Maurerberg 2332m - Die kleine Filiale

Nach 8 Stunden am Kronplatz, auf der Suche nach freier Fahrt und hunderttausend Carvingschwüngen durch Sprachengewirr und Skifahrer aller Leistungsklassen hindurch, zieht es uns wieder in ruhigere Gefilde.
Das Kontrastprogramm zum Dolomiti Superski findet man in Untermoi. Das winzige Skigebiet gehört verwaltungstechnisch zum gewaltigen Kronplatzimperium. Hier existiert Südtirols vielleicht letzter Tellerlift, den Rest hat man vor Jahrzehnten abgebaut und nach Osteuropa verkauft! Bis knapp unter den Gipfel des Maurerbergs reichten früher die Aufstiegsanlagen.
Innerfamiliäre Interessenskonflikte ermöglichen mir heute eine Überschreitung desselben. Man setzt mich nämlich zunächst in Welschellen am Sportplatz aus, mit der Aussicht auf spätere Abholung in Untermoi.
Einsam ziehe ich also meine Spur durch den Wald hinauf zur Welschellener Alm. Nur eine nette Schneeschuhgeherin reißt mich kurz aus meiner Lethargie. Unter dem Col da Lé verlieren sich auch die letzten Spuren und ich wate durch den tiefen Schnee hinunter zum Lüsener Joch. Steilhänge verbieten sich heute, es setzt sich bei jedem Schritt. Durch den Wald hinauf zum Maurerberg findet sich zum Glück eine frische Spur, das erleichtert die Angelegenheit deutlich, die Oberschenkel sind noch gezeichnet vom gestrigen Abfahrtsmarathon.
Die Hangneigung ist noch im sicheren Bereich und der Maurerbergrücken abgeblasen, mir ists recht, abfahren muss ich hier ja nicht. Pünktlich am Kreuz zieht der Himmel auf, damit hatte niemand gerechnet, "Wenn Engel reisen...".
Die anderen Engel warten unter der Maurerberghütte, also schnell abfellen und schieben. Der flache Südrücken erlaubt keine Geschwindigkeitsaufnahme und ist nur bedingt skitauglich. Erst ab der Hütte wird das Gelände steiler, durch den Wald und auf Steigen erreiche ich schnell die bucklige Verwandtschaft ;-) und bald darauf die Bergstation der "Skiarena" Untermoi. Mir geht das Herz auf, wegen der Wiedersehensfreude einerseits, aber auch wegen des zauberhaften Schleppers und der Blicke über die kleine Piste hinweg. Nach wenigen Schwüngen ist die Talstation mitten in dem ruhigen Örtchen erreicht.
Ich fühle mich Jahrzehnte zurückversetzt und sitze mit dem "Personal" noch ein paar Minuten verträumt in der Sonne. Bald ist auch der Taxidienst vor Ort und gemütlich kurven wir zurück, natürlich zum Dasser, das Tiramisu ist frisch zubereitet!