Piz Borel (2952m)


Publiziert von Chrichen , 11. März 2015 um 23:26.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 7 März 2015
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Gruppo Piz Blas   CH-UR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:ca. 16.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug via Göschenen nach Andermatt / Von Andermatt mit dem Zug bis zum Oberalppass
Unterkunftmöglichkeiten:SAC Maighelshütte

Leicht erreichbar ist er nicht, der Piz Borel. Die Mühen werden aber mit einer Tour durch eine wundervolle Landschaft und einem überwältigenden Gipfelpanorama mehr als entschädigt. Wenn noch das Wetter mitspielt, dann ist alles perfekt.

In Anbetracht der guten Wetterprognose entschied ich mich für eine Übernachtung in der Maighelshütte, im abgeschiedenen Val Maighels. Von der schön gelegenen Hütte aus lassen sich zahlreiche aussichtreiche Gipfel erreichen. Ein wahres Paradies für Wintertouren. Für den ersten Tag nahm ich mir den Piz Borel als Ziel vor. Auch wenn es sich um einen eher unscheinbaren Gipfel handelt, der ein wenig im Schatten des markanten Piz Ravetsch steht, lohnt sich ein Besuch definitiv. Immerhin 639 Gipfel sollen bei maximaler Sicht vom Piz Borel aus erkennbar sein, laut gipfelderschweiz.ch. Wichtiger noch, er ist landschaftlich sehr schön eingebettet. Im Vergleich zum Piz Ravetsch ist er ausserdem technisch recht einfach zu machen. Jetzt aber genug der Werbung!

Morgens um 4:30 Uhr klingelt der Wecker... NEIN! Die erste Zugverbindung zum Oberalppass von Zürich aus muss man sich halt ein wenig erkämpfen. Kurz vor 9 Uhr kann die Tour schliesslich bei bestem Wetter in Angriff genommen werden. Wenig neben der Passstrasse, ungefähr dem Wanderweg entang steige ich ab in Richtung Surpalits (P.1831). Ohne den Punkt tatsächlich zu erreichen steuere ich direkt auf den gut markierten Hüttenweg zu. Die Winde der Vortage haben den Weg stückweit stark in Mitleidenschaft gezogen, aber es gibt schon neue Spuren. Auch heute verfrachtet der Wind etwas Schnee. In den windstillen Bereichen ist es dennoch schon morgens sehr warm. Der Rucksack mit dünnem Schlafsack, Steigeisen und DSLR Kamera ist erstaunlich schwer, so dass ich ziemlich ins Schwitzen komme.

Die Maighelshütte lasse ich zunächst links liegen. Das lange Val Maighels wartet. Der Zeitplan stimmt soweit, aber übermässig viel Zeit ist nicht vorhanden. Indes freue ich mich schon auf die Wanderung durch das romantisch anmutende Tal. Das Gelände ist zunächst fast flach und sehr einfach. Die Schneedecke ist vom Wind geprägt: Windgepresste Stellen wechseln sich ab mit Triebschnee. Teils folge ich Spuren, teils bewege ich mich frei. Nur einigen kleineren Senken muss man ausweichen. Kurz nach P.2303 gilt es eine Entscheidung zu treffen: Der Rücken, der den Maighelsgletscher aufteilt, kann links oder rechts umgangen werden. Wie schon eine grössere Gruppe von Skitourengehern vor mir, entscheide ich mich für die linke Variante. Dies entspricht der eher üblichen Route. In diesem Sinne wird das Haupttal nun verlassen, und zugleich werden wieder Höhenmeter gewonnen.

Während der unter der dicken Schneedecke unsichtbare Gleschter angesteuert wird, eröffnen sich einige schöne Blicke auf den Maighelspass und die gegenüberliegende Bergwelt. Der Weg führt an P.2486 vorbei und dann direkt zum Gletscher. Ca. hier schliesse ich ein erstes Mal zur Gruppe vor mir auf. Da ich eigentlich nicht unbedingt überholen möchte, nutze ich die Gelegenheit für eine kleine Pause. Das Terrain legt sich beim Gletscher zunächst etwas zurück und wird ein Stück weit sogar fast flach. Ab einer Höhe von ca. 2750m steigt der Hang dann relativ steil (jedoch < 30 Grad) an, bis zur Einsattelung zwischen dem Piz Ravetsch und Borel.

Die Gruppe vor mir steuert aber nicht die Ravetschlücke (P.2927) an, sondern direkt eine kurze steile Schneerampe ganz nahe dem Gipfel des Piz Borel. Von weiter unten gesehen erscheint die Rampe schon recht steil. Die ersten Mitglieder erreichen nach einigem Gewühle den kurzen Gratabschnitt zum Gipfel. Deshalb entscheide ich mich zu folgen. Von nahem sieht das wenige Meter lange Steilstück dann doch weniger schlimm aus als ursprünglich gedacht. Nachdem ich mich hinreichend warm angezogen habe für die bevorstehende Gipfelpause, deponiere ich die Schneeschuhe und beginne den nun vorhandenen guten Tritten nach oben zu folgen. Die Steigeisen bleiben im Rucksack. Genau jetzt beginnt die Gruppe nach kurzer Pause den Abstieg. Ich gehe weiter, was ich im Nachhinein nicht als wahnsinnig intelligent erachte. Man kommt aneinander vorbei und die Leute der Gruppe sind äusserst freundlich. Aber kurz warten wäre wohl kein grosser Zeitverlust gewesen.

Der sehr kurze Gratabschnitt bis zum Gipfel ist leicht ausgesetzt, bereitet aber keine Probleme. Sogar ein kurzes Fixseil ist vorhanden. Wie bereits angetönt, ist die Aussicht vom Piz Borel äusserst eindrücklich. Die abgeschiedene Lage macht das Erlebnis umso intensiver. Obwohl es zeitweise ein wenig zieht, verweile ich gemütlich auf dem Gipfel.

Der Abstieg ist dank der guten Tritte ebenfalls einfach und schnell bewältigt. Nochmals einen grossen Dank an meine Vorgänger! Wie bereits beim Hinweg steige ich nun in der Falline über den oberen Bereich des Gletschers ab, danach auf (fast) gleichem Weg zurück zur Maighelshütte. Die Hütte erreiche ich knapp anderthalb Stunden vor dem Abendessen.

Wenn man etwas zusätzliche Abwechslung in die Tour einbringen möchte, besteht die Möglichkeit, kurz nach dem steileren Abschnitt des Gletschers in Abstiegsrichtung links abzubiegen und den zuvor erwähnten Rücken nun auf der anderen Seite zu umgehen. Da ich mich am nächsten Tag voraussichtlich sowieso auf der anderen Seite des Rückens bewegen würde und es einen eher steilen Hang zu überwinden gäbe, nahm ich diese Möglichkeit nicht wahr.

Die Maighelshütte überrascht positiv mit gutem Ausbaustandart und Komfort. Nach dem Abendessen versuche ich noch, den Sternenhimmel zu fotografieren. Dies war der Hauptgrund, die ca. 1.5 kg schwere DSLR mitzuschleppen. Wegen des hellen Vollmondes sieht man nicht ganz so viele Sterne wie gewünscht, für einen ersten Versuch kann man sich aber nicht beklagen.

Ein durchaus gelungener Tag :-)

SLF: mässig

Tourengänger: Chrichen


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