Route gesucht: Speichstock (2967 m) und Gemsfairenstock (2972 m)


Publiziert von PStraub , 4. Oktober 2013 um 09:38.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 3 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Aufstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Urner Boden

Schon viele Jahre hatte ich die Südflanken-Route auf den Gemsfairen ("alte" R. 412) auf der Pendenzenliste. Das Schönwetterfenster vom Donnerstag erlaubt eine Tagestour, und der mitterweile doch gut gesetzte Neuschnee sollte dabei kein Hindernis sein.
 
Um 08:45 Uhr, also recht (zu?) spät - inmitten einer Schulklasse - vom Urner Boden mit der Seilbahn Richtung Fisetengrat und von dort auf der Wegspur zum Gemsfairenjoch. Unterhalb P. 2750 gerade hinauf über die Köpfe. Ich habe nie verstanden, warum der Weg dort so weit ausholt und über die dort doch etwas exponierten Platten führt.
Anscheinend war die Nacht nicht richtig kalt. Unterwegs breche ich in einen vom Neuschnee zugedeckten Schmelzwassersee ein, was mir für die nächsten paar Stunden eine Kneippkur gewährt.
 
Auf dem Gemsfairenjoch wende ich mich nach rechts (Westen) und besteige den Speichstock auf dem Gratrücken (T4). Das zieht sich noch, es sind sicher 700 m.
Der Speichstock hat zwei Gipfel, die durch eine steile Scharte getrennt sind. Um zum westlichen zu gelangen, steigt man südseitig auf rutschigen Platten voller Geröll ab (T5).
 
Dann zurück zum Gemsfairenjoch und hinunter auf den Claridenfirn. Der Neuschnee ist matschig, zum Glück hat es bereits eine Spur Richtung Claridenhütte.
 
Etwas unterhalb 2680 m verlasse ich diese Spur und steige durch die dortigen Schutthalden unter den Gipfelaufbau auf. Die ersten paar Versuche, dort durchzukommen, scheitern am schlecht (= abwärts) geschichteten, äusserst bröckeligen Flysch (T6). 
Schliesslich gebe ich es dort auf und steige soweit ab, bis ich auf Schuttbändern Richtung Osten traversieren kann. Immer wieder teste ich vielversprechende Bänder, die regelmässig entweder einfach aufhören oder an einem Abbruch enden. Ein paar junge Steinböcke, die sich auf solchem Gelände natürlich äusserst sicher bewegen, schauen mir amüsiert zu. 
An sich ist der Hang gar nicht unheimlich steil. Die mittlere Steigung ist 45°, die Platten häufig nicht mehr als 30°. Nur eben: Abwärts geschichtet und voller Schutt.
Erst ein Versuch deutlich weiter unten führt mich erneut an den Gipfelaufbau aus bräunlichem Flysch. Ein paar Klimmzüge in eher trügerischem Fels, dann eine recht gutgängige Schuttrinne hoch, dann stehe ich in der Scharte östlich eines markanten, schon von unten gut sichbaren Gratbrockens.
 
Details zur gefundenen Route und den verschiedenen Anläufen habe ich hier in eine Luftaufnahme eingetragen. 
Ich denke, bei optimaler Linienführung ist der Aufsteig nicht schwieriger als T5/ZS-.
 
Doch auf dem Grat heisst hier nicht auf dem Gipfel. 
Dazwischen liegen noch zwei tiefe, extem steile und unmöglich direkt zu begehende Scharten. Bei beiden wird in die nördliche Flanke ausgewichen, wo der auf der Südseite schräg abfallende Flysch recht angenehm zu begehende Bänder bildet (T5+).
Da sich, wie es sich herausstellen sollte, der letzte Aufschwung des Gipfelgrates eh nicht direkt besteigen lässt, kann man ebensogut bei erstbester Gelegenheit auf den Gletscher absteigen. Wobei das in diesem Jahr dank Altschnee keine Probleme bietet - in andern Jahren hatte ich dort schon eine viele Meter breite und tiefe Randkluft gesehen, deren Überquerung so gut wie unmöglich gewesen wäre.
 
Nach ein paar Fotos auf dem Gipfel schaue ich auf die Uhr: schon 15:05 Uhr. Und das letzte "sichere" Bähnli fährt um 16 Uhr. Entsprechend "flüssig" war der Abstieg, für den ich den Lang Firn in der Falllinie gequert habe.
 
Das war ja nicht meine erste Suche nach einer neuen Route. Aber so viele Anläufe habe ich noch nie gebraucht. So nach dem vierten Abschiffer fragt man(n) sich doch ernsthaft, ob man hier wirklich am richtigen Ort ist ..

Tourengänger: PStraub
Communities: T6


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