Das Weißeneck im Hochfeindkamm


Publiziert von klemi74 , 29. Juni 2015 um 11:56.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Radstädter Tauern
Tour Datum:25 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1410 m
Abstieg: 1410 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Obertauern nach Süden die Passstraße hinunter fahren bis zum kleinen Dörfchen Tweng. Im Ort rechts weg ins Latschfeldtal, Parkmöglichkeiten nach ca. 800 Metern vorhanden.

Der Hochfeindkamm auf der Südseite der Radstädter Tauern besteht ganz überwiegend aus einsamstem Bergland. Der Hochfeind im Norden (höchster Gipfel) und das mit Seilbahnen erschlossene Speiereck im Süden werden gelegentlich bzw. häufig besucht, die anderen Berge hingegen eher selten. Markierte Wege aus den Tälern gibt es nicht, nur der Weg 745 über den gesamten Kamm ist noch markiert - von der Hütte am Speiereck über alle Gipfel nach Marislbach im Zederhaustal sind aber 12 bis 14 Stunden Gehzeit zu veranschlagen, dazu warten im nördlichen Teil gröbere Schwierigkeiten (laut Andy84 *siehe hier T6-, II). Zwei der wichtigsten Erhebungen im zentralen Bereich, das Schareck und das Weißeneck, stehen schon länger auf meiner Wunschliste, heute bin ich sie angegangen. Der AVF von Herrn Holl hilft übrigens kaum weiter, beide Punkte werden nur erwähnt, aber nicht beschrieben...

Gestartet bin ich in der Nähe von Tweng an der Südseite des Radstädter Tauernpasses. Im kleinen Ort zweigt ein Sträßchen ins flache Lantschfeldtal ab, das bis zu einem Parkplatz nach ca.800 Metern frei befahren werden kann. Zunächst steht ein Forststraßenhatscher mittlerer Länge an, erst nach der Metzgeralm auf ca. 1780 Metern Höhe enden die diversen Fahrstraßen wechselnder Qualität und Steigung. Zunächst gibt es noch einen markierten Weg, der zur Treberlingspitze führt, die dem Kamm nach Osten vorgelagert ist. Am Wildalmsee enden zunächst mal sämtliche Spuren, den weiteren Anstieg kann man aber einigermaßen überblicken. Erst einmal will aber eine Passage in welligem Gelände mit vielen kleinen Sumpflöchern überwunden werden, Wegführung beliebig nach Gefühl!
Hat man das geschafft und sich eher links, also nah an die Abstürze, gehalten, trifft man auf eine Rinne, die zwischen Kalk und Urgestein nach oben führt. Wer ein bisschen Phantasie hat, entdeckt am Einstieg in die grüne und völlig harmlose Rinne von Anfang an Steigspuren, die nach oben hin immer deutlicher werden. Nach der Rinne weitet sich das Gelände wieder, die Spuren werden immer wieder undeutlich, können in dem sanften Gelände aber eigentlich immer wieder aufgefunden werden - wenn nicht, kommt man auch nie in Schwierigkeiten, wenn man sich am Ansatz des jetzt sichtbaren Nordwestgrat des Weißenecks orientiert.

In der Gruberachscharte angekommen, erreicht man den schon erwähnten Weg 745. Wobei: 'Weg' ist etwas unpassend, es sind halt Steigspuren mit Markierungen. Wie dem auch sei, weiter geht's entlang der Gratkante nach oben, den schiefrigen Platten kann man in gut gangbarem Gras ausweichen. Weiter oben kommt man in den Gipfelbereich aus Hauptdolomit. Der zeigt sich hier grad so, wie man ihn aus den Allgäuer und Lechtaler Alpen kennt, nämlich bröslig ohne Ende. Festen Fels gibt es nicht, nur eine immerhin gut begehbare Schutthalde. Später wird das Gelände wieder grüner und schon ist das Vordere Weißeneck, ein Vorgipfel mit 2550m Höhe, erreicht. Der Übergang zum Hauptgipfel dauert 10 Minuten und verläuft fast durchgehend auf dem Grat. Oben ist die Rundsicht beeindruckend, das Gipfelbuch wird trotzdem eher wenig benutzt (50 bis 60 Einträge pro Jahr).
Nach der Pause wollte ich den geschätzt zweistündigen Übergang zum Schareck angehen. Allerdings hatte ich auf dem Grat keinen Abzweig erkannt. Auf dem Rückweg zum Vorgipfel war der Traum dann geplatzt: ein Richtungspfeil weist den Weg hinunter in eine schmale Rinne von gut 100 Höhenmetern. An sich kein Drama, nur war die Rinne mit hartem, ungespurtem Schnee gefüllt und somit ernsthaft gefährlich.

Schweren Herzens bin ich also nun wieder abgestiegen. Bis oberhalb des Wildalmsees habe ich die mir vom Aufstieg bekannte Route gewählt, dann aber eine Variante eingebaut: bis vor dem Aufschwung zur Trebelingspitze bin ich auf dem schwach ausgeprägten Rücken geblieben und dann nicht wieder nach Norden, sondern nach Süden abgestiegen. Sehr schön ist die Ernstlacke, ein kleiner Bergsee, über dem die weißen Kalke des Weißenecks leuchten. Vom Gipfel aus war etwas weiter unten eine Alm samt Sträßchen zu sehen, die wollte ich erreichen. Hat auch funktioniert, bis zur Hälfte gibt es alle 50 bis 100 Meter eine Markierung - von einer zur anderen kann man meistens nicht schauen. Dann einfach auf Viehspuren nach unten und die oberste Straße ist erreicht. Bezahlt habe ich die Variante mit der Tatsache, dass der Forststraßenhatscher auf dieser Seite schier endlos ist.

Fazit:
Hat was von einer Traumtour! Trotz fehlendem Weg gibt es keine Schwierigkeiten, die Orientierung ist auch unproblematisch; ich hatte die Karte im Auto liegen lassen und hab's trotzdem gefunden. Die Gegend ist ziemlich einsam, heute habe ich nur einen anderen Wanderer gesehen.

Gehzeiten:
Aufstieg: 3h10
Abstieg: 2h30

Anmerkung: Leider hat am Gipfel der Akku den Geist aufgegeben, drum keine Bilder von der im Text erwähnten Rinne und von der schönen Ernstlacke.

Tourengänger: klemi74


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