Am Moirygletscher: Pigne de la Le (3396 m), Bouquetins (3478 m) u. (3627 m), Pointe de Bricola (3658


Publiziert von morphine , 18. Juli 2015 um 15:02.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:24 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 14:45
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane de Moiry 2825 m
Kartennummer:283 Arolla 1:50000

Schafskälte beim Hüttenaufstieg!

Start der Tour war um ca. 7.00 Uhr. Hier, im hinterstens Winkel des Val de Moriy, war es echt frisch. Nach den ersten paar Fotos spürte ich kaum mehr meine Finger und ich kramte die dicken Handschuhe hervor. Der gute Weg zur Hütte führte später an zwischen Berghang und Seitenmoräne eingeklemmten Schmelzwassertümpeln vorbei, die an diesem Morgen noch von einer Eisschicht bedeckt waren. Danach war der Weg von teilweise steilen Schneefeldern bedeckt. Auf den gefrorenen Tritten meiner Vorgänger konnte ich diese wie eine Treppe leicht, aber vorsichtig hochsteigen. Anschließend zog der Weg dann über viele Serpentinen gut begehbar zur Hütte hoch. Die Hütte ist eine Mischung aus klassischer alter SAC-Architektur und modernem Anbau mit Panoramafenstern, die den Gästen eine überwältigende Aussicht auf den imposanten Eisbruch des Moirygletschers bieten.


Aufstieg zur Pigne de la Le (3396 m)

Ich hielt mich nicht weiter an der Hütte auf, sondern stieg direkt weiter über markiertes -teils grobes- Blockgelände und zum Schluss über ein steiles Schneefeld (ebenfalls hart gefroren) hinauf zum Beginn des Gletschers. Hier befindet sich der Anseilplatz für die diversen Gipfel über dem Moirygletscher. Ich bog hingegen nach links ab und stieg über eine fast noch geschlossene Schneedecke leicht hinauf in den Col du Pigne (3141 m). Hier machte ich eine erste Pause und legte die Steigeisen an. Der zwar leichte Grat stellte bei noch reichlich Schnee (auch Neuschnee) heute kombiniertes Gelände dar. Ich überkletterte alle Felsen mehr oder weniger direkt auf dem Grat und erreichte so schon bald das finale Firnstück, das auf den höchsten Punkt führte. Hier begannen zwei Bergsteiger gerade den Abstieg über die Firnroute, welche wieder unterhalb der Westflanke der Pigne de  la Le zum Anseilplatz zurückführt. Ich genoss die Aussicht auf die umliegenden Viertausender und fasste den Entschluss, meine Tour etwas auszudehnen. Die vor mir aufragenden Bouquetins (stark verwächtet aber gut verfirnt) waren einfach zu verlockend und so machte ich mich schon bald wieder auf.


Weiterweg zu den Bouquetins (3466 m u. 3626 m)

Ich stieg zunächst ab zum P 3283 m, querte dann einen Firnhang nach Süden und erreicht so den Sattel zwischen P3342 m und dem "ersten" Bouquetin. Ich folgte dem östlichen Gletscherrand zwischen großen Wächten links und den Randspalten rechts in mäßig steilem Gelände  bis auf die  Firnkuppe des Gipfels. An einen Tiefblick auf den Glacier de Zinal war wegen der von meinem Standpunkt aus unsichtbaren Wächten jedoch nicht zu denken. Ich blieb auf deutlichem Sicherheitsabstand. Nun wandte ich meinen Blick auf den nächsten und höheren Bouquetin. Die weitere Route war bis auf einen Absatz unterhalb des Gipfels ebenfalls komplett mit Wächten geschmückt. Durch das steile Firnstück unterhalb des Gipfels zog sich zudem eine schmale größtenteils mir Firn bedeckte Spalte. Ich stieg zunächst noch bequem bis zum besagten Absatz unter den Gipfel weiter hinauf. Dort konnte ich zum ersten mal wieder einen umwerfenden Ausblick auf die gegenüber aufragenden Viertausender vom Weißhorn bis zum Matterhorn erhaschen. Atemberaubend auch die weiße Nordflanke des Grand Cornier, welche tief unten im zerissenen Glacier de Zinal fußt. Über jetzt sehr steilen aber griffigen Firn (ein kurzes Stück geschätzt 40°) kam ich bei der Spalte an. Die war beim derzeitigen Zustand des Gletschers glücklicherweise tatsächlich sehr schmal und ich gelangte problemlos hinüber. Nun stieß ich über etwas weniger steilen Firn auf eine Trasse, die aus dem Gletscherbecken von rechts zum Bouquetin-Gipfel hinaufzog. Ihr folgte ich in wenigen Minuten bis zum höchsten Punkt. Die Aussicht hier oben hatte mittlerweile leicht arktische Ausmaße angenommen. Die riesigen Spalten- und Bruchzonen des Moirygletschers, die mächtigen Viertausender im Osten sowie die weite Aussicht nach Westen mit Grand Combin und Mont-Blanc Gruppe waren sehr beeindruckend. Der Weiterweg von der Pigne de la Le hatte sich gelohnt. Hier oben machte ich nun eine ausgedehnte Pause. Insgeheim hatte ich aber schon einen weiteren Gipfel ins Visier genommen.


Pointe de Bricola (3658 m)

Vom Bouquetingipfel führte die Gletschertrasse zunächst absteigend, dann eben bis in den obersten Winkel des Moirygletschers zu P 3596 m. Hier endete die Spur. Ich querte das fehlende kurze Stück bis an den westlichen Gletscherrand über dem hintersten Val de Hérens und überstieg einen ausgeprägten Firnbuckel um so den Col de Bricola P 3622 m zu erreichen. Vor mir lag nun der frisch eingeschneite wenig steile und unverspurte Firngrat hinauf zu den leichten Gipfelfelsen der Pointe de Bricola. Ich genoss jeden Schritt auf diesem kurzen Grat. Links schwindelerregende Tiefblick hinunter zur Alp Bricola, rechts der riesige Moirygletscher zu meinen Füßen. Einen auffälligen Gratblock konnte ich leicht nach rechts umgehen, dann noch ein kurzes ausgesetztes Gratstück in Fels und Firn und ich hatte den Gipfel erreicht. Was für eine Aussicht. Der Pointe de Bricola ist nach dem Gran Cornier immherin der zweithöchste Punkt am Moirygletscher.


Midsummer-Abstieg am Abend

Trotz der überwältigenden Eindrücke hielt ich mich nicht lange am Gipfel auf. Es war immerhin schon längts später Nachmittag geworden. An diesem Tag blieben die Temperatuten in der Höhe mit einer leichten Brise eher frisch. Trotz intensiver Sonneneinstrahlung auf dem Gletscher waren die Firnverhältnisse den ganzen Tag über fest. Erst weiter unten Richtung Anseilplatz war der Schnee ein wenig aufgeweicht. Ich folgte im Abstieg bis auf ein kurzes Stück westlich vom höheren Bouquetingipfel meiner Aufstiegsroute hinunter zum P 3283 unterhalb des Pigne de la Le. Hier bog ich nun auf die Gletschertrasse nach links ab, welche unterhalb der Westflanke des Pigne zum Anseilplatz zurückführt. Unterwegs machte ich immer wieder zum fotografieren halt. Die Hütte erreichte ich so erst recht spät am Abend. Dennoch nahm ich den weiteren Abstieg zum Parkplatz gemütlich und erreichte -immer noch bei Tageslicht- um 21.45 Uhr wieder mein Auto.


Fazit:

Die Gipfel um den Moirygletscher bieten ein intensives Landschaftserlebnis. Die -für walliser Verhältnisse- mittlere Höhenlage gewährt atemberaubende Anblicke auf die umliegenden Viertausender. Das Gebiet scheint aber nicht nur wegen der Landschaft, sondern wohl auch wegen der guten Erreichbarkeit äußerst beliebt zu sein. Trotz der "Vorsaison" waren doch schon sehr viele teils große Guppen in allen Teilen des Gletscherbeckens unterwegs.



Tourengänger: morphine


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