TICINO keepwild! climb: Pizzo Malora 2640m, NNE-Grat
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Genau so heisst der mit viel Liebe und Engagement gestaltete Kletterführer, der mir ab und zu in die Hand fällt und mich von einsamen, selbst abzusichernden Touren im Tessiner Gneis träumen lässt. Allerdings fällt die Wahl nicht ganz einfach, denn bei einer Vielfalt von 125 beschriebenen Routen sind nicht nur Perlen anzutreffen. Eine, und das kann ich nun mit Fug und Recht behaupten, führt über den NNE-Grat auf den stolzen Gipfel des Pizzo Malora, 2640m.
Der Biwakplatz, Annäherung an die Wildnis
Nicht ganz im Sinne von Mountain Wilderness sind wir mit dem Auto nach Piano di Peccia, 1032m, im hintersten Winkel des Val Lavizzara angereist. Die eng beeinander stehenden, rustikalen Gebäude gruppieren sich um einen gewaltigen Boulder, der sogar mindestens eine gebohrte Routen vorzuweisen hat. Sozusagen ein Klettergarten im Vorgarten! Dies nur am Rande, denn wir streben nach höherem, aber auf dem Weg zum Pizzo Malora müssen wir erst noch eine Nacht verbringen. Mangels überdachter Übernachtungsmöglichkeiten muss man sich mit dem Gedanken eines Biwaks unter freiem Himmel anfreunden. Das stellt für uns jedoch alles andere als eine Herausforderung dar und bald schultern wir die doch recht schweren Rucksäcke und schlagen den Weg Richtung Alpe Sovénat ein. Anfangs finden wir den Weg noch problemlos, sobald wir Corte di Fondo, 1310m, hinter uns gelassen haben, verlieren sich jedoch die Wegspuren. Wo ein Ziel ist, ist auch ein Weg und so steigen wir unbeirrt die steile Ostflanke des Kessels unterhalb der Alpe Sovénat hoch. Das lawinenresistente Buschwerk wird immer dichter und hohes, felsdurchsetztes Gras macht ein Vorwärtskommen mit unseren sperrigen Rucksäcken fast zu einem Ding der Unmöglichkeit. Langsam aber sicher wird das anfängliche Gelächter durch unflätiges Fluchen abgelöst. Wir ziehen uns zurück und schlagen uns aufs Geratewohl in weniger verbuschtem Gelände durch. Und plötzlich stehen wir auf dem recht gut ausgebauten Pfad nach Corte di Mezzo. Puh, uns fällt beiden ein Stein vom Herzen. Es ist nun unschwer nachvollziehbar, wie es um die Zugänglichkeit der Tessiner Berge bestellt wäre, wenn die Alpen nicht mehr bestossen würden. Der Weiterweg nach Piatto di Sovénat, 1859m, ist zwar steil aber sonst nicht fordernd. Zu unserer Überraschung weiden immer noch einige Rinder und Schafe auf der Alp. In vermeintlich sicherer Distanz zu den Kühen wollen wir unser Nachtlager aufschlagen, doch kaum sind die schweren Rucksäcke abgelegt, nähert sich wildes Gebimmel und Muhen. Ich habe jedenfalls ziemlich Respekt vor diesen Viechern und bewege mich gefolgt von Markus rasch den Hang hinauf. Wahrscheinlich waren sie einfach nur neugierig, denn hierher verirren sich wohl kaum Wanderer, aber man weiss ja nie... Ausser Sichtweite finden wir einen wunderbaren Biwakplatz. Langsam bricht die Dämmerung herein und die Temperaturen fallen merklich. Bald liegen wir in unseren warmen Schlafsäcken, lassen den Jet Boil seinen Dienst verrichten und geniessen ein Nachtessen mit Aussicht. Mangels Unterhaltungsprogramm schlafen wir mit Blick auf die Milchstrasse rasch ein.
Pizzo Malora NNE-Grat, 5a
Der Montagmorgen begrüsst uns mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und glasklarem Herbstlicht. Eine feine Reifschicht überzieht unsere Schlafsäcke und wir frühstücken gleich darin. Eile gehört definitv nicht ins Repertoire des keepwild!-Gedankengutes und so geben wir dem NNE-Grat noch etwas Zeit, bis er mehr von der Sonne zu sehen bekommt. In rund 20 Minuten sind wir bereits beim Einstieg, einem plattigen Gratsockel. Da wo tagsüber Wasser die Felsen hinunterrinnt, glasiert jetzt eine dünne Eisschicht die glatten Platten. Wir gehen noch seilfrei und kommen trotz den recht frischen Temperaturen rasch ins Schwitzen. Kurz darauf steilt der Grat auf und der erste markante Aufschwung will erklettert werden. Eine 5a gleich zu Beginn gänzlich ohne Haken ist ein veritabler Kaltstart. Nach reichlicher Überlegung gebe ich Markus den Vortritt. Den einfachsten und am besten absicherbaren Weg suchend, gewinnt er langsam und vorsichtig Luft unter dem Hintern. Es sind doch immer mal wieder beträchtliche Distanzen ohne Zwischensicherung zu klettern. Ich komme nach und wir tauschen die Rollen am improvisierten Stand. Anschliessend klettere ich den ersten Aufschwung zu Ende. Flachere Passagen wechseln sich mit kurzen Aufschwüngen ab. Es sind immer wieder Kletterstellen im Bereich 4c/5a zu meistern. Der Fels ist grandios und zeitweise fast etwas zu kompakt, denn an diesen Stellen lassen sich oft nur schwierig Sicherungen legen. Es läuft natürlich nicht ganz so zügig, wie wenn man einfach den BHs folgen muss, doch wir kommen ganz gut und problemlos voran. Wir verbergen unsere gegenseitige Freude nicht. Nach 5 SL folgt der 2. grosse Steilaufschwung, der mir mit einer Bewertung von 5a im ersten Moment etwas Respekt abverlangt. Beherzt nehme ich ihn in Angriff. Alles geht bestens auf und wir kommen nun beide richtig in Fahrt. Abwechselnd führend erklimmen wir ihn zügig und können eine gewisse Erleichterung alle Schwierigkeiten geschafft zu haben, nicht verleugnen. Vom Seil befreit kraxeln wir weiter zum Gipfel. Kurze II-III Stellen in solidem Gneis meistern wir unbeschwert. Leider haben sich Quellwolken um die Gipfel eingenistet und so wird uns die atemberaubende Sicht ins Val Bavona und weiter zum Basòdino verwehrt. Was solls, wir sind beide happy an diesem Montagnachmittag auf dem Gipfel zu stehen und die Wildnis der Tessiner Berge unmittelbar zu spüren. Der Abstieg ist eine zuweilen schuttige Angelegenheit, aber unschwierig. Er bietet immer wieder ziemlich beeindruckende Blicke auf den NNE-Grat, der sich von seiner SE-Seite abweisend und sehr kompakt präsentiert. Nach einer guten Stunde haben wir unser "basecamp" erreicht. Schwer lasten die Rucksäcke auf unseren Schultern als wir an der verlassenen Alphütte von Piatto di Sovénat vorbeimarschieren. Von den Kühen fehlt jede Spur, aber bald stellen wir fest, dass sie heute von der Alp ins Tal geführt wurden. Der steile Weg präsentiert sich nämlich nun in zertrampelten Zustand. Wir staunen über die Geländegängikeit dieser Tiere, denn selbst uns erscheint der Weg gehörig steil. Jeder Schritt fährt gnadenlos in unsere Oberschenkel ein. Als wir den Ausgangspunkt Piano di Peccia erreichen, reiben wir uns beide die Augen, denn seit dem Gipfel sind gerade mal 2 Stunden 40 Minuten vergangen. Mit grossem Hunger und Durst schaffen wir es bis nach Locarno, wo zwei Holzofen Pizze Linderung versprechen. Beim gemütlichen Pizza-mampfen sind wir uns einig, dass wir es noch oft "wild" belassen wollen.
Material:
- 2x50m Halbseile
- 2x komplettes Set BD Cams 0.4 - 2
- Set Keile
- Schlingen
- einige Express
Die Route lässt sich sehr gut mit Cams und Keilen absichern. Ich empfehle das Klettern mit zwei Halbseilen. Durch abwechselndes einhängen kann der Seilzug damit erheblich verringert werden. Wir sind mit Kletterfinken geklettert.
Literatur:
- TICINO keepwild! climbs, Topo Verlag
- Best of keepwild! climbs, Panico Alpinverlag
Der Biwakplatz, Annäherung an die Wildnis
Nicht ganz im Sinne von Mountain Wilderness sind wir mit dem Auto nach Piano di Peccia, 1032m, im hintersten Winkel des Val Lavizzara angereist. Die eng beeinander stehenden, rustikalen Gebäude gruppieren sich um einen gewaltigen Boulder, der sogar mindestens eine gebohrte Routen vorzuweisen hat. Sozusagen ein Klettergarten im Vorgarten! Dies nur am Rande, denn wir streben nach höherem, aber auf dem Weg zum Pizzo Malora müssen wir erst noch eine Nacht verbringen. Mangels überdachter Übernachtungsmöglichkeiten muss man sich mit dem Gedanken eines Biwaks unter freiem Himmel anfreunden. Das stellt für uns jedoch alles andere als eine Herausforderung dar und bald schultern wir die doch recht schweren Rucksäcke und schlagen den Weg Richtung Alpe Sovénat ein. Anfangs finden wir den Weg noch problemlos, sobald wir Corte di Fondo, 1310m, hinter uns gelassen haben, verlieren sich jedoch die Wegspuren. Wo ein Ziel ist, ist auch ein Weg und so steigen wir unbeirrt die steile Ostflanke des Kessels unterhalb der Alpe Sovénat hoch. Das lawinenresistente Buschwerk wird immer dichter und hohes, felsdurchsetztes Gras macht ein Vorwärtskommen mit unseren sperrigen Rucksäcken fast zu einem Ding der Unmöglichkeit. Langsam aber sicher wird das anfängliche Gelächter durch unflätiges Fluchen abgelöst. Wir ziehen uns zurück und schlagen uns aufs Geratewohl in weniger verbuschtem Gelände durch. Und plötzlich stehen wir auf dem recht gut ausgebauten Pfad nach Corte di Mezzo. Puh, uns fällt beiden ein Stein vom Herzen. Es ist nun unschwer nachvollziehbar, wie es um die Zugänglichkeit der Tessiner Berge bestellt wäre, wenn die Alpen nicht mehr bestossen würden. Der Weiterweg nach Piatto di Sovénat, 1859m, ist zwar steil aber sonst nicht fordernd. Zu unserer Überraschung weiden immer noch einige Rinder und Schafe auf der Alp. In vermeintlich sicherer Distanz zu den Kühen wollen wir unser Nachtlager aufschlagen, doch kaum sind die schweren Rucksäcke abgelegt, nähert sich wildes Gebimmel und Muhen. Ich habe jedenfalls ziemlich Respekt vor diesen Viechern und bewege mich gefolgt von Markus rasch den Hang hinauf. Wahrscheinlich waren sie einfach nur neugierig, denn hierher verirren sich wohl kaum Wanderer, aber man weiss ja nie... Ausser Sichtweite finden wir einen wunderbaren Biwakplatz. Langsam bricht die Dämmerung herein und die Temperaturen fallen merklich. Bald liegen wir in unseren warmen Schlafsäcken, lassen den Jet Boil seinen Dienst verrichten und geniessen ein Nachtessen mit Aussicht. Mangels Unterhaltungsprogramm schlafen wir mit Blick auf die Milchstrasse rasch ein.
Pizzo Malora NNE-Grat, 5a
Der Montagmorgen begrüsst uns mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und glasklarem Herbstlicht. Eine feine Reifschicht überzieht unsere Schlafsäcke und wir frühstücken gleich darin. Eile gehört definitv nicht ins Repertoire des keepwild!-Gedankengutes und so geben wir dem NNE-Grat noch etwas Zeit, bis er mehr von der Sonne zu sehen bekommt. In rund 20 Minuten sind wir bereits beim Einstieg, einem plattigen Gratsockel. Da wo tagsüber Wasser die Felsen hinunterrinnt, glasiert jetzt eine dünne Eisschicht die glatten Platten. Wir gehen noch seilfrei und kommen trotz den recht frischen Temperaturen rasch ins Schwitzen. Kurz darauf steilt der Grat auf und der erste markante Aufschwung will erklettert werden. Eine 5a gleich zu Beginn gänzlich ohne Haken ist ein veritabler Kaltstart. Nach reichlicher Überlegung gebe ich Markus den Vortritt. Den einfachsten und am besten absicherbaren Weg suchend, gewinnt er langsam und vorsichtig Luft unter dem Hintern. Es sind doch immer mal wieder beträchtliche Distanzen ohne Zwischensicherung zu klettern. Ich komme nach und wir tauschen die Rollen am improvisierten Stand. Anschliessend klettere ich den ersten Aufschwung zu Ende. Flachere Passagen wechseln sich mit kurzen Aufschwüngen ab. Es sind immer wieder Kletterstellen im Bereich 4c/5a zu meistern. Der Fels ist grandios und zeitweise fast etwas zu kompakt, denn an diesen Stellen lassen sich oft nur schwierig Sicherungen legen. Es läuft natürlich nicht ganz so zügig, wie wenn man einfach den BHs folgen muss, doch wir kommen ganz gut und problemlos voran. Wir verbergen unsere gegenseitige Freude nicht. Nach 5 SL folgt der 2. grosse Steilaufschwung, der mir mit einer Bewertung von 5a im ersten Moment etwas Respekt abverlangt. Beherzt nehme ich ihn in Angriff. Alles geht bestens auf und wir kommen nun beide richtig in Fahrt. Abwechselnd führend erklimmen wir ihn zügig und können eine gewisse Erleichterung alle Schwierigkeiten geschafft zu haben, nicht verleugnen. Vom Seil befreit kraxeln wir weiter zum Gipfel. Kurze II-III Stellen in solidem Gneis meistern wir unbeschwert. Leider haben sich Quellwolken um die Gipfel eingenistet und so wird uns die atemberaubende Sicht ins Val Bavona und weiter zum Basòdino verwehrt. Was solls, wir sind beide happy an diesem Montagnachmittag auf dem Gipfel zu stehen und die Wildnis der Tessiner Berge unmittelbar zu spüren. Der Abstieg ist eine zuweilen schuttige Angelegenheit, aber unschwierig. Er bietet immer wieder ziemlich beeindruckende Blicke auf den NNE-Grat, der sich von seiner SE-Seite abweisend und sehr kompakt präsentiert. Nach einer guten Stunde haben wir unser "basecamp" erreicht. Schwer lasten die Rucksäcke auf unseren Schultern als wir an der verlassenen Alphütte von Piatto di Sovénat vorbeimarschieren. Von den Kühen fehlt jede Spur, aber bald stellen wir fest, dass sie heute von der Alp ins Tal geführt wurden. Der steile Weg präsentiert sich nämlich nun in zertrampelten Zustand. Wir staunen über die Geländegängikeit dieser Tiere, denn selbst uns erscheint der Weg gehörig steil. Jeder Schritt fährt gnadenlos in unsere Oberschenkel ein. Als wir den Ausgangspunkt Piano di Peccia erreichen, reiben wir uns beide die Augen, denn seit dem Gipfel sind gerade mal 2 Stunden 40 Minuten vergangen. Mit grossem Hunger und Durst schaffen wir es bis nach Locarno, wo zwei Holzofen Pizze Linderung versprechen. Beim gemütlichen Pizza-mampfen sind wir uns einig, dass wir es noch oft "wild" belassen wollen.
Material:
- 2x50m Halbseile
- 2x komplettes Set BD Cams 0.4 - 2
- Set Keile
- Schlingen
- einige Express
Die Route lässt sich sehr gut mit Cams und Keilen absichern. Ich empfehle das Klettern mit zwei Halbseilen. Durch abwechselndes einhängen kann der Seilzug damit erheblich verringert werden. Wir sind mit Kletterfinken geklettert.
Literatur:
- TICINO keepwild! climbs, Topo Verlag
- Best of keepwild! climbs, Panico Alpinverlag
Tourengänger:
danski

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