Dem Büro entflohen...


Publiziert von TomClancy , 8. November 2015 um 23:12.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum: 4 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Entlebucherflühe - Fürstein   CH-LU   Pilatusgebiet 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m

Seit mehreren Jahren pendeln wir nun schon mehr oder weniger regelmässig von Sursee nach Bern. Die Stammplätze sind „markiert“, die Geprächsthemen klar und gelegentlich kann man auch einfach schweigen oder dösen. Schon länger geisterte in unseren Köpfen ein gemeinsames Projekt herum, aber angepackt hatten wir noch nie eines. Nun machte mein langjähriges Pendlergspänli Nägel mit Köpfen: „Machen wir am Mittwoch was Gemeinsames?“ Schlaftrunken sagte ich „Jo klar…“. Na also, geht doch. Als Tourenziel schlug Margrit den Schimbrig vor, ein ideales Wanderprojekt um sich gegenseitig auch bergtechnisch kennen zu lernen. Noch galt es unsere Chefs davon zu überzeugen, dass wir für einen Tag entbehrlich seien, dann stand unserer ersten Tour nichts mehr im Weg.

So kam der Mittwoch – nun galt es die Karten auf den Tisch zu legen. Margrit entpuppt sich als rassige Autofahrerin und so sind wir schon bald mitten im Entlebuch. Es ist noch früh und so genehmigen wir uns ein Kafi im Restaurant Gfellen. Beim Vordergründli parkieren wir das Auto und machen uns auf dem weiss-blau-weissen Weg auf Richtung Alp Schafschimbrig. Bald verlassen wir die schattigen Tiefen des Entlentals und geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen. Jetzt ist Tenüerleichterung angesagt. Gelegenheit, auch kurz die gegenseitigen Wünsche ans Aufstiegstempo anzusprechen. Wir sind uns einig, dass wir gut einen Gang zurückschalten können. Glück gehabt, das Starttempo von Margrit hätte ich nicht nochmal dreissig Minuten durchgestanden ;-) Bei der Bergstation der kleinen Seilbahn machen wir eine erste ausgiebige Pause, die wir mit sünnelen verbringen. Wir sammeln Kräfte für die kommenden Höhenmeter. Nun wird auch klar, wieso die Route wbw markiert ist. Der Weg auf dem schmalen Rücken bis zum Pt 1755 ist steil und erfordert Trittsicherheit. Ausgesetzt ist er zwar nirgends, aber das Balancieren auf dem zerklüfteten Kalkstein erfordert stete Aufmerksamkeit. Wir umgehen den Hängst südlich und steigen nun nochmals steil auf den Gipfelrücken des Schimbrig auf. Wir besichtigen kurz die Schlüsselstelle im Grat zwischen Hängst und Schimbrig und sind uns einig, dass das für uns beide zu viel des Guten gewesen wäre.

So wenden wir uns beruhigt dem Gipfel zu und machen es uns auf dem komfortablen Bänkli gemütlich. Obwohl es Mittwoch ist, sind doch einige Leute unterwegs. Besonders fallen uns zwei Männer mit grossen Rucksäcken auf. Sie sind gemeinsam angereist (das haben wir unten auf dem Parkplatz gesehen) und gemeinsam aufgestiegen. Die Pause verbringen sie aber getrennt. Beobachten wir da das Ende einer langen Freundschaft? Schmollt da ein überforderter Wanderkamerad? Oder braucht da jemand einfach seine Ruhe? Als routinierte Pendler haben wir natürlich einen Blick für so was. Mittlerweile haben die Beiden aber ihre Rucksäcke geöffnet und ihnen so etwas wie Fischruten entnommen. Nun wird die ganze Sache doch etwas mysteriös. Mich hält es nicht länger auf meinem Bänkli und ich mache mich auf Erkundigungstour beim vermeintlichen Bergfischer. Freundlich erklärt er mir, dass sie beide Funker seien. Sie frönen ihrem Hobby, dem SOTA-Funken (Summits on the Air „Gipfel auf Sendung“). Schon bald schwirrt mir der Kopf wegen den vielen Fachausdrücken und so überlassen wir HB9AFH, mit Klarnamen Hugo, wieder seiner Technik.

Auszug aus Wikipedia zum Thema SOTA-Funken
Diejenigen, die ihre Anlage auf einem Gipfel betreiben, werden Aktivierer genannt und diejenigen, die von anderen Standorten versuchen, Funkverbindungen mit ihnen aufzubauen, Jäger. Daher gibt es zwei Arten von Diplomen, die erarbeitet werden können: für Aktivierer und für Jäger.
Dabei werden Punkte für Funkverbindungen von Gipfeln aus bzw. zu Gipfeln vergeben. In den einzelnen Regionen gilt: je höher der Gipfel, desto höher die Punktzahl. Zudem werden sogenannte Summit to Summit (S2S) (deutsch Gipfel zu Gipfel)-Verbindungen zwischen zwei Aktivierern, bei denen beide sowohl als Aktivierer als auch als Jäger auftreten, zusätzlich zur Jäger- und Aktivierer-Wertung gesondert als Summit to Summit gewertet.


Wir hingegen wenden uns wieder der Natur zu. Auf unserem Rundgang auf dem Gipfelplateau entdecken wir einen jungen Adler, der etwas tiefer wohl gerastet hat. Er erhebt sich majestätisch in die Lüfte und macht sich auf Richtung Torflue. Uns bleiben die munteren Bergdohlen, die sich gerne mit Brot füttern lassen. Nach einer ausgiebigen Pause und einem währschaften Picknick machen wir uns auf Richtung Tal. Wir wählen den Weg Südwest-Grat. Via Ober Loegg steigen wir ab zur Alp Chätterech, wo wir die letzten Sonnenstrahlen geniessen, bevor sich die Sonne schon recht früh verabschiedet. Zur Abrundung des Tags gönnen wir uns noch einmal eine Einkehr im Restaurant Gfellen. Dank Chauffeuse kann ich mir ein Bier gönnen. Margrit geniesst lieber einen Coup Nesselrode.

Ein wunderschöner Spätherbsttag geht zu Ende. Herzlichen Dank für die angenehme Begleitung, Margrit!

Tourengänger: TomClancy


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