, zumal man auf diese Weise den Gipfel in den frühen Morgenstunden erlebt.
Die Besteigung des Triglav mit seiner wilden Kalklandschaft und den Klettersteigpassagen hat mich ein Stück weit an den Jubiläumsgrat zur Zugspitze erinnert, den ich zwölf Jahre zuvor mit meinem Bergfreund Christian gegangen bin. Ihm sei dieser Tourenbericht in Dankbarkeit gewidmet.

Schwierigkeiten und Zeiten:

Aljazev dom - Triglavski dom na Kredarici (1.500 hm, T 3, Stellen T 4; 5 Std.)
Triglavski dom na Kredarici - Triglav (400 hm, T 4+, Klettersteig WS; 1,5 Std.)
Rückweg Triglav - Aljazev dom (5 Std.)

Tourengänger: Erli


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Kommentare (1)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2018 um 20:14
Hallo,

Colole Tor, der Triglav! Da werden Erinnerungen wach, der Berg hat mir auch gut gefallen. Kannst die Tour noch in die Europäischen Landeshöhepunkte eintagen, Link www.hikr.org/comm/Europa/

Gruss Sputnik


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