Säntis (2502m) - direkte Nordwand (900 Hm, M4+, WI 2, 70°)


Publiziert von pete85 , 16. April 2018 um 20:04.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:15 April 2018
Hochtouren Schwierigkeit: SS-
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Eisklettern Schwierigkeit: WI2
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m

Nach nun etlichen warmen Tagen scheint die Lawinengefahr soweit abgenommen zu haben, dass man sich auch in größere Nordwände wieder wagen kann. Zu unserem Erstaunen war aber leider schon mehr Schnee weggeschmolzen als wir wollten. :(
Auch bleiben die Temperaturen Nachts über der 0° Grenze und auch die Abstrahlung war in dieser Nacht nicht perfekt, so dass wir bis oben leider viel weichen Schnee und vor allem auch weiches Gras pickeln mussten. Der Fels war dementsprechend auch nicht vereist und somit brüchig.

Das führte dann auch dazu, dass wir unser Vorhaben eine sehr direkte Route (das wär wirklich eine harte Geschichte) durch die Säntis NW zu legen frühzeitig begraben mussten. Ohne gefrorenes Gras hätte das Sichern Ewigkeiten in Anspruch genommen.
Generell scheint es 100 mögliche Nordwandrouten zu geben, wenn man vor der Wand steht und diese betrachtet. Es tut sich Linie für Linie auf.

So entschieden wir uns für die schon 2 Mal im Netz beschriebene andere Variante der direkten Nordwand. Diese wurde bisher mit S-S+, M3 bzw. WI 2 und Gras bis 80° angegeben.

Abgesehen vom Direkteinstieg (da wir vom Pfeilerversuch direkt hinüberquerten), starteten wir dann zunächst mit dieser Variante, wohlwissend, dass man oben noch einer deutlich direkteren Linie folgen kann.
Querend beginnt man zunächst recht leicht in Gras und Fels nach links zu steigen (alternativ würde der Direkteinstieg je nach Routenwahl Steilgras oder Fels bis III bieten). Im Anschluss steigt man bis zum Felsriegel über eine kurze WI 2 Stufe (könnte auch weiter links im Steilgras umgangen werden) und einen Steilgrasrücken (Gras bis 60-70°) nach oben. Hier wird es kurz flacher, bevor man den Felsriegel an der schwächsten Stelle durchbricht (bei wenig Schnee M3, heute 50° und WI 1). Danach wären die Schwierigkeiten vorbei, es folgt viel Stapfgelände im Schnee bis zum Gipfel.

Wir wählten dann noch den direkten Grat und auch hier direkt von unten weg die Variante durch den Kamin (bei aktuellen Verhältnissen extrem brüchig, mind. M4+, WI 2+, 45m).
Danach direkt dem Grat folgend, bevor ein Gratturm links in einer Eisrinne umgangen wird, weiter bis hoch zum Grat und nach diesem im Schneegelände weiter bis zum Gipfel.
(Ohne Kaminrinne S+, mit Kaminrinne SS-)


Zustieg zur Nordwand (inklusive Versuch am Pfeiler) 1 h
Nordwand - Gipfel 6:30 h
Abstieg über Seilbahn 8 Minuten  :)



Unser Material:
50 Meter Einfachseil, ein paar Meter Reepschnur, Bandschlingen, ein paar Keile (ein paar mehr wären kein Fehler gewesen), 1 Hexentrick, 5 Haken, 2 große und 2 kleine Ice Pitons (man kann auch 3-4 große dabeihaben), 2 Firnanker, 3 Cams und 2 Link Cams. Dazu 8 Exen, ein paar Karabiner, Tibloc, Steigeisen, 2 Eisgeräte,....
empfehlen würde ich noch 2-4 kurze Eisschrauben mitzunehmen. Dann kann man im Eis noch besser sichern und es war doch mehr Eis vorhanden als von uns erwartet.


Zu den Schwierigkeiten:
Die ursprüngliche Version dieser Route (orange im letzten Bild) stellte Ulla und mich heute vor keine großen Schwierigkeiten, wäre ca. S- oder S gewesen. Steilgras und das Solo-Klettern in diesem Gelände mit Steigeisen und Pickeln sollte beherrscht werden, sonst wird man mit Sichern nicht fertig. Je nach Verhältnissen (wir hatten heute durch die Wärme auch nicht gerade die besten Verhältnisse!) ist es wie für Mixedgelände üblich mal schwerer oder leichter als von anderen beschrieben (heute bei uns eben ca. S-).
Oben ändert sich was die Schwierigkeiten angeht aber das Bild, was vor allem an der Variante durch die Kaminrinne liegt. Man sollte sich hier durch die geringen Schwierigkeiten nicht täuschen lassen. Das klettern im brüchigen Fels (und ich meine bei den aktuellen Bedingungen ist an der Schlüsselstelle fast alles locker) und der Umgang mit dem benötigten Sicherungsmaterial (siehe oben) sollte beherrscht werden. Oder man umgeht die Geschichte einfach rechts. Aber auch weiter oben muss man je nach Verhältnissen nochmal sichern (Firnanker sind nicht verkehrt, Ice Pitons sowieso nicht).
Das Ganze könnte bei anderen Verhältnissen entweder deutlich leichter werden (komplett Eis in der Kaminrinne), aber natürlich auch schwerer (Pulverschnee über dem Bruch).

Uns beiden jedenfalls hat die Tour gefallen. Nach anfänglich viel Kraxelgeände konnte man am Ende doch noch das Seil auspacken und ein paar Haken schlagen (Material wurde wieder mitgenommen, kein fixes Material vorhanden).

Tourengänger: pete85


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Kommentare (2)


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Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 17. April 2018 um 20:24
puh, ihr sind ja zwei Kletter-"Geissen/Böcke" sorry für diesen Ausdruck ;-))) aber alle Achtung und herzliche Gratulation !

Lg Primi

pete85 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. April 2018 um 15:20
Danke, war ne nette Kraxelei und am Ende auch Kletterei. Schön, das der Säntis mit seiner breiten Nordwand so viele Möglichkeiten bietet. Vielleicht komm ich irgendwann nochmal hin und es folgt eine andere Route. Die Aussicht ins Alpenvorland und zum Bodensee ist ja auch nicht zu verachten! :)

Gruß,
pete.


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