Erzlahnspitze (2749m) - Sentiero Campanili del Latemar - Latemarspitze (2791m)


Publiziert von gero , 20. Februar 2009 um 21:32.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:13 August 2006
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1470 m
Abstieg: 1470 m
Strecke:Oberholz - Gamsstallscharte - Erzlahnscharte - Erzlahnspitze - Rotlahnscharte - Campanilisteig - Latemarspitze - Labyrinthsteig - Obereggen
Kartennummer:Freytag&Berndt WKS 7 - Überetsch - Südtiroler Unterland - Latemar

Es würde ein langer Weg werden, den wir uns an diesem Tag vorgenommen hatten! Und, wie schon bei der Schilderung der Latemarspitze von Tef hier bei hikr, ein Weg mit vorwinterlichen Verhältnissen, obwohl es Mitte August war.

Wir schaukelten zu Viert von Obereggen mit dem Sessellift hinauf bis Oberholz (ca. 2100m), wo wir gegen 7:30 Uhr den Wanderweg hinauf zur Gamsstallscharte antraten. Der Weg führt steil über die schrofigen Westhänge des Latemar hinauf; weiter oben geht es durch sehr romantische Felskulissen, und man erreicht in gut 1,5 Std. an der Gamsstallscharte (2560m) das Hochplateau des Latemar.

Auf dem Weiterweg querten wir, immer gut bezeichnet und ohne jegliche Schwierigkeiten, die Osthänge des Eggentaler Horns (= Reiterjochspitze, 2799m). Zunächst einmal erklommen wir von der Erzlahnscharte (2582m) aus die Erzlahnspitze (2749m) über deren Südrücken. Hier sind lediglich Steigspuren vorhanden; es braucht ein wenig Blick fürs Gelände, um in der Schuttflanke den zweckäßigsten Weg zu finden - und natürlich wie immer die nötige Trittsicherheit. Gegen 10 Uhr waren wir auf der Erzlahnspitze; hier hat man einen recht guten Überblick auf das sehr trümmerreiche, wegen der vielen Scharten und Türme teilweise unübersichtliche Gebiet des Latemars. Besonders gut konnten wir unseren Weiterweg hinunter zur Forcella Campanili und von dort weiter durch die Südhänge des Hauptzuges des Latemars studieren: der dortige Klettersteig würde keine Normalbedingungen aufweisen, da eine Kaltfront bereits jetzt im August für ersten Schnee gesorgt hatte.

Nach dem Abstieg von der Erzlahnspitze folgten wir dem Steig Richtung Forcella Campanili (= Rotlahnscharte, 2600m), die wir gegen 11 Uhr erreichten. Hier wird es ernst; man hat sich zu entscheiden, ob man dem Klettersteig gen Osten folgt oder dem Wanderweg, der 200m tiefer die Latemartürme umrundet; beide Wege treffen zuletzt in der Großen Latemarscharte beim Bivacco Rigatti wieder zusammen.

Wir entschieden uns natürlich für den Campanili-Klettersteig, der nicht unterschätzt werden darf: er ist zwar nicht mit den schwierigeren Klettereien andernorts in den Dolomiten zu vergleichen, bedingt aber - gerade wegen des etwas brüchigen Schrofen- und Schuttgeländes - Helm und Klettergurt. Außerdem gibt es, wie ich noch schildern werde, einige durchaus verzwickte und ausgesetzte Stellen, wo nichts passieren darf!

Man folgt nun immer den Markierungen und Drahtseilversicherungen, die an allen entscheidenden Stellen vorhanden sind. Gehgelände und Kletterei wechseln sich ab, im wesentlichen bewegt man sich auf mehr oder weniger schmalen Bändern, welche die ganze Südseite des Latemars horizontal durchziehen. Wenn die Verhältnisse sowie Können und Kondition es zulassen, kann man unterwegs den Steig verlassen und weglos den Diamantiditurm (2846m, höchster Punkt des Latemar) sowie den Christomannosturm (2800m) über schrofiges Einsergelände erklettern. Wir taten dies leider nicht, denn 1) war - wie schon geschildert - die ganze Südseite des Latemar teilweise verschneit, 2) mußten wir etwas auf das Wetter achten, immer wieder zogen dunkle Wolken unheilvoll umher, und 3) war der Rückweg nach Obereggen noch sehr lang! Wie lang, das wußten wir allerdings jetzt noch nicht - er zog sich sehr in die Länge, zumal die Kletterei auch jenseits der Latemarspitze nordseitig anhält, so daß man auch beim Abstieg nicht wirklich schnell sein kann!

Etwa 30 Minuten nach dem Einstieg an der Rotlahnscharte kommt man zum ersten kurzen, aber knackigen Highlight des Steiges: man hat an einem lose durchhängenden Fixseil eine etwa 5m hohe Stufe zu erklimmen. Dies ist die besonders fotogene Diamantidi-Scharte: hier stehen der höchste der westlichen Latemartürme und der Diamantiditurm so dicht beeinander, daß dazwischen ein großer Block eingeklemmt ist, unter dem man nordseitig auf die Matten in der Gegend des Karesrsees hinuntersehen kann.

Danach führt der weiterhin gut erkennbare Weg unter dem Diamantidi- (2846m) und dem Christomannosturm (2800m) vorbei (von hier aus wäre deren Besteigung möglich) und wartet mit einer wahrhaft spektakulären Szene auf: immer gut gesichert, geht es ausgesetzt an einer nahezu überhängenden Leiter hinunter in eine weitere, sehr tiefe, beidseits exponierte Scharte, die den Christomannosturm von der anschließenden Großen Latemarscharte (sie hat eher den Charakter eines Sattels) und dem Massiv der Latemarspitze trennt. Hier hätte nicht viel gefehlt, und wir hätten Steigeisen benötigt! Man überquert diese Scharte sehr abenteurlich an einem durchhängenden Seil und muß die gegenüberliegende Schartenwand wieder 10m hinaufklettern - um danach (nun aber leichter) abermals ein Schrofenwandl hinunterzuklettern. Dann hat man die Große Latemarscharte (2626m) erreicht, in der sich das Bivacco Rigatti befindet. An dieser Stelle mündet südseitig auch der untere Umgehungssteig ein.

Wir hatten diese Biwakschachtel kurz nach 12:30 Uhr erreicht; sie ist in auffällig roter Farbe angestrichen und bietet, sehr gut eingerichtet, sicher 6 Personen Platz. Inzwischen zogen von Norden immer dickere Wolken auf, und wir freuten uns darauf, vielleicht allmählich etwas flotter voran zu kommen. Aber weit gefehlt - der anschließende Aufstieg zur Latemarspitze ist abermals etwas exponiert und verlangt durchaus Aufmerksamkeit. Um 13:30 hatten wir das Gipfelkreuz der Latemarspitze (2791m) erreicht.

Wir wollten nun wirklich weiterkommen und rasteten im Gewölk nur kurz. Aber - nochmals muß man auf dem folgenden Abstieg immer wieder abklettern: man erreicht zunächst den Col Cornon (2774m) und anschließend die Kleine Latemarscharte (2526m). Von hier steigt man nordseitig Richtung Karerpaß bzw. Karersee ab (alternativ könnte man auch über den Kamm der Cima Poppe zum Karerpaß absteigen) - und muß, schon ziemlich weit unten, ein letztes Mal konzentriert über einen Felsrücken hinunterkletteren. Erst jetzt, da man die Wald- und Wiesenregion betritt, kann sich die Anspannung dieser unerwartet langen Kletterei lösen!

Wir schlenderten dann nordseitig unter dem Latemarstock unter Benutzung des Labyrinthsteiges wieder zurück nach Obereggen - auch dieser letzte Abschnitt der heutigen Tour zog sich nochmals recht ordentlich in die Länge -, wo wir kurz nach 17 Uhr ankamen.

Tourengänger: gero


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