Jörihorn (2'845m) - klein aber fein


Publiziert von countryboy , 5. Juli 2015 um 18:39.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Davos
Tour Datum: 4 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Flüela-Gruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 720 m
Abstieg: 720 m
Strecke:ca. 9km: Wägerhus - Pt. 2351 - Jöriflüelafurgga - Jörihorn (2845.4m) - Jöriflüelafurgga - Pt. 2771m - Jöriflüelafurgga - Wägerhus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto bis Flüelapassstrasse/Wägerhus
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthaus Tschuggen an Flüela Passstrasse
Kartennummer:Kartenausschnitt Schweizmobil 1:25'000

Howdy!

Eine Jöriseen-Rundwanderung habe ich schon länger auf der Projektliste. Da sich ein Grillabend bis über Mitternacht hingezogen hat, musste ich auf etwas Pfannenfertiges zurückgreifen und fuhr praktisch gleichzeitig mit "Morgenstund hat Gold im Mund" (07:40, Radio SRF1) "auf und Davos". Eine der Gegenden, die ich als "home away from home" bezeichne. Dort sollte ich heute Steinböcke der besonderen Art treffen...

Facts zur Wanderung:
- Wägerhus - Jöriflüelafurgga T2 (Schlussschlaufe kann man auch mit Direktaufstieg abkürzen, T3)
- Jöriflüelafurgga - Jörihorn T4- (weglos, erfrodert Trittsicherheit im Gipfelbereich)
- Jöriflüelafurgga - Pt. 2771 T3 (auf dem Grat bleiben oder knapp darunter)
Wetter: sonnig, ab Mittag kleinere Quellwolken
Temperaturspanne: 10-15°C (mit Sonneneinstrahlung natürlich T-shirt-Wetter!)
Zeit: rund 5 1/2 h, davon ca. 2 h Pausen (1h Gipfel und diverse Fotopausen)
"spez." Ausrüstung: Wanderstöcke (v.a. Abstieg)
Flüssigkeit: 2 1/2 Liter Wasser, davon 1 1/2 L getrunken

Wanderbericht:
Heisse Tage verlangen Abkühlung. Die einen gehen ins Wasser, die anderen in die Berge. Meine Frau neckt gerne, ich hätte zu Wasser dasselbe Verhältnis wie zu Salzsäure. Ganz so schlimm ist es nicht, aber wenn ich die Wahl habe, sind mir die Berge nunmal lieber. Beim Parkplatz bei der Postautohaltestelle Wägerhus startet ein Wanderweg zu den Jöriseen. Es bedarf etwas Zeit und einiger Höhenmeter, um der lärmigen Passstrasse zu entfliehen. Die Wanderwege sind gut unterhalten, das Gestein flechtenverziert und die Flora reich an Arten und Farben (wenn man etwas genauer hinsieht). Um diese Jahreszeit findet man ein Meer aus Soldanellen, einfach zauberhaft. Siehe hier und  da.

Die Schlussschlaufe des Wanderwegs habe ich durch einen Direktaufstieg durch Gesteinsbrocken und Schotter abgekürzt (T3) und dabei ein Schneehuhn aufgescheucht, was mir leid tut. Andernfalls hätte ich es im gut getarnten Sommerkleid aber gar nicht wahrgenommen. Bei der Jöriflüelafurgga angekommen spricht mich eine Frau mittleren Alters an, ich solle mal das Jörihorn in den Zoom nehmen, sie glaube evtl. Steinböcke zu erkennen. Ob ich als Belohnung für den Hinweis bitte ein Foto zusammen mit ihrer Begleiteren machen könne... hätte ich natürlich auch ohne "Belohnung" gerne gemacht. Ich beäugte das Jörihorn von der Furgga aus, um den einfachsten Aufstieg auszumachen und entschied mich für die Seite östlich des Südgrates. Also ein Stück zurück auf dem Wanderweg und relativ steil den Hang empor. Bei geeigneter Stelle mal ein Steinmannli aufgebaut, könnte ja beim Abstieg hilfreich sein. Der Aufstieg verläuft instinktiv, der obere Gipfelaufbau des Jörihorns (im Moment liegt darunter noch ein kleines Schneefeld) verlangt dann aber doch Trittsicherheit. Kurz vor dem Gipfel warten dann noch zwei etwas luftigere Stellen. Diese Stellen in Kombination mit der unmarkierten Wegführung veranlassen mich zur Bewertung T4-.

Auf dem Gipfel traf ich dann auf die "Steinböcke": ein zweifellos menschliches Pärchen mit Töchterchen. Da der Platz auf dem Gipfel alles andere als grosszügig ist, habe ich mich frech - wie ich normalerweise nicht bin - in ihre Nähe gesetzt. Bald schon hat sich aus ein paar Freundlichkeiten ein nettes Gespräch entwickelt, inkl. Einladung zu einem Bierchen aus der Autokühlbox beim Parkplatz Wägerhus. Als sich herausstellte, dass in jenem Kühlbehälter auch Weizenbier lagert, entwickelte die Einladung auch kulinarischen Reiz. Schau 'mer mal... Auch alleine hab ich mir nochmals etwas zusätzliche Zeit auf dem Gipfel gegönnt. Auch heute würde der Genuss und nicht die Leistung im Vordergrund stehen. Ambitionierte und technisch versiertere Wanderer hätten ihre Route vom Jörihorn wohl auf den Isentällispitz fortgesetzt.

Wieder bei der Furgga angekommen wanderte ich weiter auf dem Grat bis kurz nach Pt. 2771. Teils ist der Grat sehr einfach, teils sind aber auch höherstufige und sichere Schritte gefragt. Jedenfalls war es auch hier einsam und friedlich und die Aussicht auf die Jöriseen wunderschön. Am Morgen hatte mir ein entgegenkommender Wanderer noch von Edelweiss auf besagtem Grat erzäht. Die sind mir leider verborgen geblieben. Herannahende Wolken mit Donnergrollen aus nördlicher Richtung haben mich schliesslich bewegt, die Rückkehr (auf gleicher Route) anzutreten. Wieder beim Auto angekommen schien es, als wäre beim kleinen Campingbus meiner Gipfelbekanntschaft etwas Bewegung auszumachen. Also mal anklopfen... und schon bald hatte ich ein kühles Valentin's in der Hand. Wer hätte gedacht, dass aus einer Solotour so ein netter Nachmittag mit Gleichgesinnten würde. Ein Wiedersehen mit den M'n'M's würde mich natürlich freuen. In der Zwischenzeit begnüge ich mich mit jenen aus der gelben Tüte. ;-)

Bei den angenehmen Temperaturen in den Bergen war es einfach, sich etwas Gartenarbeit für den Abend vorzunehmen. Sobald ich gegen 19:00 bei erdrückender Hitze zuhause ankam, verflüchtigt sich die gute Absicht aber noch schneller als ein Neujahrsvorsatz.

countryboy

P.S. Auf der Karte 1:25'000 ist das Jörihorn nicht beim Pt. 2845 beschriftet, sondern auf dem Gorigrat. Etwas verwirrend.

Tourengänger: countryboy


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