Hohe Gans - auf die sanfte Tour
|
||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Die Hohe Gans steht seit ca. 20 Jahren auf meiner Wunschliste. Eine Winterbesteigung mit Skiern scheiterte mal aufgrund zu hoher Lawinengefahr, bei einer angedachten Überschreitung des Fonsjoches vor ca. 12 Jahren, entschied ich mich, nach einigen Metern nervigen Latschenkampfs, den Tag so schön ausklingen zu lassen wie er begonnen hatte, und stieg stattdessen ostseitig über den steilen Wiesenrücken zur Kaserstatt ab.
Als Notabstieg meines Erachtens aber nicht tauglich. Mit bis zu ca. 45 Grad steilen Passagen im langen Gras ist dieser Rücken wesentlich schwieriger und gefährlicher zu begehen als die Überschreitung der Schreckenspitze.
Zunächst möchte ich von Achenkirch über den Seekarsteig zur Seekaralm aufsteigen.
Auf meiner alten Karte ist der Einstieg in den Seekarsteig jedoch nur vom Eingang ins Unterautal aus eingezeichnet. Daher gehe ich vom "Parkplatz Seekarhütte" zunächst auf einem Fahrweg auf der nördlichen Bachseite bis zum Wegweiser Schrammbachal / Kaserstatt. Scharf linkshaltend geht es mittels ein paar größerer Steine über den Bach.
Auf der anderen Seite treffe ich auf den Normalweg, der auf der südlichen Bachseite vom Parkplatz ebenfalls direkt hierher führt.
Der vorbildlich gekennzeichnete Seekarsteig gefällt mir sehr gut, er ist für den Wanderer viel interessanter als die langweilige Forststrasse und quert nur einmal, kurz unterhalb der Alm, die Strasse.
Tipp für ambitioniete Skitourengeher bei sicheren Verhältnissen: bei der Nord-Abfahrt von der Seekarspitze kann man knapp östl. des Seekarsteiges auch direkt ins Tal hinabschwingen.
Die Luft ist glasklar und die angezuckerten Gipfelzonen vom Unnütz und der Seekarspitze erfreuen das Auge. Auf der gegenüberliegenden Seite des Unterautales treten die Schreckenspitze und der nördliche Teil des Fonsjoches ins Blickfeld.
Ab der Seekaralm folgt man nun doch der Forststrasse bis zur Pasill-Alm. Die Ausblicke hinüber zum Fonsjoch bzw. zur Hohen Gans und der herrliche Lärchenboden östlich des Schoberbergs entschädigen für die öde Hatscherei.
Von der Pasill-Alm geht es weglos über eine gut "gewässerte" Wiese hinauf zur Roten Wand. Was von Weitem wie eine ebenmäßige Grasfläche aussieht, entpuppt sich beim Begehen teilweise als ein unbequemer "Acker" den man auf, zwischen Wasserlöchern stehengebliebenen Graspolstern, überqueren muss.
Ich bin schon lange ein Fan von Schafhaltung auf den Almwiesen, das schont die Wiesen, hat aber vmtl. wieder andere Nachteile.
Kurz unterhalb des Sattels vor der roten Felstufe liegt dann auch der erste Schnee. Das bereitet mir etwas Sorgen, da ich nur mit den niedrigen Wanderschuhen unterwegs bin, hoffentlich hält sich die Höhe der Schneeauflage in Grenzen.
Die unangenehmste Stelle bei der Überwindung der Felsstufe ist dann tatsächlich auch der grasige, mit etwas nassem Schnee bedeckte Ausstieg ins flachere Gelände.
Nun geht es immer direkt, am teilweise schmalen Grat, bis zum Steilaufschwung unterhalb des Gipfels entlang. Die Passage sieht schon wirklich imposant aus, erweist sich wegen des gut gestuften Geländes dann aber doch als relativ harmlos. Danach noch ein paar Meter durch die Latschen, dann ist der Gipfel auch schon erreicht. Gerade noch mal Glück gehabt, bei etwas mehr Schnee wäre die Begehung des Grates mit meinem Schuhwerk nicht möglich gewesen.
Die Ausicht vom Gipfel ins Karwendel ist phänomenal, dazu ein sonnig-warmer Rastplatz, da kann ich ein paar Wochen davon zehren.
Beim Abstieg folgt man der ausgeschnittenen Latschengasse bis zur ersten Grasschneise. Unterhalb des Latschenfeldes gehe ich in einer große Schleife in nördlicher Richtung abwärts, und umgehe somit den steilsten Abschnitt der Wiese. Schließlich führt ein Weg oder Kuhpfad hinab zur Überschüss-Alm.
Nun folgt man dem Fahrweg bis zum Schleimsattel und weiter hinab bis kurz vor den Parkplatz im Gerntal. Hier führt links ein Wanderweg zur Pletzachalm, danach folge ich dem oberen Seebergweg bis nach Pertisau.
Wenn man bereits müde Beine hat und nicht zu spät dran ist, kann man nun mit dem Schiff nach Achenkirch übersetzen. Andernfalls sollte man sich den Marien- bzw. Gaisalmsteig der an der westlichen Seite des Achensees nach Achenkirch führt, nicht entgehen lassen.
Mir hat der Weg wegen der vielen Wasserfälle, dem Gegensatz zur heutigen Bergtour und den Tiefblicken zum See jedenfalls ganz gut gefallen.
Fazit:
bei Trockenheit technisch relativ leichte und abwechslungsreiche Wanderung mit tollen Ausblicken ins Karwendelgebirge.
Der Grat von der Roten Wand zu Hohen Gans erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
Bei Nässe oder Schnee bleibt dieser Abschnitt den Spezialisten vorbehalten.
Die Länge der Tour sollte man auch nicht unterschätzen: 7 1/2 Stunden reine Gehzeit bei mittlerem Tempo.
Viele Grüße
Albert

Kommentare (5)