Margelchopf


Publiziert von dani_ , 16. November 2008 um 13:41.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 1 Juni 2008
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:Grabs - Rogghalm - Kurhaus Voralp - Voralpsee - Unterlänggli - Oberlänggli - Chapf - Margelchopf - Inggarnascht - Grabs

Eigentlich bin ich ja mit dem Auto ans westliche Ende von Grabs gefahren und wollte mir den Weg genauer ansehen, an dem steht "Sehr steil! Steigt 400m auf 2.4 km". Auto abgestellt und auf den Weg. Während ich hochgegangen war, hab ich mal im Kopf überschlagen, dass auf 2.4 km 400 Meter nach oben ungefähr einem durchschnittlichen Winkel von 9 Grad entspricht. Da war ich ziemlich enttäuscht und fands auch gar nicht so steil. Irgendwann war ich dann am Ende des Weges, auf ca 900 m über NN.

Ich habe mir dann überlegt "Was machste nun" und es war der Weg zum Voralpsee ausgeschildert. Von dem Voralpsee hatte ich schon viel gehört und da habe ich mir überlegt, dass ich mir nun, wo ich schon in der Nähe bin, mir mal anschauen kann, ob das wirklich so ein tolles Ausflugsziel ist. Ich war in Sandalen unterwegs, hatte ein T-Shirt an, ein Hemd im Arm und meinen Autoschlüssel in der Tasche. Sonst hatte ich nichts dabei. Na, bis zum Voralpsee waren es nur noch ca 250 Höhenmeter und ausserdem war günstigerweise auf dem Weg so eine Quelle, aus der ich trinken konnte. Na, ich bin dann weiter zum Voralpsee und bin auch nach ca einer Stunde dort gewesen, es war da ca 16:30.

Dann war so schönes Wetter und das Wandern hat wirklich Spass gemacht. Na und beim Voralpsee war eine Wanderkarte aufgebaut. Die habe ich mir angeschaut und gesehen, dass der Margelkopf ganz in der Nähe ist. Von dem hatte mein Chef auch schon erzählt und der Margelkopf ist wirklich gerade so schräg über dem Voralpsse. Da wirklich gutes Wetter war, hatte ich keine Lust, nun schon wieder zurück zum Auto zu gehen. Ich bin dann Richtung Margelkopf gegangen und dachte, dass ich ja auch unterwegs umdrehen kann, wenns zu weit, zu steil oder sonstwas ist. Bin ich also weiter und hab mir die 2 Wege zum Margelkopf, die ich auf der Karte gesehen hatte, gut eingeprägt. Ich bin so schräg am Berghang aufgestiegen und konnte immer unterhalb den Voralpsse sehen und erwähnte ich schon, dass gutes Wetter war? Na, ich bin guter Dinge weitergegangen. Irgendwann kamen dann die Schmelzwasserbäche. Nach einigem Suchen bin ich mit meinen Sandalen halbwegs trocken herübergekommen. Na und dann irgendwann fingen die Schneefelder an. Ich bin die dann umlaufen und auch nach einigem Suchen gut über die Passagen gekommen, wo Schmelzwasser recht breit auf Wiesen verteilt war.

Irgendwann war ich dann auf 1'970 m. Dann ging es auf dem Weg echt nicht weiter (zumindest in Sandalen), weil da ein sehr grosses Schneefeld war. Ich hab mir gedacht, na, jetzt bist de fast oben, die paar Meter gehst de jetzt auch noch weiter. Ich bin dann quer zum Weg auf einer Wiese bergauf gegangen und bei ca 2'030 m an eine Kante gekommen. Das war der Hammer. Auf einmal stand ich da, und unter mir ging es 900 m fast senkrecht nach unten zum Voralpsee. Dazu der warme Föhnwind. So ein cooles Gefühl auf einem Berg habe ich davor noch nicht erlebt. Ich hab dann da oben auch einen Weg gefunden und bin auf dem Grat weitergegangen. Der Weg führte über so eine Spitze drüber und das war so gerad an der Grenze, was man mit meiner Ausrüstung so bewältigen konnte, also echt Berg steigen mit Händen und Füssen. Nach der Spitze kam eine Wiese und nach der Wiese noch so eine Erhöhung und da stand ein silberner Pfosten oben drauf. Na, ich geh zu dem Pfosten hin und auf dem Pfosten stand echt drauf "Margelkopf 2'167 m". Ich hatte vorher schon gedacht, dass ich den wohl nicht mehr erreiche, so habe ich mich nochmal sehr gefreut.

Na ich bin dann weiter gegangen und vom Margelkopf auf der anderen Seite abgestiegen. Na, und Du erinnerst dich vielleicht, dass ich auf dem Hinweg bei den grossen Schneelfeldern nicht weitergekommen war. Zu den grossen Schneefeldern bin ich dann von der anderen Seite gekommen. Das erste konnte ich noch halbwegs umlaufen aber dann bin ich auf dem Weg echt nicht mehr weitergekommen. Na, dann bin ich ein paar Meter hochgestiegen. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass so eine langgezogene Wiese nach oben Richtung dem Grat führt, auf dem ich vorher gegangen war. Man kommt zwar von der Wiese nur an wenigen Stellen auf den Grat, weil das letzte Stück sehr steil ist, aber vom Prinzip her ist es so, dass der Weg mit den Schneefeldern in einer Art "Tal" (auf ca 2'000m) verläuft und parallel der Grat auf ca 2'100 Metern. Ich bin dann dazwischen auf der steilen Wiese lang und konnte nach einiger Zeit die Schneefelder umlaufen. Na und dann bin ich (immer noch auf ca 2'000m) an eine Weggabelung gekommen. Auf der Karte unten am Voralpsee hatte ich mir schon angesehen, dass es von da oben zwei Möglichkeiten zum Abstieg gibt. Zum einen den Weg, auf dem ich gekommen war, und zum anderen noch einen, der nicht so parallel zu den Höhenlinien aufsteigt, sondern eher im rechten Winkel zu ihnen verläuft. Da auf dem Hinweg viele Schneefelder und schwierig zu überquerenden Schmelzwasserbäche waren, habe ich mich für den anderen Weg zum Abstieg entschieden. Na, ich bin dann los und wenn Du mitgerechnet hast, denkst Du dir vielleicht schon, dass es auch langsam mal dunkel werden könnte. Zuerst wurde es halbdunkel. Na, da hab ich schon etwas Gas gegeben und bin schliesslich die Schneefelder auch nicht mehr umlaufen, sondern hab meine Strümpfe ausgezogen und bin durchgelaufen. Das ging schneller als umlaufen, war aber nicht nur wegen des Schnees in den Sandalen abenteuerlich. Die Schneefelder waren nämlich nicht alle waagerecht, sondern fielen teils schon recht steil links ab. Der Weg war recht gut ausgeschildert und es wurde immer dunkler. Ich bin dann recht schnell gegangen, der Weg war steil und man konnte ihn nur so halb sehen. So 2-3 Mal bin ich da auch weggerutscht. Ich hatte ein mögliches Wegrutschen mit eingeplant, daher ist da nichts passiert. Es war dann 3/4 dunkel und da war so eine kleine Hütte mit einer Quelle dran (davon hatte es beim Aufstieg auch schon 2 gegeben). Na, bin ich hin, hab was getrunken, und bin weiter. Von da führte der Weg nicht mehr so über offenes Gelände, sondern durch den Wald, ab und zu von einer Wiese unterbrochen. Ich hab mich dann gewundert, wieso es gar nicht mehr so abwärts geht und wo eigentlich die Wegmarkierung geblieben ist. Ich hab mir gesagt, dass die Wegmarkierung bestimmt in der Dunkelheit nicht zu sehen ist und der Weg schon wieder nach unten gehen wird. Na und irgendwann habe ich dann rechts unterhalb von mir den Voralpsee gesehen. Dann habe ich mir die Karte ins Gedächtnis zurückgerufen und dachte, na, da kann jetzt der Voralpsee aber nicht liegen, wenn, dann müsste er links unterhalb liegen. Bin ich also umgedreht und ziemlich schnell zurückgelaufen. Ich hatte es ziemlich eilig, wieder zurück auf den richtigen Weg zu kommen (den mit der Markierung). Na und da ist es passiert, dass ich vom Wald auf eine Wiese bin (auf der Wiese kann man den Weg nicht sehen) und als ich wieder in den Wald wollte, war der Weg weg. Das war ein ziemlich blödes Gefühl. Tendenziell wäre es nun auch möglich gewesen, einfach ohne Weg direkt bergab zu gehen, weil es vom Voralpsee eine Strasse gibt. Der Kniff ist nur, dass der Berghang sehr steil ist, man in der Dunkelheit nichts sieht und es sein kann, dass man irgendwann an eine Stelle kommen kann, von der aus man nicht mehr weiter nach unten gehen, sondern nur noch fallen kann. Also bin ich lieber so gut es geht parallel zu dem Weg, auf dem ich gekommen war, weitergegangen. Irgendwann blicke ich nach oben und da konnte ich so eine Metallbox sehen. Na und da ist mir eingefallen, dass ich auf dem Hinweg bei so einem Gerät der Holzfäller vorbeigekommen war (so gut ich das in der Dunkelheit erkennen konnte). Bin ich also zu dem Kasten hin und tatsächlich, da war der Weg. Habe ich aber keine weitere Zeit verloren, sondern bin ziemlich schnell zurück zur Hütte und tatsächlich, der markierte Weg war da an einer Gabelung, die mir nicht aufgefallen war, stark rechts abgeknickt.

Bin ich also weiter und mittlerweile war es 5/6 dunkel. Nun ging es auch wieder zünftig bergab. Bist Du schon mal bergab gestiegen ohne den Weg richtig zu sehen? Ist schon ein klein unangenehm. Nach ein paar weiteren Höhenmetern ist es dann richtig dunkel gewesen und der Weg hat in einen Wald geführt. Da hatten die Wegmarkierungsverantwortlichen clevererweise die Idee gehabt, nicht nur rot-weisse Markierungen anzubringen (die gabs vorher auch), sondern zusätzlich ein dünnes gelbes Band zu spannen. Das Band konnte man auch in der Dunkelheit noch recht gut sehen. Ich bin dann noch etliche Höhenmeter weiter nach unten und bin irgendwann an eine Kreuzung mit Wegweiser gekommen. Wegweiser sind ja gut und schön, aber hast Du schon mal versucht, nachts einen Wegweiser zu lesen? Ich stand dann davor und hab meine Augen angestrengt, konnte aber nichts erkennen. Irgendwann hab ich mich dann an dem Wegweiser hochgezogen und mit den Augen 5cm vor der Schrift konnte ich lesen, was drauf stand. Von da war der Weg breiter, nach ein paar hundert Metern bin ich nochmal abgebogen und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich auf Asphalt laufe. Da war ich recht froh. Zum einen, weil man sich von dem Asphalt aus nur noch schwer verlaufen konnte und zum anderen weil der Aspahlt in der Dunkelheit auch angenehmer zu gehen war. Ich bin dann weiter und vielleicht kannst Du nachvollziehen, dass ich von der Strasse nicht mehr abgebogen war, auch wenn da noch einige Schilder kamen mit "Wanderweg rechts" oder "Wanderweg links". Die Wanderwege wären zwar steiler und kürzer gewesen und ich wäre über sie (vielleicht) schneller bei meinem Auto gewesen, aber vielleicht kannst Du verstehen, dass ich in dieser Phase meiner Wanderung den Wunsch nach Sicherheit hatte. Na, die Strasse hat sich dann recht lange hingeschlängelt (Serpentinen) und nach ca anderthalb Stunden war ich bei meinem Auto, es war da 0:20, das heisst ich war 10:20 Std unterwegs gewesen (insgesamt ca 1'850 Höhenmeter). Irgendwie sind meine Schuhe, Füsse und Hose recht dreckig gewesen, aber das war mir da ziemlich egal:-)

Tourengänger: dani_


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Kommentare (8)


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KraxelDani hat gesagt: Eine Gratwanderung...
Gesendet am 17. November 2008 um 09:34
Eine Gratwanderung...
... zwischen "kann ja jedem mal passieren" und "Zum Wandern ist keiner zu dumm"
ODER
... zwischen "kein Sonntagsspaziergang ohne Kompass" und "barfuss aufs Matterhorn".

Na ja, habe selbst auch schon einiges erlebt / falsch gemacht:
- zuwenig Getränk
- falsche Ausrüstung: ohne Regenschutz auf zweitägige Tour
- falsche Ausrüstung: Biwakieren ohne Zelt im Gewitter
- falsche Ausrüstung: veraltete Karte
- Mit und ohne Kompass in schwierigem Gelände im Nebel
- Überschätzung der Mitgänger
- Einbruch der Dunkelheit ohne Lampe

Doch ein einzelnes Manko hat mir jeweils genügt! :-)

Und wie bei den Kindern: Jeder muss es selbst erfahren (und spüren), dass die Herdplatte heiss ist.

Bleibt zu hoffen, dass Dein Bericht auch für andere Leser ein Anporn ist, die Ausrüstung der Tour oder die Tour der Ausrüstung anzupassen...

Zu guter letzt: Deine Berichte vom Margelchopf motivieren mich, ihn auch mal zu besteigen.

Gruss, (Kraxel-)Dani.

dani_ hat gesagt: RE:Eine Gratwanderung...
Gesendet am 17. Dezember 2008 um 21:17
Hoi Dani,

Na, da hast Du ja auch schon Einiges erlebt. Ja, ich habe am Margelchopf schon viel erlebt. Ist eigentlich kein besonders spektakulärer Berg, aber nur, wenn man auf den markierten Wegen bleibt und im Hellen bei gutem Wetter unterwegs ist.

Die Herdplatte war wirklich recht warm. Damit will ich sagen, dass ich die Tour so nicht nochmal machen würde. Auf der anderen Seite habe ich auch etwas erlebt, an das ich mich noch lange zurückerinnern werde. Auf dem Chapf stehen und im Föhnwind und bei lauer Abendsonne 900m nach unten zum Voralpsee zu schauen, war schon grandios.

Ich finds ja erstaunlich, dass Du meinen Bericht ganz durchgelsen hast. Ich fand ihn so lang, dass ich dachte "Den liest eh keiner".

VG und alles Gute bei deinen Wandertouren

dani_


Runner hat gesagt: grenzwertig...
Gesendet am 14. September 2011 um 12:44
naja, in Sandalen auf den Margelchopf... :-)) Eine Frage bleibt trotz des intensiven Berichtes offen; bezieht sich das T5 effektiv auf den Weg oder auf Deine "Schuhe"?? ;-)
Gruss
Runner

dani_ hat gesagt: RE:grenzwertig...
Gesendet am 14. September 2011 um 19:25
Hoi Runner,

Die Schwierigkeit habe ich erst vor kurzem von T4 auf T5 geändert. Vor kurzem war ich nochmal mit meiner Freundin da und dachte, na so schwierig war das ja damals nicht. Als wir dann im exponierten Fels kraxelten, habe ich gedacht, na da habe ich mich ja gehörig in der Schwierigkeit geirrt, das ist ja viel schwieriger, als ich in Erinnerung hatte. An einigen Stellen musste ich tatsächlich schauen, wie man da überhaupt hochkommt, das hatte ich nicht erwartet. Darum habe ich daraufhin auch einen Bericht geschrieben (http://www.hikr.org/tour/post39375.html) und diesen angepasst, damit niemandem das gleich wie mir passiert und er die Tour unterschätzt.

Liebe Grüsse

Daniel

Runner hat gesagt: RE:grenzwertig...
Gesendet am 14. September 2011 um 22:13
O.K. Werde mir das nächstens (hoffentlich) mal vor Ort anschauen. Im Rahmen meines " Fight against Vertigo" :-)) Habe mal während ca. 4Monaten in Buchs SG gearbeitet, aber Sport war noch gar kein Thema. Jetzt soll es dann mal gelten :-)))

Wanderer82 hat gesagt: RE:grenzwertig...
Gesendet am 6. September 2023 um 19:08
Es geht hier wohl nicht um den Normalweg sondern den Nordaufstieg mit Klettern bis II. Ich hab mich nicht getraut, keine Sicherungen.

Wanderer82 hat gesagt:
Gesendet am 6. September 2023 um 19:08
Es geht hier wohl nicht um den Normalweg sondern den Nordaufstieg mit Klettern bis II. Ich hab mich nicht getraut, keine Sicherungen.

Wanderer82 hat gesagt:
Gesendet am 6. September 2023 um 19:09
Übrigens: Ein absolut cooler Bericht, bei dem ich immer Schmunzeln muss. Und man fühlt sich irgendwie so richtig in die Situation hineinversetzt.


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