Monte San Primo (1686 m) - Gratüberschreitung von Bellagio nach Nesso

Lago di Como 2. Tag: der Monte San Primo stand auf dem Programm – Aufstieg von Bellagio über den Ostgrat zum Gipfel und Überschreitung entlang des Westgrats. Nur gut, dass ich dies am Morgen gegenüber meinen Wirtsleuten erwähnt hatte, so konnten sie mich noch rechtzeitig darauf hinweisen, dass der normale Aufstiegspfad infolge von Waldbränden derzeit gesperrt ist. Ich solle stattdessen über Perlo der Fahrstrasse Richtung Asso folgen bis zu einem Hinweisschild auf den San Primo.

Bis zu diesem Hinweisschild hat auch alles gut geklappt und letzten Endes bin ich auch auf den Gipfel gelangt, doch zwischendurch hatte ich über längere Zeit keine so rechte Vorstellung, wo ich mich gerade genau befinde. Und den einen oder anderen Umweg habe ich vermutlich auch gemacht. Grund war wieder wie am Vortag die wenig hilfreiche Karte (dazu mehr am Ende des Tourberichts).

Soweit ich es zu Hause dann auf der SLK nachvollziehen konnte, bin ich wohl etwas zu weit nach Osten geraten bevor ich zur Piano Rancio gelangt bin. Ab hier war es dann deutlich einfacher, denn hier war es möglich, auch querfeldein zu gehen oder auch mal einem MTB-Trail zu folgen. Mountainbiker waren ja keine unterwegs, an diesem Vormittag. Zuvor war dies alles ein Ding der Unmöglichkeit, da es bis weit hinauf fast nur Privatgrundstücke resp. -anwesen hatte mit Divieto di ... und Attenti al cane.

Allerdings habe ich wohl auch auf der Piano Rancio einen Umweg gemacht, denn ich bin auf der Fahrstrasse in westlicher Richtung gegangen, habe dabei den M. Forcella weitgehend umrundet um dann über die Alpe del Borgo zum Monte Ponciv aufzusteigen.

Nun allerdings einfach dem Grat entlang bis zum Gipfel – eine wunderbar aussichtsreiche Wanderung. Nicht umsonst gilt der San Primo als der beste Aussichtsberg im Triangolo Lariano (das Dreieck, das sich ergibt, wenn man Como mit Lecco verbindet und Bellagio als dritte, obere Ecke mit hinzunimmt).

Während meiner einstündigen Rast am Gipfel leistete mir für kurze Zeit eine Familie aus Frankreich Gesellschaft. Ansonsten war ab Ponciv und später bis Erno heute keine Menschenseele anzutreffen.

Auch der anschliessende Abstieg längs des Grats bis zur Forcoletta ein Genuss!

Hier hätte es lt. Karte nun einen markierten Abstieg nach Sormazzana geben sollen. Den hätte ich eigentlich gerne genommen, erschienen auf den Karten die Abstiege nach Nesso doch arg umständlich und langwierig. Doch von einem Steig nach Sormazzana war vor Ort nichts zu erkennen.

Also doch Abstieg zu den Monti di Erno. Dort dann dem mit 2h30 ausgeschilderten Weg nach Nesso gefolgt, der über Colmenacco führen sollte. Doch unvermittelt tauchte nach vielleicht 200 m ein Abzweig auf: nach Erno ausgeschildert und markiert, doch auf keiner Karte aufzufinden.

Ein Glücksfall: gut unterhalten, angenehm zu begehen und ein direkter Abstieg nach Erno.

Am Ortseingang gleich ein Brunnen. Willkommene Gelegenheit, die Wasserflasche nachzufüllen.

Ein hübscher Ort und freundliche Einwohner. Bereitwillig erläutern sie mir, wie ich am besten die Serpentinen der Fahrstrasse abkürzen kann.

Dann bin ich auch schon am oberen Ortsrand von Nesso. Bis zur Durchgangsstrasse, wo auch der Bus nach Bellagio fährt, zieht es sich freilich noch etwas. Es sind schliesslich noch fast 150 hm und gar so viele Abkürzungen scheint es hier nicht zu geben. Auch die Höhenangabe 360 m für Nesso bezieht sich offensichltich auf einen höher gelegenen Ortsteil. Der Bushalt dagegen liegt - grob geschätzt - maximal auf 250 m. 

Dann freilich ist auch dies geschafft und ich finde den Bushalt in der Ortsmitte beim Orrido. Nicht nur diese enge Schlucht mit Wasserfall, die sich mitten durch den Ort zieht, ist eindrucksvoll, sondern auch der gesamte Ort wie er vom Seeufer bis hoch hinauf am steilen Hang klebt.

Beim Bushalt hat es zwei Bars. Eine liegt schon im Schatten.Bei der anderen liegt die kleine Terrasse noch voll in der Sonne.

Hier noch ein Bier zum Abschluss, das wär´s jetzt! Eine halbe Stunde später fährt auch noch ein Bus!

Ich habe die Entscheidung nicht bereut. Und die Überschreitung des Monte San Primo ebenso wenig, ganz im Gegenteil! Sehr empfehlenswert!!!

Einige Anmerkungen um Thema „Karte“:

Ich hatte bei meinen Wanderungen eine vor 2 Jahren in Como gekaufte Karte im Maßstab 1:35.000 dabei, die den gesamten Comer See abdeckt. Beim Gebrauch musste ich leider feststellen, dass sie mich gerade in den Situationen, wo ich sie wirklich gebraucht hätte, im Stich liess, weil sie einfach zu unpräzise war. Erst im Nachhinein zuhause habe ich festgestellt, dass es für mein hier besuchtes Gebiet auch die Blätter „Menaggio“ und „Como“ der SLK gibt, allerdings nur im Maßstab 1:50.000. Doch trotz des grösseren Maßstabs, die SLK wäre um Längen besser gewesen und hätte mir bei meinen Zweifelsfragen immer klare Antworten gegeben.

Die Karten auf map.geo.admin.ch mit kleinerem Maßstab sind online wohl verfügbar, lassen sich – vermutlich aus Copyright-Gründen – aber nicht regulär ausdrucken.

Meine Empfehlung deshalb die Blätter der SLK.