Einsam auf dem Mainzer Höhenweg im Herbst


Publiziert von alpensucht , 20. Juni 2016 um 23:01.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 3 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 700 m
Strecke:nicht nachgemessen, geschätzte 9km

Erste eigene Sektionstour - da will ich gut vorbereitet sein und nutze das verlängerte Wochenende zu einer Erkundung des nördlichen Geigenkamms. Den Mainzer Höhenweg bin ich nie zuvor gegangen, hatte ihn aber schon seit drei Jahren ganz oben auf der "Wunschliste".

Der alpine Steig beginnt am Weißmaurachjoch und zieht südlich über mehrere Jöcher und zwei flache, kleine Gletscher zunächst östlich unterhalb des Gebirgszugs vom Puitkogel bis zu den Polleskögeln. Etwa nach der Hälfte der Wegstrecke gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Wassertalkogel.


Aufstieg ins Weißmaurachjoch zum Dritten T4, I, 1h 30min
Nach der kleinen Reko am Vortag kann ich zunächst mit relativ leichtem Gepäck bis ins Weißmaurachjoch steigen. Vorher fülle ich noch einige Liter Wasser in meine Flaschen und den Wassersack, damit ich gegebenenfalls zweitägig damit versorgt bin. Zu meinem Ärger lasse ich dabei die vorher umgehängte Kameratasche samt Inhalt am Wegrand in der Nähe des Bachs und der Hütte liegen.

Das bemerke ich erst nach den flott absolvierten Höhenmetern kurz unterhalb des Jochs. Ich rufe kurz in der Hütte an. Die verspricht mir nachzuschauen und sie dann mit der Materialseilbahn ins Tal fahren zu lassen. Ab dem Joch geht's ins Unbekannte. Steigeisen an, Pickel in die Hand und ab geht's.

Nicht ohne bis zum Wassertalkogel! T5+, WS, II, 5h 15min
Es liegt nordostseitig schon einiger Pulverschnee drin. An der zweiten längeren und steilen Querung traue ich der Festigkeit des Schnees nicht mehr und steige kurzerhand direkt durch kombiniertes Gelände hinauf zum Ostgrat des Puitkogels, den ich rund 80m über der Route erreiche. Hier gibt es weniger Schnee, dafür viel scharfer, etwas ausgesetzter Fels, den ich zügig bis zur markierten Route abklettere.
Da ich schon hier Zeit verloren habe, entscheide ich mich gegen den Weiteraufstieg und die Überschreitung des Puitkogels (laut AVF II). Einige Ketten führen hinab und drüben geht's wieder hinauf auf eine Südostrippe am Ostgrat. Hier führt ein loses Fixseil und einige zerstörte Drahtseile hinab zum Gletscher durch losen und steilen Schutt.
Ich mache eine kleine Pause und schaue in Ruhe, wo ich am besten über den vor mir liegenden Gletscher gehe.
Mit wenig Höhenverlúst quere ich dann das Eis über zweidrei kleine Spältchen. Nun passiert die Route die zweite Südostrippe, die vom Puitkogel-Südostgrat hinabzieht. Dahinter überquert man weiteres kaum problematisches Eis und muss dann über recht weitläufiges Geröll vorbei am Sonnenkogel.

Sobald ich das Joch zwischen Sonnen- und Wassertalkogel sehe, halte ich drauf zu. Den Sonnenkogel kann ich nur mitnehmen, wenn ich auf der Biwakschachtel bleibe! Ich lasse ihn aus und wundere mich, wie weit sich der Anstieg zum Biwakgipfel zieht. Gegen gegen 14:45 Uhr am Biwak mache ich ausgiebig Pause und kann mich noch nicht richtig durchringen weiterzugehen. Immer wieder vergleiche ich Kartenbild und Gelände vor mir im Verhältnis zu dem zurückgelegten Abschnitt.

Als aufeinmal eine Dreiergruppe auftaucht, die den Notanstieg als direkten Anstieg aus dem Pitztal nahmen, kann ich noch einige Infos zum weiteren Weg einholen. Einer der dreien ist Bergführeraspirant und somit kann ich mit verlässlichem Wissen rechnen. Er meint, man schaffe den Rest in max. 2h, wenn man schnell sei.

Wassertalkogel - Braunschweiger Hütte T5-, I, 4h
So reiße ich mich erst gegen 16 Uhr vom herrlichen Plätzchen los und weiß, dass ich nun sehr zügig und ohne weitere große Unterbrechung gehen muss. Gegen 20 Uhr wird es dunkel sein. Der folgende Routenverlauf gestaltet sich deutlich weniger heikel und schön übersichtlich. Dieser Abschnitt ist wahrhaft königlich angelegt! Bis zum Nördlichen Pollesjoch gelange ich in knapp 2h und steige noch flott auf den darüber liegenden Gipfel. Die Karten widersprechen sich in der Bezeichnung.

Dann steige ich in die Silbergrube ab, um die nordostseitige Querung zum Pitztaler Jöchl zu vermeiden. Doch unten in der Grube verliere ich die Markierungen wegen des vielen Schnees und werde plötzlich unsicher.
Die Gipfel- und Jochbezeichnungen in der Karte sind nicht eindeutig. Im Grubengrund quere ich ein Firnfeld und sehe beim langsamen Einbruch der Dunkelheit zum Glück bald einige aus dem Schnee herausragende Sicherungsstifte und Ketten. Dieser letzte sehr steile Aufschwung verlangt mir nochmals viel ab - mental und physisch. Die Muskeln deuten Krämpfe an (mal wieder zu viel Gepäck oder zu wenig trainiert?) Und es ist eine Wühlerei durch bald hüfttiefen Schnee.
Oben sehe ich den Wegweiser auf der Langkarlesschneid und bin sher froh, dass dieser nur einige Minuten hinab zur Hütte verspricht. Ich schalte die Stirnlampe an und eile den Rest des Wegs hinab.

Im Winterraum angekommen staune ich nicht schlecht, als dort 3 E5-Wanderer bereits in der warmen Stube sitzen. Schöner Empfang. Nach längerer Unterhaltung entshcließe ich mich ihnen am nächsten Tag übers Pitztaler Jöchl anzuschließen (bzw. sie zu führen).

Nach dieser Tour möchte ich noch mehr als zuvor gern den ganzen Grat oberhalb des Höhenwegs (nördl Abschnitt) im Sommer begehen. Dann aber nur bis zum Biwak. Und dass ich den MHW sicher noch mehrmals für meine Sekton führen werde, ist wahrscheinlich.

Fotos vom Morgen folgen, sind aber wenig aussagekräftig.

Tourengänger: alpensucht


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