Dürrenstein 2839m - Noch einmal zum Abgewöhnen


Publiziert von georgb , 26. April 2018 um 16:51.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:26 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pustertal-Prags-Parkplatz Plätzwiese
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Über 6 Monate dauert die Skitourensaison schon, es wird Zeit, etwas dagegen zu tun ;-) Wie wärs mit einer Tour zum Abgewöhnen!? Der Dürrenstein bietet sich dafür an, trotz seiner weitläufigen Südflanke sind die Abfahrtsbedingungen selten gut, wie auch ich schon am eigenen Leib erfahren musste hier.
Natürlich war das nicht meine ursprüngliche Intention, im Gegenteil, es sollte eine traumhafte Firntour werden zum Abschluss der Saison, Gerüchten zufolge sollen die Bedingungen vor wenigen Tagen noch perfekt gewesen sein!?
So ziehe ich im Morgengrauen zur Plätzwiese, um dem Aufweichen durch die Tageserwärmung zuvor zu kommen. Doch das Grauen überkommt auch mich beim ersten Schneekontakt, die nächtliche Abkühlung war zu schwach, selbst hier auf 2000m ist die Auflage schon durchweicht. Unbeirrt trotte ich weiter, wie inzwischen üblich, noch vor der Plätzwiesenhütte einem Tälchen und steilen Latschenhang entgegen. 
Mit der Höhe wird auch der Schnee härter, meine Firnträume leben weiter. Von oben nähert sich ein einsamer Vorgänger und rattert  mir entgegen. "La neve è brutta, ma così siamo almeno da soli!" witzeln wir und er schwingt und bricht an mir vorbei. Eine zeitlang beobachte ich seine Bemühungen und mir schwant Schreckliches.
Ich verdränge die mir bevorstehende Abfahrt, lege die Harscheisen an und kämpfe mich weiter dem magischen Dürrenstein entgegen. Trotz allem ist und bleibt er ein faszinierender Berg, mit gewaltigen Ausblicken und einem wilden Ambiente. Der abschließende Grat ist heute gut begehbar, nach zweieinhalb Stunden stehe ich am Kreuz. Magische Wolken ziehen um die Gipfel, ich sitze allein mit dem Dürrenstein und staune in die Umgebung.
Das Staunen wird noch besser, als plötzlich Nebelschwaden aufziehen, wie soll ich ohne Sicht durch diesen Bruch kommen!? Ich lasse mir Zeit, warte auf Sichtfenster und teste vorsichtig die ersten Schwünge. Sturzfrei durch den gesamten Winter gekommen liege ich schon nach wenigen Metern am Dürrenstein flach. Bei der nächsten Kurve breche ich wieder ein und ein Ski verabschiedet sich gleich mit, was für ein Debakel! Gut, dass auch er bald einbricht, ich rapple mich mühsam auf, rutsche ihm einbeinig entgegen und verabschiede mich endgültig von Firnträumen und Carvingspass.
Der Rest der Abfahrt wird nicht besser, in Spitzkehren quäle ich mich abwärts, Schwünge traue ich mir nicht mehr zu, die ersten Steine spitzen auch schon durch! Mit viel Geduld und elastischen Beinen finde ich eine sturzfreie Linie zurück über den Sommerweg. Ein kurze Tragepassage, ein kleiner Gegenanstieg und ich schiebe mich zufrieden zurück auf die Strasse. Der Entzug hat funktioniert, die zwanghafte, qualvolle Lust auf Skitouren ist vorbei, ich bin geheilt ;-)

Tourengänger: georgb


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2018 um 17:56
....schöner Bericht über Deine Leidensfähigkeit, der zum Schmunzeln einlädt. Ich finde auch, dass ein halbes Jahr Winter wirklich reicht.

Grüße
Hanspeter

georgb hat gesagt: Danke fürs Schmunzeln
Gesendet am 26. April 2018 um 21:46
Ein wenig leidensfähig muss wohl jeder Berggeher sein, nach dem Motto 'no pain no gain' ;-)


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