Hahnenkopf-Überschreitung: Latschenkampf und Steilschutt


Publiziert von quacamozza , 9. Oktober 2015 um 10:40.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 880 m
Strecke:Grän-Füssener Jöchle-Reintaljoch-Vilser Scharte-Hahnenkopf-Reintaljoch-Füssener Jöchle (8,5 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 5 1:25 000 Tannheimer Berge Köllenspitze, Gaishorn

Der Hahnenkopf ist ein unbekannter Gipfel in den Tannheimer Bergen, der nur von Einheimischen, Gipfelsammlern und Individualisten besucht wird.

Der Berg wehrt sich gegen die Besteigung mit brüchigem Fels und vor allem mit einem dichten Latschenbewuchs. Während des Aufstiegs aus der Vilser Scharte hat man es über weite Strecken mit einem Latschenkampf der heftigsten Sorte zu tun. Nur mit viel Einsatz und Willen kann man sich durch die teils 60 Grad steilen, zugewucherten Hänge durchbeißen. Ein unheimlich mühsamer Aufstieg, der im AVF banal "teils unangenehm" genannt wird. Eine totale Untertreibung, denn diese 130 Höhenmeter gehören zum mühsamsten und zeitraubendsten, was die Tannheimer in Sachen Latschentouren zu bieten haben. Und das Latschenharz hält sich noch lange nach der Tour hartnäckig auf den Klamotten.

Der Abstieg ins Reintaljoch ist nach dem Aufstieg fast schon ein Wellnessprogramm, auch wenn man sich im Steilschutt und auf dem brüchigen Gipfelgrat noch einmal zusammenreißen muss, insbesondere, um keinen Steinschlag auszulösen. Direkt unter dem Hahnenkopf verläuft der vielbegangene Wanderweg, der gleichzeitig als Zustieg vom Füssener Jöchle in die Vilser Scharte benutzt wird. 



Zur Schwierigkeit:

Hahnenkopf von der Vilser Scharte: T 5 und sehr mühsamer Latschenkampf
Abstieg ins Reintaljoch: T 4-5 


Zum Zeitbedarf:

Grän-Füssener Jöchle: 1 Std
Füssener Jöchle-Reintaljoch: 10-15 min
Reintaljoch-Vilser Scharte: 20 min
Vilser Scharte-Hahnenkopf: 1 Std
Hahnenkopf-Reintaljoch: 25 min
Reintaljoch-Füssener Jöchle: 10-15 min



Von Grän (1138m) zunächst auf, dann rechts der Straße etwas abkürzend zur Talstation der Seilbahn (1203m).
Über breite Wege, die im Winter als Skipisten fungieren, südlich des Logbachs bis zur Brücke (1336m; Wegweiser). Ab hier steil hinauf auf die Geländestufe, auf der das Füssener Älpele (1538m) liegt und zuletzt über freie Hänge hoch zum Füssener Jöchle (1818m).

Auf bequemem Weg unter der Läuferspitze ins Reintaljoch (1846m). Links etwa 60 Höhenmeter hinab und den Hahnenkopf südlich umgehen in die Vilser Scharte (1817m).


Der Nordostgrat geht sofort mit dichten Latschen los. Es gibt keine Umgehungsmöglichkeit. Von rechts her ist der Grat durch senkrechte Abbrüche nicht zugänglich. Durch eine steile Rinne wird der Grat daher von Süden her zum ersten Mal betreten.
Im mittleren Teil wird es vorübergehend flacher. Dort kann man auch den Großteil der Latschen umgehen. Um die eine oder andere Kampfeinlage kommt man aber dennoch nicht herum. So geht es an den steilen Aufschwung zum Vorgipfel. Der sieht nicht nur von unten sehr mühsam aus. Die 20 sehr steilen Höhenmeter fordern vollen Einsatz. Auch hier kann man nicht direkt auf der Grathöhe bleiben. Die ist viel zu brüchig, nicht weniger steil und zudem ebenfalls mit Latschen zugewachsen. Latschenkampf at its best.

Auf dem Vorgipfel (ca. 1910m) ist dann der schlimmste Teil überwunden. Der Hauptgipfel ist noch ein gutes Stück entfernt, rückt aber recht schnell näher. Zwischendrin ist ein Ausweichen nach rechts auf grüne Matten vorteilhaft. Man sollte sich aber nicht zu weit weg vom Grat begeben. Über eine weitere kleine Anhöhe geht es zum Hauptgipfel, zum Schluss sogar auf angedeuteten Wegspuren von links her. Auf dem Hahnenkopf (1942m) befinden sich lediglich eine kleine Holzstange und ein Steinhaufen. Die Aussicht ist passabel, ähnlich wie von der Läuferspitze, rechtfertigt aber nicht den Aufwand.

Vom Gipfel bleibt man zunächst noch kurz am Grat, verlässt diesen aber bald, um links durch die zweite Schotterrinne (die erste ist extrem steil) hinabzusteigen. Am unteren Ende der Rinne findet man Wegspuren, die den Hang weiter queren bzw. später durch sehr steiles Geröll wieder ansteigen.

Nach dieser kleinen Erkundung kehre ich zurück zum unteren Ende der Rinne und steige direkt hinunter auf den Wanderweg, von dem es wieder knapp 50 Höhenmeter aufwärts geht, bis das Reintaljoch (1846m) erreicht ist. Vom Füssener Jöchle spare ich mir den recht langweiligen Abstieg und steige in die Gondel.

Fazit: Ein unangenehmer Berg, den man kein zweites Mal besteigen muss.







Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2015 um 18:40
Ich empfand den Hahnenkopf gar nicht als so unangenehm. Hatte allerdings auch nicht den Latschenkampf am Nordostgrat. Die Holzstange habe ich damals in den Steinmann gesteckt. Wundert mich das sie noch existiert. :-)

Gruß Nico

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Oktober 2015 um 20:20
Hallo Nico,

der Weg direkt am Grat, den Du gewählt hast, sah von oben auch nicht gerade einladend aus. Außerdem habe ich schon von unten einen Bröselturm gesehen, der ziemlich anspruchsvoll aussah. Deswegen bin ich im Abstieg nach AVF gegangen.

Wenn Du jetzt noch ein Gipfelbuch hochbringst, gehe ich vielleicht doch ein zweites Mal diesen Schinder, aber ansonsten freue ich mich auf weniger mühsame Touren.

Lieben Gruß
Ulf


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