Kleines Nesthorn

Einst wurde das heutige Bietschhorn im Lötschental als Nesthorn bezeichnet, nach der darunter gelegenen Alp. Daran erinnern heute noch der Namen des altehrwürdigen Hotels in Ried (Hotel Nest- und Bietschhorn) oder der Name des Kleinen Nesthorns. Dieser dem Bietschi vorgelagerte Zacken hatte mein Interesse geweckt, doch weil es sich um einen obskuren Gipfel handelt, der kein grosses Panorama verspricht, konnte ich zwei andere einstige Hikr-Grössen nicht dafür motivieren und machte mich somit im Alleingang ans Werk. 

Von Ried geht es auf dem Hüttenweg der Bietschhornhütte bis P. 1978 (Brücke über den Nästbach). Hier zweigt ein nur noch schwach erkennbarer Pfad ab, der Richtung Mittelchriz zieht. Ein krautiger, steiler Aufstieg (Wildspuren) bringt mich auf den Grat, dem ich nun über P. 2269, den Rücken des Mannlich und P. 2594 folge. Die Sache ist meist einfach (auch mit Tierspuren), dazwischen sind aber einige kurze felsige Abschnitte zu überwinden. So komme ich zur breiten NW-Flanke des kleinen Nesthorns, die aus einer Mischung von Felsstufen und Schutt besteht. Die sinnvollste Route lässt sich recht gut finden (an zwei Stellen finde ich Steinmänner und baue einige weitere). Im oberen Teil empfiehlt es sich, sich im Aufstieg möglichst an die felsigen Stellen zu halten (zuoberst dann an den Grat), während sich im Abstieg einige Abschnitte mit rutschbarem Schutt anbieten. 

Der Gipfel ist mit einem Steinmann mit einer Stange versehen, kurz darunter findet sich ein Biwakplatz (Mäuerchen). Das Bietschhorn sieht von hier recht nah aus (auch wenn die direkte Route sicher eine der anspruchsvolleren ist). Für einen eventuellen Abstieg über den oberen Teil des Nästgletschers zum Bietschjoch hatte ich die Steigeisen mitgenommen, aber dieser nicht gerade spaltenarme Gletscher wirkte dann doch nicht gerade einladend für eine Querung im Alleingang. 

Also zurück auf der Aufstiegsroute, im unteren Teil der Flanke links haltend zu P. 2672, dann unter der Zunge des Nästgletschers an einer flachen Stelle über den Nästbach und via Howitzen runter nach Blatten.