Von Moghegno auf den Madone und nach Pino


Publiziert von lynx , 27. April 2015 um 13:27.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:20 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Cramalina 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Moghegno - Mulitt - Madruna - Costa - Cortone - Piano - Bolla - Madone - Pino - Anschliessend gleicher Weg zurück ohne wieder über den Madone zu gehen.
Unterkunftmöglichkeiten:Es gibt auf der ganzen Strecke nirgends Unterkunftmöglichkeiten.
Kartennummer:Locarno 1312

Den Madone (2018 M) vom Val Maggia - Moghegno - aus zu Fuss zu erreichen ist ein Unternehmen welches Ausdauer und Kondition erfordert. 1700 Höhenmeter sind allein im Aufstieg zu bewältigen. Die selben Höhenmeter gilt es im Abstieg wieder zu vernichten. Man benötigt für diese Tour 10-12 Stunden. Unterkünfte, SAC-Hütten oder andere Selbstversorgerhütten gibt es keine. Entsprechend wenig werden die Wege, besonders ab Cortone, begangen und entsprechend ist der Zustand vor allem oberhalb von Piano (1207 M) und Bolle diesen idyllischen, schön gelegenen Orten.
In Moghegno bei Mulitt (407M) geht man ein Stück der ungeteerten Fahrstasse entlang, welche man bald vor einer kleinen Betonbrücke links auf einem schmalen Pfad verlässt. Hier beginnt der steile Wanderweg welcher über Madruna und Costa nach Cortone hoch führt. Eingangs der Fahrstrasse ist eine Barriere montiert. Die Strasse ist nur für Anwohner und Besitzer von Liegenschaften befahrbar. 
Die Örtchen Madruna und Costa errreicht man zu Fuss in 1 1/2 Stunden. Um nach Cortone (1164 M) zu gelangen braucht man eine weitere Stunde. Dort angekommen muss man dem Wegweiser in Richtung Piano del Troi folgen bis man zu einer Hochebene Piano und Bolle (1274 M) gelangt. Hier muss man in westlicher Richtung den Wald hochsteigen. Wegweiser gibt es hier keine mehr. Der Weg wird nicht mehr unterhalten und entsprechen ist er mit Geäst übersäät. Ich finde den Einstieg nicht. Drehe eine Runde, auf ein Plateau oberhalb Piano und treffe dort einen freundlichen Tessiner, welcher mir einen Café anbietet. Ich lehne dankend ab, weil ich keine Zeit vertrödeln will. Er erklärt mir wo ich den Einstieg finde. Dank seinen Anweisungen finde ich schliesslich den Weg und rufe ihm zurück: Grazie mille!
Einsam nur mit meinem Hund an der Seite steige ich im Zick Zack die Kehren durch diesen verwilderten Märchenwald hoch bis ich die vom Tessiner erwähnte Jagdhütte auf Piano di Sopra  (1651 M) erreiche. Im Wald gibt es eine Stelle an der sich der Weg verzweigt. Rechts führt dieser nach Piano del Troi, links nach Piano di Sopra. Die Abzweigung ist mit einem rot-weissen Wanderwegschild markiert welches Richtung Piano del Troi weist. Hier muss man den linken Weg nehmen.
Oberhalb der genannten Jagdhütte ist der Grat offen und man kann bereits von hier nach Pino sehen. Von hier traversiert man, immer schön auf der Höhenlinie bleibend den ganzen Kessel. Der Weg ist über grosse Teile der Strecke nicht oder nur schwach erkennbar. Es ist meist nur eine schwach sichtbare Pfadspur im Gras der steilen Hänge. Verlierst du ihn halte tendenziell einfach die Höhe. Auf keinen Fall tiefer gehen. Hat man den Kessel durchquert, zieht sich der Pfad der hier besser sichtbar ist auf der Höhenlinie am Osthang des südlichen Ausläufers vom Madone weiter. 
Ich komme wegen der immer noch vorhandenen Schneemengen nicht auf diesem Weg bis zu P. 1718 welcher kurz vor der Ebene Pino (1559 M) liegt. Ich steige mich an Erlengestrüp haltend hoch auf den Grat namens Camana und marschiere in nördlicher Richtung weiter zum Madone. Bei einer Verzweigung nehme ich den rechten Wegweiser welcher zum Passo della Maggia (1973 M) liegt. Der ganze Kessel nördlich des Passes liegt noch tief im Schnee. Von hier steige ich in wenigen Minuten den abschüssigen Grat hoch auf den Gipfel des Madone und geniesse den herrlichen 360° Panoramablick. Nach einer kleinen Verpflegung steige ich über den Südgrat wieder zur Ebene Pino (1659 M) ab.
Ich schaue mir die Ruinen an. Alle samt zerfallen. Mächtige Bauten welche einst den Bewohnern in jeder Jahreszeit eine maximale Bessonung boten.
Von Berzona und Loco (Onsernonetal) lässt sich eine schöne Rundwanderung auf Pino mit anschliessendem Abstieg zum Passo della Carina (1076 M) machen.
Der einzige Weg zurück nach Cortone führt wieder durch den südöstlichen Kessel des Madone. Der Einstieg ab Pino führt einige Meter weiter nördlich vom markierten Weg zum Passo della Carina als schwach erkennbare Pfadspur durchs Gras. Es gibt wie bereits erwähnt keine Wegmarkierungen. Man traversiert den Hang durch dichtes Erlengestrüpp. Die besten Wegmarkierungen sind die abgeschnittenen Äste der Erlensträucher. Selbst jetzt wo noch viel Schnee liegt und oft keine Wegspur erkennbar ist leisten diese Schnittspuren zuverlässig den Weg durch den Dschungel. Immer schön die Höhe halten. Die Schluchten weiter unten sind nicht passierbar. Ab Piano di Sopra steigt man wieder durch den Märchenwald hinunter nach Cortone. In diesem Wald stehen einige uralte Lärchen- und Buchenriesen.
Eine alte Buche grüsste mich mit rollender Stimme und erzählt mir was sie in den letzten hunderten von Jahren gesehen und erlebt hat. Von Unwettern, Älplern, Jägern, Wilderern und einmal sei sogar ein junges Liebespaar, auf der Flucht vor ihren Familien welche dieser Liebesbeziehung abgeneigt waren, hier durch den Wald hochgekommen. Das war vor langer, langer Zeit. … die Menschen seinen sehr unbeständig. In der Vergangenheit seien einige hier vorbeigekommen. Heute kämen praktisch keine Menschen mehr durch diesen Wald. Die meisten sehe er einmal und dann nie wieder. Im Herbst kämen die Jäger und alle gingen sie mit toten Rehen oder Gämsen geschultert zu Tal. Dann sähe man wieder lange Zeit keine Menschen mehr. Ich sei der erste Mensch der in diesem Jahr hier vorbei kommt …. 

Im Abstieg durch den Wald von Cortone  nach Madruna entdeckt Artus (mein Hund) einen Dachs welcher unbekümmert den Waldboden absucht (siehe die letzten Bilder). Lange beobachten wir ihn. Dann setzen wir unseren Weg talwärts fort.

Tourengänger: lynx
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (2)


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Seeger hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2015 um 17:04
Ciao Lynx
>Eine alte Buche grüsste mich mit rollender Stimme...
Neue Töne :-) So schön beschrieben.
Und die Bilder mit dem Frechdachs sind einmalig.
Ich freue mich, dass Du so eine gute Kondition beieinander hast. Direkt beneidenswert.
Gruss
Andreas

lynx hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. April 2015 um 17:29
Hallo Andreas

Ja manchmal wenn ich die alten Bäume in diesen Wäldern sehe denke ich was die wohl schon alles gesehen haben und zu erzählen wüssten. Dann fange jeweils an so meine Gedanken zu spinnen. ;-)
Es war für mich das erste Mal, das ich einen Dachs in freier Wildbahn so lange beobachten konnte. Ich hätte ihn ja nicht einmal bemerkt. Aber der Hund ….

Herzliche Grüsse - Thomas


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