Kennen Sie Val Marcri ?
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Alles begann auf dem Pizzo Forno hoch über Chironico und der Sponda-Hütte. Da entdeckte ich entlang der Leventina auf der orographisch rechten Seite eine ganze Reihe von unbekannten, etliche hundert Meter über der Gotthardlinie liegenden, abgelegenen Hängetälern: Usedì, Fouda, Cramosino, Nedro, Marcri und Ambra. Mittlerweilen kennen wir uns recht gut.
Wie magnetisiert zieht es mich diesmal ins Val Marcri, dessen Bach – die Margarasca – ins benachbarte Val d’Ambra umgeleitet wird und dennoch - bei Hochwasser – 800 Höhenmeter über dem Talboden mitten im Wald gut erkennbar einen Wasserfall bildet.
Von der vorangehenden Tour zur Capanna Ribia weiss ich, dass es mit dem Schnee recht heikel werden könnte. Wieder starte ich im Morgengrauen im Val d’Ambra und steige über Ramlitt durch das Gebiet „Quattro Gambe“ (Vier Beine!) nach Cavalüm, 1125m. Stundenhalt. Kein nennenswerter Schnee. Über Cavalüm schlängelt sich der Weg durch den Mischwald von Rippe zu Rippe. Ab 1250 m sind Schneeschuhe angesagt.
Es folgt die Traversierung eines exponierten Hanges, etwa 2 km lang. Für dieses Stück brauche ich alle meine Konzentration und Kraft. Ein Ausrutscher wäre katastrophal. So benötige ich doppelte und dreifache Zeit in einem ständigen Auf und Ab einiger Höhenmeter, welche sich in dreistelligen Meteranzahl summiert. Die Schneedecke variiert zwischen 100 und 200 cm, je nach Lage und Verfrachtung. Die Temperatur ist angestiegen und hat etwa 20 cm aufgeweicht. Zum Glück habe ich den Eispickel dabei. Einstecken – zwei Schritte – stehen – einstecken, usw.
Das vertraute Wegstück wird zu einem Alptraum! Sämtliche Weganlagen und Schneisen können nicht ausgemacht werden, wenn soviel Schnee liegt. Wieder einmal verlasse ich mich auf Karte und Höhenmesser und finde – Gott sei dank – den Fixpunkt: Die Wegkreuzung Pt. 1526. Vom Bach hört man das leise Glucksen in undefinierbarer Tiefe. Ich überschreite ihn vorsichtig.
Dann kämpfe ich mich entlang der Margarasca zur Alpe di Marcri hoch, 1602 m, und steige 100 cm in den Hütteneingang hinab. Einfeuern – Schnee schmelzen - Mittagessen kochen – Tee zubereiten – trocken Anziehen: Mille Grazie per la fantastica cascina!
Ich erküre diese Hütte zum Basislager! Matratzen und Wolldecken einrichten. Die Hütte ist sehr gut zu beheizen.
Nach der Stärkung nehme ich den Aufstieg zur Stabbio di Mezzo in Angriff. Je steiler der Hang umso besser sind die Fixpunkte sichtbar. Dieses Mal eine Holzbrücke und ein Querriegel. Ohne Verirren erreiche ich auch diese Hütten – die links gehört dem Patriziato in Bodio und ist immer geschlossen (Schlüssel bei der Gemeinde erhältlich), die rechts ist immer offen und ist eine Selbstversorgerhütte des Patriziato von Personico. Im Hüttenbuch trage ich mich ein. Letzter Eintrag war im November 08.
Zurück im Basislager mache ich mich gemütlich und versuche, mit der Familie Kontakt aufzunehmen. Dies ist ein schwieriges Unterfangen, da der Natel-Empfang sehr schwach ist. (Bei der südlichsten Hütte noch am Besten). Das tolle WC finde ich mittels der Boussole (N, 50 m), der Vierkantschlüssel dazu ist unauffindbar. Ja nu.
Nach angenehmer Nacht und meinem Müesli mit echter(!) Milch und Kaffee von der „Expressmaschine“ steige ich zum Fixpunkt 1526 zurück, dann der Margarasca entlang bis Larecc, Pt 1361, unterhalb die selbigem die Schlüsselstelle liegt. Ein 10 m hoher Riss erheischt bei feuchtem Laub äusserste Vorsicht. Auf etwa 1240m biegt der Weg abrupt nach rechts ab und folgt der darüber liegenden Felswand. Einige Steinmannli erleichtern das Finden. Steil geht es auf Pt 1096 hinunter, dann angenehmer über Sassan nach Faidal. Faidal muss von „Feudal“ abgeleitet sein: denn nur so kann man sich den breiten Weg hinunter nach Personico erklären.
Der Frühling kehrt zurück – der Winter weicht. Wunderschöne violette Blumen und blühende, wilde Kirschbäume säumen den Wegrand. Nach einem letzten Gegenanstieg auf der Teerstrasse erreiche ich mein treues Vehikel.
Tourengänger:
Seeger

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