Hochtouren um die Cabane de Moiry


Publiziert von El Chasqui , 13. August 2019 um 08:12.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 9 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage

Wunderschöne Hochtourentage in versteckter Walliser Bergwelt!

Die Idee unserer Sektion war die folgende: Einfache Hochtouren in unbekannter Region, so dass möglichst viele Mitglieder teilnehmen können. Im Winter planten wir unser Vorhaben und nun waren wir erfolgreich!

Bereits die Hinfahrt nach Glacier Moiry ist eine Herausforderung. Satte fünf Stunde waren wir von Zürich unterwegs. Wenn man aber bei der Endstation aussteigt, bleibt einem erstmals die Spucke weg. Nicht wegen der Höhe, sondern wegen der gewaltigen Aussicht in den Abbruch des Glacier de Moiry. Wir genossen gleich unsere Mittagspause am Lac de Châteaupré, bevor wir uns auf den Hüttenweg machten. Wir wählten den Weg über den Gletscher. Vorerst stetig ansteigend auf die Westmoräne des Gletschers. Anfangs auf gutem Bergweg, ab Punkt 2686 m auf undeutlichen Wegspuren (aber hie und da mit Farbtupfern gezeichnet) runter auf den aperen Gletscher.
Hier seilten wir uns an, machten vier Seilschaften und überquerten den spaltenarmen Gletscher. An dessen Ende machten wir noch etwas Ausbildung, wo findet man schon so gute Möglichkeiten, Eisschrauben zu setzen und Eissanduhren zu bauen?
Nachfolgen folgte der etwas ungemütliche Übergang auf den Weg hinauf zur Hütte. Wir stiegen zu weit links auf, mehr südlicher wäre es ringer gegangen.
El Chasqui führte seine Mannschaft kurz vor der Hütte über den Abwasserhang, so dass wir uns bereits ein bisschen an den unangenehmen Geruch der WC gewöhnen konnten. Am Freitag hatte die Hütte Probleme mit dem Wasser, so mussten die alten WC's ausserhalb der Hütte in Betrieb genommen werden. Immer wieder drang so ein Schwall Güllenluft aus dem Pippi-Kaka-Häuschen auf die wunderschöne Terrasse.
Das Check-In war etwas harzig, aber sonst ist das eine ganz, ganz tolle Hütte. Nirgendswo anders hat man einen so schönen und nahen Einblick auf einen Gletscherabbruch!

Um 05.15 stand das Morgenessen für uns parat. Wir waren die Ersten, die sich auf die Socken machten, bzw. machen wollten. Nach Konsultation des Radars (rel. guten Empfang für Swisscom-Natels auf der Hütte) verschoben wir den Start um eine Stunde. Das war richtig, denn obwohl es gem. Meteo Schweiz im Wallis hätte sonnig sein sollen, hat es eine Stunde lang geschifft und auch nachfolgend war das Wetter sehr durchzogen.
Wir zogen los, ehe wir auf rund 3000m die Steigeisen anziehen konnten. Der weitere Weg zum Gletscher war auf den nächsten rund 700 m steindurchsetzt und nicht schön zu gehen. Erst ab rund 3100 m konnten wir auf einer bereits vorhandenen Spur unbeschwert ansteigen.
Zwischendurch regnete es nochmals kurz und der Nebel kam auf. Wir steuerten Punkt 3468 an und erreichten diesen nach rund drei Stunden. Immerhin hatten wir so ein Gipfel, oder zumindest ein Gipfelchen in der Tasche, schliesslich gehört er zu den Bouquetins (Steinböcke).
Nun stellte sich die Frage, ob wir bei diesen miesen Bedingungen (zusätzlich war es sehr windig) weitersteigen wollten. Ja, waren alle der Meinung, vor allem auch, weil der Wetterbericht keine weiteren Niederschläge prognostizierte.
So liefen wir in tiefem Schnee weiter hinauf Richtung Col du Bricola. Eigentlich wollten wir auf den Dent de Rosses, aber wir waren bereits auf 3540 m und der Pointe de Bricola lachte uns so schön an, dass wir das Gipfelziel kurzfristig änderten.
Wir erreichten den Col de Bricola (Achtung: fiese Spalte kurz unterhalb des Pass) und genossen den schönen Firngrat hinauf auf rund 3610 m. Nun folgten spannende 25 Höhenmeter, sprich kurze Kletterstellen im zweiten Grad. Danach folgte mehrheitlich Gehgelände, so dass wir nach rund 6 Stunden den Gipfel des Pontes de Bricola erreichten.
Wir genossen mehr den Gipfel denn die Aussicht, denn es war ziemlich wolkenverhangen.
Gegen zwei Uhr brachen wir wieder auf und auf unseren Aufstiegsspuren stiegen wir wieder hinab. Wir verzeichneten insgesamt vier kleine Spaltenstürze (nie mehr als hüfthoch). Der Gletscher ist in der Tat nicht zu unterschätzen, ab 3400 war er mehrheitlich noch schneebedeckt, darunter waren einige Spalten noch gefährlich mit Schnee bedeckt. Insgesamt ging es aber ganz gut. Da der Gletscher auch nirgends wirklich steil war, ging es auch gut auf dem aperen Eis.
Wir erreichten kurz nach vier Uhr wieder die Cabane de Moiry.
Nach einem guten Essen mit noch feinerem Wein und einer ruhigen Nacht fing der nächste Morgen wieder um fünf Uhr an.
Diesmal machten wir zwei Gruppen um den Pigne de la Lé zu besteigen: Die steigeisenlosen Besteiger und die Überschreiter. Die Überschreiter nahmen den Pigne über die südwest-Route in Angriff. Sie konnten so rund 270 Höhenmeter über Gletscher aufsteigen. Eine ideale Einsteigertour, ab Ende des Gletscher in einfachem Gehgelände hoch zum Gipfel. Welch tolles Panorama dort oben! Die zweite Gruppe mit dem Direktanstieg über den Nordgrat war etwas langsamer unterwegs. Sie benötigten rund 2.5 Stunden ab der Hütte. Gemeinsam genossen wir den Gipfel bei etwas windigen aber sonst sonnigen Verhältnissen.
Für den Abstieg benutzen wir alle den Nordgrat. Hie und da müssen die Hände zur Hilfe genommen werden. Etwas viel Schutt liegt herum, aber sonst eigentlich eine hübsche Route. Bald erreichten wir den Col du Pigne und rund 50 Minuten später die Cabane.
Hier verpflegten wir uns nochmals, bevor wir den rund 75 minütigen Abstieg zur Postautostation in Angriff nahmen.
Pünktlich um 14.10 fuhr das Postauto los. Nach einer stündigen Pause in Grimentz, nach erneutem Umsteigen in Vissoie, nach einer halsbrecherischen Fahrt in überhitztem Postauto, nach erneuten halbstündigen Pausen in Sierre und Visp erreichten wir nach rund sechs Stunden wieder Zürich.

Fazit: Das abgelegene Moiry-Tal ist wirklich ein Geheimtipp. Die Touren von der Hütte sind auch für Einsteiger sehr geeignet. Mit dem Zustieg über den Gletscher bietet bereits der Hüttenzustieg ein Highlight. Und die Hütte ist von der Lage und von der Einrichtung 1a!

Sektionstour unseres Firmen-Sportclubs. Besten Dank an Melanie, Barbara, Madlaina, Edith, Katrin, Conny, Anne-Lise, Christa, Röbi, Michel, Matthias, Jurij und Juan, wir waren eine lustige Gruppe!
NB: Die Fotos stammen mehrheitlich von Meli!

 


Tourengänger: El Chasqui


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