Kahlgeifel 2738m - Wetterlotterie

Eine vorausschauende Tourenplanung ist heute nahezu unmöglich, so lassen wir uns überraschen und spielen mit bei der Wetterlotterie. Früh am Morgen ziehen wir los zu unserer großen Runde um die Winterstaller Alm, wir rechnen schon mit möglichen wetterbedingten Verzögerungen. Der Guggenberg ist heute nur Zwischenstation, kurz schauen wir am Kreuz vorbei, aber unsere Blicke sind mehr auf die Wolken gerichtet. Ein paar Lücken tun sich auf und im Norden zeigt sich der Kahlgeifel, wir liegen gut im Rennen. Zügig marschieren wir auf dem zauberhaften Rücken weiter, übersteigen ein paar sekundäre Erhebungen, vorbei an mächtigen Steinmännern und stehen bald an der Egelsbacher Scharte.
Hier rüsten wir um auf Kletterbetrieb und verstauen die Stöcke. Immer am Südgrat entlang gewinnen wir Höhe, kurz rechts, später links ausgewichen, erreichen wir das erste der beiden Gipfelkreuze. Je nach Routenwahl bewegt man sich zwischen oberem 1. und unterem 1. Grad, der Übergang zum Nebengipfel ist weitestgehend Gehgelände.
Hier verlässt uns vorübergehend das Wetterglück, wir stecken in zähem Hochnebel fest und beim Abstieg beginnt es zu Graupeln. Jetzt heißt es gut aufzupassen, bedächtig steigen wir ab bis kurz vor die Egelsbacher Scharte. Hier ziehen ein paar von Altschnee durchsetzte steile Schotterrinnen hinunter zum Oberstall. Mühsam, aber ohne ernsthafte Schwierigkeiten erreichen wir über wildes Blockwerk erste Viehspuren und den dazugehörigen Stall. Wie zum Hohn lacht jetzt der Kahlgeifel in der Sonne und vom Bramstaller grüßt eine Gämse. Wir verstehen es als Zeichen und setzen unsere Runde fort. Mit müden Beinen quälen wir uns auf vagen Spuren hinauf zur Winterstaller Scharte und weiter zum netten Gipfelkreuz. Hier beglückwünschen wir uns, denn ringsum stecken die Berge in dunklen Wolken, während wir tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen abbekommen. Trotzdem steigen wir zügig ab, wir wollen das Wetterglück nicht herausfordern. Von der Scharte zieht ein bestens markierter Steig zur Heißalm, die letzten Schneereste stören kaum. Eine einsame Spur taucht auf und erst jetzt wird uns bewusst, dass wir uns heute komplett alleine bewegt haben, wer weiß, wo die anderen am heutigen Nationalfeiertag herumirren!? Nur ein paar schüchterne Tröpfchen verirren sich ins Mühlbacher Talile von den Regenwolken im Umkreis. Wir danken dem Kahlgeifel für die Einladung, den Lotteriegewinn verprassen wir im Badl.