Überschreitung Sass Rigais (3025m) Ost-West über Villnöser Steig


Publiziert von Chris_77 , 16. August 2016 um 16:10.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:15 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Brennerautobahn Richtung Süden bei Waidbruck ins Grödnertal nach St. Christina und weiter nach Plan Da Tieja. Zu Fuß oder mit der Bergbahn zum Col Raiser. DAV-Mitglieder erhalten das Bergbahn-Ticket günstiger.
Unterkunftmöglichkeiten:Div. Übernachtungsmöglichkeiten in und um St. Christina und Wolkenstein.

Endlich mal wieder Urlaub und dazu noch im schönen Südtirol. Wir haben die ersten Tage zur Akklimatisierung und Sonne tanken genutzt. Eine markante Kaltfront sollte die nächsten Tage das Wetter bestimmen.

Der Sass Rigais stand auf meiner Wunschliste in Südtirol ganz oben, allerdings wollte ich das Projekt erst später angehen, da die Eingehtouren sowie sonstige sportliche Aktivitäten in diesem Jahr durch viele Faktoren eigentlich gar nicht stattgefunden haben.
Wir lernen im Hotel ein sehr nettes Paar aus Wien kennen, schnell stellen wir fest, dass uns die gleichen Interessen treiben. Nachdem die Kaltfront durchgezogen ist, wollen wir kurzerhand doch noch einen Anlauf auf den Sass Rigais wagen, das Wetter scheint gut zu werden. Die Mädels bleiben im Hotel, Bergspezl Roman und ich starten Richtung Grödner Tal nach Plan Da Tieja. Da wir schon recht spät dran sind, nehmen wir die Bergbahn zum Col Raiser und starten direkt auf Weg 4 Richtung Regensburger Hütte durch die wunderschöne Hochebene des Naturpark Puez-Geisler. Vorbei geht es an den Puezspitzen auf Weg 13 zu den südlichen Wandausläufen der Geislerspitzen. Hier biegen wir gut ausgeschildert ab auf einen Steig Richtung Wasserrinenntal und weiter weglos aber gut markiert zur Salierscharte. Beeindruckend sind die steilen Felswände auf beiden Seiten des Tals, immer wieder hört man irgendwo Steine runterfallen. Mittlerweile hat es zugezogen und ein eisiger Wind zieht von der Salierscharte von Norden durch das Tal hinab. An der Scharte zwischen Furchetta und Sass Rigais legen wir die Klettersteigausrüstung an. Ein kurzer Blick ins Villnöser Tal zeigt, hier sollte man Respektabstand halten, es pfeift dort ordentlich runter. Bis hierher haben wir heute kaum Bergaspiranten getroffen. Vom Ostanstieg kommen lediglich 2 Geher entgegen, ansonsten keiner zu sehen.

Der Einstieg zum Ostanstieg erfolgt in I-er Kletterei, die Sicherungen fangen erst danach an. Zünftig geht es dann in die Ostwand rein, Stellen bis C sowie teils vereiste Griffe und Tritte erschweren heute das vorankommen. Die Kaltfront der letzten Tage hat ihre Spuren hinterlassen. Der Wandaufschwung zur Leiter ist heute über ein Schneefeld zu erreichen, da aber hart gefroren kommen wir gut über diese Stelle weg was auch gleich die Schlüsselstelle im Ostanstieg darstellt. Weiter geht der Steig nochmal über eine kleine Schlucht, hier kann man sich rüberhangeln oder besser über eine kleine Trittstufe unterhalb einen Ausfallschritt machen. Der Rest wird im Schrofengelände teils gesichert und ungesichert durchstiegen, stellt aber keine weiteren Schwierigkeiten mehr da. Die letzten 70m unterhalb des Gipfels klettern wir frei links der Falllinie des Gipfelkreuz. Zwar nur ein II-er, man bewegt sich aber durchweg im Absturzgelände. Am Gipfel oben angekommen hängt die Wolkendecke knapp über dem Gipfel, der Blick ins Villnöser Tal und nach Norden ist praktisch nicht mehr vorhanden. Die Tiefblicke in die steilen Nordwände bleiben heute nahezu verwehrt. Nach Süden allerdings ist die Sicht besser und man sieht so manche namhafte Dolomitenprominenz. Angefangen von der Marmolada, Biz Boe und Sella sowie Langkofel. Nebenan nach Osten sieht man zum Greifen nah die westliche Flanke der Furchetta mit dem Normalanstieg. Nordöstlich davon der Peitlerkofel, ein netter bekannter aus dem letzten Jahr. Es graupelt leicht und nach kurzer Gipfelrast um den Gefrierpunkt sowie obligatorischen Fotos ziehen wir über den Südwestanstieg wieder runter.

Die ersten Meter unterhalb vom Gipfel werden ohne Sicherung gegangen, ausrutschen ist hier nicht erlaubt. Der Südwestanstieg ist aus meiner Sicht leichter weil weniger steil zu gehen. Das Drahtseil ist hier nicht durchgehend und die Brüchigkeit des Geländes erfordert umsichtiges Steigen. Manche Stellen werden über schmale Bänder und Absätze gegangen. Schnell kommen wir voran und wollen noch weiter über den Villnöser Steig Richtung Mittagsscharte. Hier nehmen die Klettersteigschwierigkeiten nochmal zu, einige C-Stellen gilt es hier zu passieren. Landschaftlich aufgrund auch der Felsformationen sehr schön zu klettern. Mit dem Wetter haben wir heute weniger Glück, dafür den gesamten Klettersteig nahezu für uns alleine. An der Mittagsscharte angekommen verpacken wir schnell die Klettersteigausrüstung, wir wollen auf jeden Fall noch die letzte Bahn vom Col Raiser bekommen. Steil und brüchig zieht es durch die Scharte auf das Hochplateau runter und weiter auf gleichem Weg zurück zum Col Raiser. Wir nehmen die letzte Bahn um Punkt 17.28 Uhr runter ins Tal - perfektes Timing.

Fazit:
Sehr schöne Dolomitentour mit beeindruckender Landschaft, bei besserem Wetter auch mit entsprechender Aussicht nach Norden. Bei unserer Tour hatten wir auf dem gesamten Klettersteig kaum Mitaspiranten, bei schönem Wetter in der Urlaubszeit sollte das jedoch deutlich stärker frequentiert sein. Für die Tour ist neben guter Kondition auch Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit und Klettersteigausrüstung inkl. Helm erforderlich, auch wenn manche Stellen sicherlich gut frei gegangen werden können. Die letzte Bahn am Col Raiser fährt im Sommerbetrieb um 17.30 Uhr talwärts, ansonsten nochmal zusätzlich knappe 550 Hm Extra-Abstieg bis zum Parkplatz.

Zur Tour:
Col Raiser - Salierscharte: T3
Salierscharte - Sass Rigais Ostanstieg: T4+, B/C, II
Sass Rigais Südwestanstieg - Villnöser Steig: T4-, A/B
Villnöser Steig - Mittagsscharte: T4+, B/C, I
Mittagsscharte - Col Raiser: T3

Dauer:
6:00 Std. inkl. Pausen

Tourengänger: Chris_77


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