Tomligrat & Bandweg


Publiziert von Bergmax , 11. Juni 2018 um 22:16.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum: 9 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-NW   CH-OW   CH-LU 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Kulm - Chilchsteine - Laub - Einstieg Tomligrat bei Tumli - Tomlishorn - Kulm - Klimsenhorn - Bandweg - Fräkmüntegg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug (S5) nach Alpnachstad, Zahnradbahn zum Pilatus-Kulm
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Gondelbahn ab Fräkmüntegg nach Kriens, 10 min Fußweg zur Haltestelle "Zentrum Pilatus", O-Bus (Linie 1) nach Luzern Bahnhof
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Steiler Grat & "verbotener" Weg...

Um zum Tomlishorn SW-Grat ("Tomligrat") zu gelangen, braucht man nicht unbedingt die Pilatusbahnen zu benutzen. Aber gerade die Fahrt mit der Zahnradbahn von Alpnachstad wollte ich mir nicht entgehen lassen. Im Anschluss hatte ich mir den Gsässweg vorgenommen. Erst vor Ort entschied ich mich für den Abstieg über den etwas schwierigeren Bandweg - natürlich "auf eigene Gefahr", wie am Einstieg erwähnt...

Nach der Bergfahrt mit der extrasteilen Zahnradbahn, die besonders in der oberen Hälfte tolle Ausblicke bietet, gehe ich kurz vor neun Uhr an der noch kaum bevölkerten Bergstation (2067 m) los. Zuerst steht ein Abstieg von gut 500 Höhenmetetn auf dem Programm. An den eigenartigen Chilchsteinen (1865 m) vorbei erreiche ich bald die Hütte von Laub.
Wenige Minuten später verleitet mich ein auffälliger Steinmann dazu, den breiten Weg zu verlassen und auf Pfadspuren unter der Holzwangflue entlang zum Einstieg des SW-Grats zu queren. Das spart ca. 50 Höhenmeter, lohnt sich rückblickend betrachtet aber kaum, weil sich die Wegspuren (dienen vermutlich vor allem als Zustieg zu den Kletterrouten an der Holzwangflue) immer wieder verlieren. Dennoch erreiche ich recht zügig den eigentlichen Einstieg unmittelbar neben den Gebäuden von Tumli (1679 m).

Das morsche Seil an der ersten Kletterstelle existiert nicht mehr, sodass auch diese Passage frei geklettert werden muss. Ein guter Test, denn die Schlüsselstellen sind nur noch wenig anspruchsvoller. Nach wenigen Minuten stehe ich am Bänkli und freue mich auf die nächsten felsigen Meter.
Die Route besteht aus vielen einzelnen Aufschwüngen. Kletterstellen, die den ersten Grad übersteigen (es sind doch einige), sind stets mit Bohrhaken gesichert, die eine sinnvolle Linie vorgeben. Die Bohrhaken finden sich meistens links, also in der Nähe der Abbruchkante. Trotzdem klettert man nur selten wirklich ausgesetzt.
Recht bald nach dem Einstieg stehe ich vor der technisch schwierigsten Stelle, einer Felsplatte. Ich steige beim Haken auf und erreiche den entscheidenden Griff nur gerade so, sodass doch etwas Geschick vonnöten ist. Daher Schwierigkeit III-, wer sehr groß ist, bekommt auch diese Passage als II.
Der Fels am SW-Grat ist meistens sehr gut, mit Ausnahme der Rinne über dem Wandbuch (zweite Schlüsselstelle, II+), und einem kurzen Aufschwung direkt unter dem Wandbuch. Dort steckt zwar ein Bohrhaken nahe der Kante, doch fast jeder Griff ist lose, sodass ich hier den Trittspuren folgend durch eine einfache Rinne etwas weiter rechts hochsteige. Ansonsten kraxele ich immer entlang der Haken. Hat man die Rinne, die sich kurzzeitig fast zu einem Kamin verengt, durchstiegen, sind die Hauptschwierigkeiten geschafft. Nur eine weitere Platte verlangt noch etwas Einsatz, ist aber einfacher als die erste.
Der grasige obere Gratabschnitt bietet eine prima Aussicht und wird zunehmend sanfter und flacher. Schließlich erreiche ich den Bergweg und steige auf dem geländergesicherten Schlussanstieg die letzten Meter hinauf zum Tomlishorn (2128 m).

Die Bewölkung hat inzwischen stark zugenommen und der Gipfel des Tomlishorns ist komplett eingenebelt. Schade um die Fernsicht und die Tiefblicke nach Norden...

Nach einer Rast nehme ich den in den Fels gesprengten Weg zum Kulm. Obwohl einfach, so gibt es doch einige interessante Stellen (zum Beispiel mehrere Tunnels) und kleine Schilder, welche die Gebirgspflanzen erklären. Nach einer kurzweiligen halben Stunde stehe ich zum zweiten Mal am Kulmhotel und der Bergstation der Pilatusbahnen.

Weniger wegen der vielen Leute als vielmehr wegen des Nebels mache ich mich bald wieder auf den Weg. Ich umgehe den Gipfel des Oberhaupts westseitig durch das Chriesiloch, das einen tunnelartigen Übergang auf die andere Gratseite vermittelt. Zügig gehe ich den leicht schrofigen Bergweg hinunter zum Klimsensattel (1866 m) Dort schaue ich kurz in die Kapelle, die anscheinend gerade renoviert wird, und besteige danach in wenigen Minuten das Klimsenhorn (1906 m). Im Gegensatz zu den höchsten Pilatusgipfeln gibt es hier "unter den Wolken" immerhin eine beschränkte Aussicht.

Zurück im Klimsensattel stelle ich fest, dass reichlich Berggänger den Bandweg hinaufkommen. Außerdem wird er auf den Schildern zwar als "gesperrt" bezeichnet und es wird vor der Steinschlaggefahr gewarnt, aber anstelle von "Begehen verboten" liest man dort  "Begehen auf eigene Gefahr", was ja nicht ungewöhnlich ist beim Bergsteigen. Also folge ich dem nicht zu verfehlendem Pfad auf die Nordseite des Klimsenhorns - und werde es nicht bereuen. Dort wird der Abstieg wesentlich steiler und auch felsiger. Blaue Punkte und vereinzelte weiß-blau-weiße Markierungen führen zuverlässig durch angenehmes Kraxelgelände (I). Schließlich macht der Pfad in der Nähe von P. 1625 einen scharfen Bogen. Die Hände werden im weiteren Abstieg kaum noch gebraucht, aber dafür wird der Fels unzuverlässiger. Besonders im Schlussabstieg unter der eigentlichen Wand in Richtung P. 1468 ist daher etwas Vorsicht angebracht, um keinen Steinschlag auszulösen. Bei der Sommerrodelbahn mit Kiosk erreicht man wieder den Wanderweg.

Für die letzten Meter zur Seilbahnstation Fräkmüntegg (1403 m) nehme ich nicht den breiten Weg am Waldrand, sondern gehe nach der Sommerrodelbahn erst kurz nach links zu einem kleinen Sattel und ab dort auf einem Waldpfad auf dem sanften Gratrücken (Feuerstellen) entlang.

Die recht langsame Talfahrt in den kleinen Gondeln ist ein angenehmer Ausklang dieser eher kurzen, abwechslungsreichen, aber auch recht anspruchsvollen Kraxeltour, die mir sehr gut gefallen hat!

Gehzeiten

Pilatus Kulm - Chilchsteine - Einstieg Tomligrat: gut 1 h
Tomligrat - Tomlishorn: 1 h 30 min
Tomlishorn - Pilatus Kulm - Klimsenhorn: knapp 1 h
Klimsenhorn - Seilbahnstation Fräkmüntegg: 45 min

Schwierigkeiten

Tomligrat: III- (1 kurze, plattige Stelle), oft T5 / II, obere Hälfte grasiges Gehgelände bis T4
Bandweg - gesperrt wegen Steinschlaggefahr, auf eigene Gefahr zu begehen: T4 / I
sonstige Bergwege: meist T2 und T1

Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 12. Juni 2018 um 06:20
besten Dank für den informativen, detaillierten, Bericht!

Bergmax hat gesagt: Danke zurück...
Gesendet am 12. Juni 2018 um 21:11
Deine Bericht lese ich auch immer gerne, sie haben mich schon öfters zu neuen Tourenideen inspiriert!

Grüße aus dem Südschwarzwald

Max

Felix hat gesagt: RE: Danke zurück...
Gesendet am 13. Juni 2018 um 05:22
auch dir; das freut mich

lg aus dem hintersten, untersten, Oberaargau (nahe Emmental)

Felix


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