Vor der Haustüre: von Giessen zu Giessen


Publiziert von CampoTencia , 21. Juli 2017 um 21:40. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:20 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-ZH   Zürcher Oberland 
Kartennummer:1093 Hörnli

Gemäss Meteo sind Regen und Gewitter nicht auszuschliessen. Für uns Grund genug, in der Nähe zu bleiben. Sozusagen vor unserer Haustüre finden wir immer wieder lohnenswerte Wege, auch dann, wenn es eigentlich gar keine Wege gibt. Aber für Entdeckungsreisen sind wir immer zu haben.
 
Der GIS-Browser des Geografischen Informationssystems des Kantons Zürich ist für uns eine wahre Fundgrube, wenn es darum geht, Namen von Bächen in unserer Umgebung herauszufinden. Mit dem Kartenfilter 'Gewässer' können wir uns unter 'Öffentliche Oberflächengewässer, …' stundenlang verweilen und Tourenpläne entwickeln.
 
Wir starten in Fischenthal beim Ortsteil Mühlebach und folgen dem kleinen Strässchen westwärts. Bald sind die letzten Häuser verlassen und wir befinden uns mitten im Grünen. Der Mülibachweiher ist ein kleines Stauseelein. Die Seerosen sind verblüht, aber am Ufer finden sich einige schöne Wilde Majoran. Ein schmales Weglein führt oberhalb des Weihers durch das Wäldchen. Der Reinsbergbach führt sehr wenig Wasser. Entsprechend unspektakulär präsentiert sich wenig später der freifallende Greiseltobel-Giessen, der mit 43 Metern Fallhöhe der höchste Wasserfall im Kanton Zürich sein soll. Eindrücklich ist die Szenerie trotzdem. Wir stehen hier wie Zwerge und schauen in die Höhe, wo sich der Reinsbergbach über die Nagelfluh ergiesst. In der Aufprallzone fällt der grünliche Kalktuff und der eher kleine Kolk auf.
 
Für die nächsten Giessen folgen wir der Kantonsstrasse südwärts bis zum Fistelweiher. Hier zweigt ein Wanderweg nach Kleinbäretswil nach rechts ab. Beim Scheibenstand verlassen wir diesen und queren über das kleine Bächlein, den Bärenbach, und stehen bald im Niemandsland. Mal durch hohes Gras und Brombeerranken, mal im Bach geht es vorwärts. Der Ghöchbach zweigt als unscheinbares Bächlein nach rechts weg. Der Grund des Baches besteht grossenteils aus hartem Kalksinter. An einigen Stellen gehen wir zaghaft weiter, da wir Ausgleiten und Umfallen vermeiden möchten. Glücklicherweise fliesst nicht viel Wasser, sodass wir mit trockenen Füssen die erste kleinere Kalkbarriere erreichen. Diese umgehen wir, indem wir uns im rutschigen Hang durch Brombeeren und Brennnesseln kämpfen. Und im Flusssand sinken wir tief ein und machen einen schnellen Schritt auf festeren Grund. Vor uns erhebt sich ein sehr breiter, weit überhängender und recht hoher Gubel aus Nagelfluh, über den sich der Ghöchbach ergiesst.
 
Zurück beim Bärenbach folgen wir diesem aufwärts, erst auf einem mit Kies aufgeschütteten Wegstück, nachher wieder weglos durch Gestrüpp und im Bachverlauf, bis wir die Einmündung des Sädelbaches erreichen. Ein kopfgrosses Wespennest erregt unsere Aufmerksamkeit: es wird immer noch bewohnt und wir halten unsere Köpfe in gebührendem Abstand. Auf Kalksinter und Kies im Bach, über Schwemmholz und Baumstämme gelangen wir zum Giessen des Sädelbaches. Ein märchenhafter Anblick! Wir sind begeistert, beschreiben ist unmöglich. Das muss man selbst gesehen haben! Ein schöner Ort, um eine Pause einzulegen und ein Brötchen zu essen. Leider nur kurz, es beginnt immer stärker zu regnen. Wir ziehen die Regenjacke über und packen unsere Siebensachen ein.
 
Wieder beim Bärenbach stellt sich die Frage, ob wir den Heimweg antreten oder doch noch weiter dem Bärenbach hinauf folgen, dem Regen zum Trotz. Wir folgen ihm. Etwa 140m auf Kalksinter im Bärenbach und einem Umweg über festem Waldgrund werden wir mit dem nächsten Giessen belohnt. Wiederum ein recht breiter und stark überhängender Gubel. Wir sind sehr erstaunt, als wir unter dem Überhang, versteckt hinter einem länglichen Schuttkegel, Tische und Bänke entdecken. Da wurde wohl schon ausgiebig gefeiert. Vermutlich vor längerer Zeit, denn viel Nagelfluh hat sich zwischenzeitlich von der Decke gelöst.
 
In strömendem Regen treten wir den Heimweg an. Der kann unserer guten Laune nichts anhaben, haben wir doch wiederum eine erinnerungswürdige Entdeckertour erleben dürfen! Vor unserer Haustüre.
 
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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Geodaten
 36179.kmz Greiselgubel-Giessen
 36180.kmz Giessen am Ghöchbach
 36181.kmz Giessen am Sädelbach
 36183.kmz Giessen am Bärenbach

Galerie


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2017 um 21:47
toll, was ihr da begangen und erlebt habt!

lg Felix


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