Chronenstock (2451m) und Blüemberg (2404m)


Publiziert von Chrichen , 21. März 2017 um 08:21.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:16 März 2017
Hochtouren Schwierigkeit: L
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   CH-UR 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:ca. 11.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW: Via Sisikon nach Riemenstalden Chäppeliberg / Seilbahn bis Gitschen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Das Liderengebiet ist eine traumhafte Region sowohl im Sommer wie auch im Winter, die ich immer wieder gerne besuche. Es gibt viele Möglichkeiten, in abwechslungsreichen Touren Gipfel miteinander zu kombinieren. Mit Schneeschuhen leidet man natürlich unter einem eingeschränkten Aktionsradius. Bei günstigen Verhältnissen lassen sich der Chronenstock und der Blüemberg besonders gut kombinieren.

Schon länger haben Stevo47 und ich uns vorgenommen, dem Chronenstock mit Schneeschuhen einen Besuch abzustatten. Nun endlich hat es geklappt, wenn auch äusserst kurzfristig. Vor Ort entschieden wir uns, dem Blüemberg auch noch einen Besuch abzustatten. Dieser lässt sich mittels einer Querung unter den Felswänden vom Chronenstock unter Einbusse nur weniger Höhenmeter effizient erreichen. Damit konnten wir eine kleine Runde einbauen.

Für das Couloir am Chronenstock führten wir Pickel und Steigeisen mit. Diese erwiesen sich auch an anderen Stellen als hilfreich. Interessant war, dass die Schneedecke bis weit in den Nachmittag hinein perfekt tragend war, so dass wir grosse Strecken ohne Schneeschuhe zurücklegen konnten.

Gitschen - Lidernenhütte - Schnüerstocksattel (WT2)
Kurz vor 08:30 starten wir bei der Bergstation Gitschen. Noch herrscht viel Schatten und es weht ein kühler Wind. Zahlreiche Regenrinnen zieren die Schneelandschaft. Auf guter und hartgefrorener Spur laufen wir zur nahen Lidernenhütte. Von dort geht es unter dem Schmal Stöckli vorbei weiter in Richtung Osten bis zu einer breiten Runse, durch die nun etwas steiler aufgestiegen wird. Oben angekommen wartet eine tiefe Mulde. Da der Schnee noch hart gefroren ist, folgen wir der vorhandenen Spur, welche am oberen Rand der Mulde ohne Höhenverlust quert. Ansonsten würde es sich mit Schneeschuhen empfehlen, 10-15 Höhenmeter zu opfern und unten durch zu stapfen. Danach geht es durch coupiertes Gelände weiter dem Schnüerstocksattel entgegen. Dank der gut tragenden Schneedecke laufen wir oft neben der Spur. Mittlerweile ist es ziemlich warm und windstill geworden. Beim Schnüerstocksattel hat man eine schöne Sicht auf den Schnüerstock und einen guten Einblick in die folgende Traverse unter dem Chli Chaiser hindurch.

Schnüerstocksattel - Chronenstock (WT4, L)
Aufgrund des noch hart gefrorenen Schnees, entscheiden wir uns für die steile Querung unter dem Chli Chaiser (ca. 40°) auf Steigeisen und Pickel zu wechseln. Das war ein guter Entscheid, denn so lässt sich die Stelle einfach meistern. Am Ende der Querung gehen wir einige Meter in der Fallinie hoch, bis wir wieder flaches Gelände erreichen. Da die Schneedecke auch ohne Schneeschuhe trägt, lassen wir die Steigeisen an den Füssen. Das wird zu unserem Erstaunen während der gesamten Runde so bleiben, bis zurück zum Schnüerstocksattel. Selbst nach Mittag wird die Schneedecke ihre Tragfähigkeit nicht verlieren.

Weiter geht es nun der Mulde zwischen Chaiserstock und Chronenstock entgegen. Wir folgen einer Skispur und queren in den Hängen unter dem Chaisertor und Chaiserstock in die Mulde hinein. Dabei überqueren wir - wie schon unter dem Chli Chaiser - einen alten Lawinenkegel. In der Mulde steigen wir über deren Mitte weiter bis zum Sattel zwischen Chaiserstock und Chronenstock hoch. Erst dann gehen wir über den schneearmen Westhang vom Chronenstock dem Aufstiegscoloir entgegen. Vorsicht ist wegen der Wechten angebracht. Unter dem Couloir bildet das Gelände eine etwas flachere Terrasse. Hier deponieren wir unsere mitgetragenen Schneeschuhe und Stöcke.

Die letzten Meter bis zur besagten Schwachstelle sind steil, dank des harten Schnees mit Steigeisen und Pickel aber bestens zu machen. Das ca. 10-20m lange Couloir ist durchgehend schneegefüllt und teils vereist. Im schmalen kaminartigen Bereich ist die Schnee-/Eisauflage eher dünn. Genüsslich arbeiten wir uns hoch bis zum Ausstieg, wo man nochmals kurz wegen der Wechte aufpassen muss. Direkt über dem Kamin hat man eine schöne Aussicht zum Chaiserstock. Nun geht es über den fast flachen Gipfelbereich zum Gipfelkreuz.

Es ist windstill und unglaublich warm. Deshalb leisten wir uns eine ausgedehnte Gipfelrast. Das Panorama ist mittlerweile wohlbekannt, bei bester Fernsicht aber immer wieder auf's neue umwerfend! Gerade als wir aufbrechen wollen, gesellt sich noch ein dritter Berggänger hinzu. Abgesehen von zwei Skitourengängern, die mit uns in der Seilbahn waren und den Rossstock angepeilt haben, ist es die einzige Person, der wir heute begegnen.

Chronenstock - Blüemberg (WT4, L)
Relativ spontan entscheiden wir uns, die Traverse unter dem Chronenstock genauer in Augenschein zu nehmen und gegebenenfalls dem Blüemberg noch einen Besuch abzustatten. Wir verabschieden uns von unserem Kollegen, gehen zurück zum Couloir und steigen wieder durch dieses ab. Hier werden wir nochmals eingeholt. Bei unserem Materialdepot am Fusse des Couloirs angekommen, richten wir unsere Sachen und machen uns auf den Weiterweg.

Wir queren auf dem zunächst sehr breiten und nicht allzu steilen Band der Blüembergmulde entgegen. Dabei opfern wir einige Meter an Höhe, um die steilen Hangpartien zu meiden. Kurz vor dem P.2336, wo das Band schmaler und abschüssiger wird, steigen wir schliesslich bis an die Felswand hoch und traversieren dieser entlang weiter. Schnell zeigt es sich, dass der Weg zur Blüembergmulde technisch nicht allzu schwierig werden sollte. An einer Stelle, direkt an der Felswand, fallen hie und da kleinere Einbrocken von weiter oben herunter. Ein Zeichen, dass wir spät dran sind. Zügig überwinden wir diese Stelle, damit wir uns der Gefahr möglichst kurz aussetzen. Danach können wir über anfangs steile Hänge in die Blüembergmulde traversieren. Die Querung unter dem Chronenstock bietet bei günstigen Verhältnissen eine hervorragende Möglichkeit, den Blüemberg mit nur geringem Höhenverlust zu erreichen. Der Weg ist auf der Karte als gestrichelte Skiroute eingezeichnet.

Über die Blüembergmulde steigen wir auf in Richtung P.2347. Hier gilt es erneut die Wechte zu beachten. Über den kurz leicht aufgesulzten Westhang erreichen wir den Beginn der Fixseilpassage, welche den Aufstieg zum Gipfelplateau erleichtert. Hier ist der Schnee wieder ziemlich hart, und das kurze ausgesetzte Teilstück lässt sich mit Pickel und Steigeisen sogar ohne Zuhilfenahme der Aufstiegshilfen begehen. Dennoch empfinde ich die Stelle subjektiv minim heikler als den Kamin am Chronenstock. Auf dem Gipfelplateau angekommen folgt ein schöner Abschnitt über den sanften aussichtsreichen Rücken zum Gipfelkreuz. Unverspurt und ganz glatt wirkt die hügelige Schneelandschaft surreal schön. Das Gipfelkreuz gibt es heute sogar in doppelter Ausführung. Einmal aus Holz und einmal aus Eis. Wir legen nur eine kurze Fotopause ein und steigen danach wieder ab.

Blüemberg - Blüembergmulde - Blüemalpeli - Schnüerstocksattel (WT4)
Der Abstieg über die Blüembergmulde erscheint mir steiler als ich ihn von *dieser Tour her in Erinnerung hatte. Wir halten uns meist in der Mitte der Mulde, bis wir schliesslich nach Nordwesten in Richtung Blüemäpleli hinausqueren. Hier gibt es nochmals einen alten Lawinenkegel. Durch wunderbar coupiertes Gelände erreichen wir in freier Wegwahl schliesslich unsere Spur vom Vormittag und dieser folgend wieder den Einstieg zur Querung unter dem Chli Chaiser. Das kurze Steilstück, das wir am Morgen direkt erstiegen haben, umgehen wir dieses Mal der Spur folgend. Die Traverse ist mittlerweile recht sulzig, auch hier sind wir eher zu spät dran.

Schnüerstocksattel - Lidernenhütte - Gitschen (WT2)
Beim Schnüerstocksattel legen wir nochmals eine kurze Rast ein. Wir versuchen noch kurz ohne Schneeschuhe zu gehen, aber unmittelbar nach dem Schnüerstocksattel ist sofort Schluss. Ein oder zweimal brechen wir im mittlerweile stark sonnenbestrahlten Schnee knietief ein. Also wechseln wir auf die Schneeschuhe. Der restliche Weg zurück bis zur Seilbahnstation wird der Spur vom Morgen folgen. Einzig bei der markanten Mulde verzichten wir auf die Querung am Hang und gehen stattdessen unten durch. Mit leicht müden Beinen geht es an der Lidernenhütte vorbei zu unserem Zielpunkt.


Wieder konnten wir eine wunderschöne und spannende Tour im Lidernengebiet geniessen. Die Bedingungen waren recht ungewohnt mit tragender Schneedecke während fast dem gesamten Tag. Insofern wurde es abgesehen von den ersten knapp 300 Höhenmetern im Auf- und Abstieg eher zu einer Schneeschuhtragtour. Auf dem Weg zum Blüemalpeli wird oft in mehr oder weniger sanften Hängen gequert, was mit Schneeschuhen auf die Dauer etwas unangenehm sein kann. Aufgrund des Altschneeproblems haben wir bei sämtlichen steileren Passagen sicherheitshalber Abstände eingehalten und sind möglichst den schneereichen Stellen gefolgt, sofern sich dies beurteilen liess. Die harte Schneedecke hat ein Gefühl grosser Sicherheit vermittelt, was aber leider nicht unbedingt zutreffen muss. Für den Kamin am Chronenstock, den Schlussaufstieg zum Blüemberg und die steilen Traversen waren wir aufgrund des harten Schnees froh um die Steigeisen. Bei weicherem Schnee sollte die Querung unter dem Chronenstock auch mit Schneeschuhen gut machbar sein. Bitte entschuldigt die grosse Zahl an Fotos!

SLF: mässig

Tourengänger: Chrichen, Stevo47


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Kommentare (5)


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Pere hat gesagt:
Gesendet am 21. März 2017 um 16:02
Bravo....

WT4 + 11,5 km !

erico hat gesagt:
Gesendet am 21. März 2017 um 19:03
super Tour, hervorragende Bilder, toller Bericht, kaum zu überbieten, einfach Klasse

Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 22. März 2017 um 17:41
Vielen Dank! Es war eine Traumtour!

Felix hat gesagt:
Gesendet am 23. März 2017 um 17:20
Klasse: Tour, Fotos, Bericht!

lg Felix

Certaro hat gesagt: Fantastisch
Gesendet am 9. April 2020 um 02:20
Es ist nun Jahre her, dass ihr diese Tour gemacht. Bilder und Text, insbesondere die Beschreibungen der wichtigsten Passagen machen diese Tour auch für den blossen Betrachter zu einem Erlebnis. Diese publizistische Leistung verdient Dank und Anerkennung. Ich war einmal mit den Tourenskiern auf dem Blüemberg, habe damals aber die Landschaft kaum so intensiv wahrgenommen wie das in diesem Bericht zum Ausdruck kommt.


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