Val Pontirone: Ol Pontid


Publiziert von Zaza , 1. November 2015 um 21:39.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:31 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima Rossa 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 900 m
Kartennummer:1273, 266 (Ausgabe 1950)

Das Val Pontirone ist eines der wilderen Tessiner Seitentäler. Das Tal wurde in den SAC-Jahrbüchern von 1922 und 1923 von Gotthard End mit einer ausführlichen und sehr interessanten Monographie bedacht (für SAC-Mitglieder online zu lesen). Er erwähnte unter anderem manchen interessanten Pfad, so auch eine wilde Verbindung zwischen Solgone und Cugnasco, mit der die zerklüftete Südflanke auf halber Höhe gequert werden konnte. Dieser Weg war interessanterweise auf der Siegfriedkarte nicht eingetragen, wohl aber auf der ersten Ausgabe der LK 1:50'000 (Jahr 1950).

End schreibt also: Nicht unerwähnt will ich lassen, dass von Sulgone ein Felsenstieg, man nennt ihn « ol Pontid » ( das Brücklein ), nach Cugnasco hinüberführt. Das ist ein Kletterweg, und es heisst scharf aufpassen, dass man ihn findet und unterwegs nicht verliert, denn die Spuren sind schwach, aber benützt wird diese Verbindung. Nimmt man sich genug Zeit, so wird jeder, der zu klettern gewohnt ist, seine Freude haben an dieser Promenade. Sie nimmt zu oberst in der grossen Schlucht, der « Valle granda », die östlich Sulgone herabkommt, den Anfang. Im Grunde erleichtert ein Balken den Überstieg. Ist der nicht zur Stelle, so muss man höhersteigen, um hinüberqueren zu können, aber dann wieder tiefsteigen, um auf die Fortsetzung des Weges zu gelangen. Nun folgen abschüssige, mit lockerem Gehölz überwachsene Felspartien: Motta di tiarn ( der Arvenhügel ), hierauf jenseits einem Tobel ( Val dre lüvina = Lawinental ) « Reghiad » und dann « Tecc de ieir ». Dann gelangt man an die « Schiära » ( Scala ), eine luftige Felsenstiege, worauf man rasch Cugnasco erreicht. Ich bemerke ausdrücklich, dass diese Wanderung nicht harmlos ist, Klettergewandtheit und guten Orientierungssinn erfordert, aber recht interessant ist. Dass dem so ist, zeigt schon ein Blick vom Talweg aus.

Wir starten an diesem prachtvollem und aussergewöhnlich mildem Spätherbsttag kurz vor Pontirone und steigen zunächst auf dem guten Weg nach Solgone. Hier gehen wir weiter zu den obersten Hütten, P. 1573. Durch Gebüsch queren wir Richtung Osten und steigen einer Felswand entlang abwärts bis in das folgende Tobel. Wenige Meter im Tobel aufwärts, dann finden wir rechts eine eindrückliche Rampe, die den Ausstieg erlaubt. Es finden sich hier einige ältere Drahtseile, die aber noch in gutem Zustand scheinen. Weniger gut sehen die Eisenstifte aus, die da und dort als künstliche Tritte dienen sollten, sie sind aber zum Glück nicht zwingend nötig. Mit einigem Auf und Ab queren wir auf der Wegspur in steilem Gelände auf eine folgende Rippe, wobei uns alte Schnittspuren zeigen, dass wir auf der richtigen Route sind. Nun geht es leicht absteigend in ein folgendes Tobel hinein, wobei zuletzt ein alter Holzsteg über eine Platte hilft. Hier geht es wenige Meter abwärts, dann auf exponiertem Band wieder raus (Steinmann) und in einen nächsten Graben hinein, der ziemlich viel Fallholz aufweist. Nach seiner Überquerung geht es leicht abwärts querend und schliesslich zur Ruine von Eir (1499 m). 

Merkwürdigerweise finden sich nach Eir keine Schnittspuren mehr und der folgende Weg ist völlig überwachsen und kaum mehr zu erkennen (obwohl er auch auf neueren Karten noch eingetragen ist). Wir queren leicht absteigend und mühen uns durchs Gehölz in den Grund des folgenden Tobels. Hier folgt die Schlüsselstelle, denn der Ausstieg ist alles andere als einfach und auch nicht gut zu finden. Wir suchen einige Zeit, bis wir die richtige Rampe finden. Sie ist steil, ausgesetzt und erdig, bald finden sich aber einige nützliche Tritte aus Fels. Ein alter rostiger Haken in der Wand zeigt, dass hier einst ein Drahtseil half (oder eben die bei End erwähnte "Schiära"). Danach geht es über eine weitere exponierte Rampe und durch einen Felsspalt, in dem ein umgestürzter Baum steckt.  Damit erreichen wir schliesslich die Rippe von Cugnasco, etwa 2.5 Stunden ab Solgone. 

Da wir zeitlich gut dran sind, schliessen wir noch die Querung Richtung Mazzorino an, auch dies ist ein alter Weg, der auf der LK 1:50000 von 1950 eingezeichnet war. Dazu steigen wir auf dem Rücken an, bis wir auf den guten und mit roten Zeichen markierten Weg nach Nedi kommen. Ihm folgen wir bis etwa 1650 m. Hier, bei einer markanten Kehre, verlassen wir ihn und folgen einer Wegspur, die absteigend durch den Wald quert bis ins Tobel des Riale della Stampa. Hier, am Fuss eines Wasserfalls, steigen wir auf der anderen Seite gleich wieder über einen steilen Grashang aufwärts bis an sein Ende. Nun rechts über steile Grashänge leicht abwärts bis zu einem Punkt, wo zwei Couloirs zusammen kommen. Wir ersteigen das zweite, ziemlich steil, bis zu einem Sattel am Ende und queren dann abwärts, bis zur Schutthalde von Scepinella. Über die Halde schräg abwärts querend, stossen wir schliesslich beim folgenden Tälchen auf etwa 1520 m auf einen guten Pfad, der mit etwas Aufstieg ins schöne Mazzorino führt. 

Von Mazzorino ist auf dem markierten Pfad rasch die Fahrstrasse in Fontana erreicht. Weil alles verlassen scheint, machen wir uns schon Sorgen, dass wir auf der Strasse noch bis Pontirone laufen müssen, da kommt schon ein Auto daher und ein nettes Paar nimmt uns mit bis Pontirone. Dort kehren wir im Grotto Morign ein, das an diesem Wochenende die Saison beendet - kein Wunder, denn heute gab es noch etwa 5 Minuten Sonne, danach verabschiedet sie sich ab dem 7. November für fast vier Monate!

Da Eir sowohl von Solgone auch von Cugnasco nur auf anspruchsvollen Wegen zu erreichen ist und die Ruine aber trotzdem recht gross ist, stellt sich die Frage, wie wohl die Tiere hierhin geführt wurden. Die alten Karten geben hier keine Information, denn es war nie ein Zugang eingetragen. Das Gelände unterhalb Eir sieht jedenfalls sehr wild aus.

Ecco la relazione in Italiano dell'amico Corrado.  


Tourengänger: Zaza


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Kommentare (1)


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silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 3. November 2015 um 10:31
Für die viele Auf und Ab, dem ganzen Drum und Dran Euch "Wilden" herzliche Gratulation!

LG, maria


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