Alpspitz von Nesselwang

Schon länger gab es den Plan die Alpspitze einmal von Norden von Nesselwang aus zu besteigen, denn der Weg am Schlossbächel entlang ist in einem unserer Führer als sehr lohnende kleine Tour angepriesen. Heute wollten wir nicht zu spät nach Hause kommen und so hat sich die Tour, die ja nahe an unserem Nachhauseweg liegt quasi aufgedrängt.

Wir parken auf dem Parkplatz der Alpspitzbahn und gehen zunächst in östliche Richtung auf der Straße weiter. Gleich hinter dem neuen Explorer Hotel führt die Maria-Trost-Allee in die Landschaft hinein, und gleich hier hat man auch schon 98 % der Menschenmassen hinter sich gelassen, denn die Alpspitze ist mit ihrer Seilbahn von Norden ein wahrer Rummelplatz.

Nach einigen Schritte kommen wir in den Wald und dort auch gleich zu dem Warnhinweis, dass unser Wunschweg gesperrt sei. Wir werden umgeleitet über den Weg 47, der zur Burgruine Nesselburg hinaufführt. Also erst einmal nichts mit Wildbach und Schlucht...

Der Weg führt gleich steil über neu angelegte Treppen in die Höhe, was uns bei dem schwülen Wetter die Schweißperlen auf die Haut treibt. Der weitere, wenig spannende Waldweg wird durch zwei kämpfende Alpensalamander aufgepeppt. Dem Kampf schauen wir einige Momente zu. Der geht so lange, bis der glücklichere der beiden seinen Widersacher aushebelt und gut 40 cm tief über eine kleine Klippe schleudert.
Dann macht er sich wieder auf ins feuchte Grün und verschwindet.

Etwa auf der Höhe 1050 Meter, kurz oberhalb der Ruine Nesselburg können wir auf unseren Wunschweg an den Bach zurückkehren. Der Weg führt nun malerisch mal links mal rechts des fast kläglich kleinen Bächleins entlang. In teils aufwändiger Bauweise hat man den abwechslungsreichen Weg in den Graben gebaut. Leider verlassen wir auf unserem Weg den Bach dann relativ schnell wieder.

Noch eine Weile steigen wir, jetzt abwechslungsreicher im Wald empor, bis mehr und immer lauter seltsam schrille Geräusche an unsere Ohren dringen. Wir kommen in den Bereich der Alpspitz Zip-Line, eine der Alpspitz Attraktionen. Hier kann man sich an einem Drahtseil über zwei Sektionen von der Bergstation der Alpspitzbahn bis zur Mittelstation hinuntersausen lassen. Ein paar Minuten später gehen wir dann unter dem Stahlseil hindurch, an dem dann immer wieder ein wagemutiger durch den Wald pfeift.

Nun queren wir noch eine kahlgeschlagene Waldregion, hier ist auch der Weg durchaus etwas in Mitleidenschaft gezogen und schwerer begehbar. Ein klein wenig geht es danach noch durch intakten Wald in die Höhe bis wir unmittelbar am Berggasthof Sportheim Böck aus dem Wald auf eine Ebene treten. Hier herrscht gleich wieder ein hektisches Treiben, alles ist voller Leute und die Ruhe des Aufstiegs hat ein Ende.

Vom Sportheim Böck sind es dann noch ein paar Minuten rechterhand bis auf den Gipfel der Alpspitze. Der Ausblick hinab in die relative Ebene des Allgäus ist lieblich und schön, wobei der Grüntensee mein optisches Highlight bildet. Unsere Einkehr im Sportheim bleibt auf das notwendige beschränkt. Weder die Preise noch die hektische Betriebsamkeit, lassen Lust aufkommen hier ein wenig länger zu verweilen.

Hinab steigen wir auf dem Weg 49, welcher der Trasse der Skipiste folgt, und dabei unkomfortabel steil, dafür aber auch kurz dem Tal entgegenstrebt. Mit nur zwei Kurven erreichen wir die Mittelstation und auch der direkte Weiterweg zur Talstation bietet aber auch gar nichts, wofür man innehalten müsste. Einzig die Sommerrodelbahn, die unseren Abstieg auf den letzten Metern begleitet, bietet noch ein wenig optische Abwechslung in dieser Tourismuswüste. Wie immer hat sich auch hier bewahrheitet. Wer in die Berge geht um die Natur zu treffen, sollte sich fernhalten von solcherlei Publikumsmagneten.