Gemsfairenstock 2972m - Nördl. Tüfelsstock 2961m


Publiziert von Bergamotte , 30. August 2016 um 16:19.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:27 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1375 m
Abstieg: 1375 m
Strecke:17.5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:LSB Urnerboden-Fisetengrat (12.- einfach, 18. retour)
Kartennummer:1193 Tödi

Den Gemsfairenstock brauch ich hier nicht gross bewerben: verdammt viel Berg und Panorama für einen bescheidenen Aufstieg von knapp 1000 Höhenmetern. So war an diesem Hitzetag wenig überraschend einiges los im Gebiet. Die benachbarten Gipfel hingegen, Speichstock und Nördlicher Tüfelsstock, werden kaum je besucht. Dabei sind sie ab Gemsfairenjoch ebenfalls zügig zu erreichen und der Nördliche Tüfelsstock bietet aufregende, wenig schwierige Gratkletterei.

Bereits bei der Anfahrt zum Urnerboden die erste Aufregung: Heute findet der Alpabzug vom Oberstafel statt. Alle paar Meter gilt es eine Viehherde zu passieren. Doch die Älpler und ihre Helfer machen das ganz geschickt und lotsen die (teils geschmückten) Tiere sicher an den Autos vorbei.
Die Route ab Fisetenpass (2036m) zum Gemsfairenstock brauch ich hier nicht weiter zu erläutern. Eine Bemerkung nur: Für gewöhnlich wird hier mit T4 bewertet, das scheint mir bei guten Verhältnissen (aper, kein Nebel) übertrieben. Denn Wegspuren (auch auf LK) und Steinmannli führen sicher und durchgehend bis zum Ziel, ausgesetzte Stellen fehlen und die Hände braucht es nirgends. Das ist für mich eine typische T3.

Auf dem Gemsfairenjoch (2848m) trennen sich die Routen auf Gemsfairenstock und Speichstock (2848m). Letzterer lässt sich unschwierig in einer Viertelstunde über den harmlosen Rücken erreichen, T4. Der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, dass es auch einen Südgipfel gibt, welcher durch eine kleine Senke vom Hauptgipfel abgetrennt ist. Man erreicht ihn am einfachsten, indem man kurz in die Südostflanke ausweicht (T5). Der Nördliche Tüfelsstock scheint hier bereits zum Greifen nah, doch dazwischen liegt eine tiefe Scharte. Der Abstieg vom Speichstock-Südgipfel über den Grat scheint von oben sehr steil und plattig. Also halte ich mich an eine Schuttrinne in der Südostflanke, das geht ganz passabel (T5+). Aber Vorsicht, dass Ihr Euch nicht zu fest in die Flanke abdrängen lässt. Weiter unten muss zwingend zurück zum Grat gequert werden. Die Scharte selber ist nur gerade einen Meter breit, links und rechts fällt das Gelände senkrecht ab.

Der Wiederaufstieg scheint aus der Distanz sehr brüchig. Vor Ort ist das nur halb so wild (T5+). Prinzipiell hält man sich in Gratnähe und weicht vor den grösseren Aufschwüngen jeweils in die Flanke aus. Es sind verschiedene Varianten möglich. Den Schlussaufschwung umgeht man anregend durch eine Rinne, welche in einen engen Felsspalt übergeht. Dann stehe ich auf dem Nördlichen Tüfelsstock (2961m). Man geniesst hier eine schöne Sicht auf Bocktschingel, Clariden und die weiteren Tüfelsstöck. Letztere sind übrigens nur mit beträchtlichem Aufwand zu erreichen (*klick).

Beim Rückweg packt mich doch noch der Ehrgeiz und ich versuche, aus der Scharte strikt über den Grat wieder zum Speichstock aufzusteigen. Das geht die ersten zwei Drittel ganz angenehm. Dann aber steht man vor einem Aufschwung, der sowohl plattig als auch äusserst brüchig ist. Praktisch jeden zweiten Griff reiss ich aus... Beim dritten Anlauf finde ich einen akzeptablen Durchstieg (T6-/II+). Für den Abstieg kann ich diese Variante weniger empfehlen. Vom Speichstock dann durchgehend über Gehgelände zum Gemsfairenstock (2972m) rüber. Selbst auf 3000m ist es so warm, dass ich im Wandershirt pausieren kann.

Tipp: Wer wie das Gros der Wanderer zurück zum Fisetenpass will, findet eine spannende Alternative zur Aufstiegsroute: die komplette Umrundung des Gemsfairenstocks. Hierfür steigt man vom Joch zum hier harmlosen Gletscher ab (man berührt ihn ohnehin nur gut 100m). Via Claridenhütte und Malor erreicht man wieder den Ausgangspunkt. Zusätzlicher Zeitaufwand: max. 1h.

Ich hingegen möchte früh zuhause sein und zudem noch dem Chamerstock (2124m) einen kurzen Besuch abstatten. Ab Fisetenpass zieht sich das noch, obschon es nur 100Hm Aufstieg sind. Selbst bei zügigem Tempo muss pro Weg mit 30 Minuten gerechnet werden. Dafür wird man mit einem schönen Tiefblick ins Grosstal belohnt. Und kurz zuvor lädt ein Tisch mit Bank zum Picknicken ein - das ideale Ziel also für Familien und Lauffaule.


Zeiten
1:45  Speichstock
0:35  Nördl. Tüfelsstock
1:00  Gemsfairenstock
1:00  Fisetenpass
1:00  Chamerstock (retour)

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (2)


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PStraub hat gesagt: Eindrückliche Tour !
Gesendet am 1. September 2016 um 13:27
Soll' noch einer sagen, der Gemsfairen sei langweilig ..

Bergamotte hat gesagt: RE:Eindrückliche Tour !
Gesendet am 1. September 2016 um 14:32
In der Tat! Besonders lohnend scheint mir auch die anschliessende Umrundung des Gemsfairenstocks. Erst vor Ort wurde mir bewusst, wie einfach das ist.


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