Val Soldina

Faidasc,  es bleibt bei dem einen Versuch

Hinten im Maggiatal bei Bignasco habe ich noch einen, wahrscheinlich außergewöhnlichen Weg in der Karte entdeckt. Das wollte ich heute ausprobieren. Die Wetteraussichten gut, trocken, sonnig und schon sehr warm. Also zog es mich erneut ins Tessin. Obwohl ich die erste ÖV-Möglichkeit, erreiche ich erst kurz vor elf Uhr Bignasco.
 
Für den Aufstieg habe ich zwei Möglichkeiten, ich entscheide mich für die nördliche Variante. Von der Haltestelle ein kurzes Stück durch das Dorf, dann rechts über die schöne Steinbrücke. Einige Schritte weiter sieht man entlang des Wasserfalls eine schmale Steintreppe. Hier muss ich rauf.

Immer entlang des Wassers zieht sich der Weg in Serpentinen nach oben, bis ich auf dem ersten Plateau einige Häuser und die Sonne erreiche. Die Wegmarkierungen sind dürftig, aber die Richtung ist nicht zu verfehlen.

Weiter geht es nun durch Eichenwald steil aufwärts. Der Untergrund wird immer ruppiger. Da die Bäume noch kahl sind, kann ich die Frühlingssonne in vollen Zügen genießen.
Immer wieder findet man am Wegesrand schön restaurierte Rusticis, die aber zur Zeit noch kaum bewohnt sind. Ab und zu quert der Wanderweg eine schmale Asphaltstraße, die sich bis hinauf zur Kirche Madonna di Monte zieht.

Die Wegbeschaffenheit Ticino gemäß, viel Laub, steile Anstiege, viele Steine und ab und zu auch Wasser. Madonna di Monte liegt auf einem Plateau, eine schöne Kirche mit Nebengebäuden. Hinter der Kirche finde ich eine windstille Steinbank mit Tisch, ideal für die Mittagspause. Eine ganze Reihe Eidechsen leisten mir in der Sonne Gesellschaft.

Nach der Pause folge ich noch ein Stück weiter dem breiten Weg bis zur nächsten Siedlung, Monte. Hier biegt der Wanderweg nach rechts (SO) ab. Ich suche jetzt den Pfad, der mich hinauf nach Tör leiten soll.
Zwischen den Häusern finde ich so etwas wie eine Spur, der ich nun folge. Anhand des GPS erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Pfad bin. Sogleich geht es sehr steil aufwärts, erst gerade, dann in Serpentinen immer am Abgrund entlang.

In dem wadentiefen Laub, garniert mit Eicheln geht es nur mühsam voran. Es ist wie eine Echternacher Springprozession, zwei Schritte vor, einer zurück. Manchmal auch mehr, denn unter dem Laub kann man den Weg nur erahnen. Da helfen auch die Stöcke nicht weiter, außerdem habe ich für diesen Untergrund auch die falschen Schuhe an. Steigeisen wären hier sehr hilreich.

Nach der Hälfte des Weges breche ich das Vorhaben ab, zu viel Zeit würde ich für den Aufstieg benötigen. Das Gelände ist laut alpi-ticinese T4/T5, das Laub macht alles viel schlimmer. Nun brauche ich mir auch keine Gedanken über den schießwütigen Jäger machen, der offensichtlich dort oben anzutreffen ist.

Vorsichtig steige ich auf dem Aufstiegsweg, mehr rutschend als gehend wieder ab zur Kirche.
An der Weggabelung treffe ich auf ein Schweizer Paar, das früher mal in Zürich gewohnt hat. Mittlerweile wohnen sie ganzjährig hier oben. Ich halte einen längeren Schwatz mit der Dame und erfahre Interessantes aus dieser Gegend.

Langsam wird es Zeit für den Abstieg, für den ich jetzt die südliche Variante wähle. Diese ist sehr viel fußfreundlicher. Sie besteht zwar hauptsächlich aus Treppen, diese sind sehr komfortabel gesetzt. Der gesamte Abstieg erfolgt nun in wunderbar warmen Sonnenschein.

Der Bus bringt mich zurück nach Locarno. Dort stehen schon viele Wanderer, die auch diesen schönen Tag im Tessin genutzt haben.

T4 nur für den "Weg" ab Madonna di Monte, sonst T2/T3
 
Tour solo