Ätna


Publiziert von schimi , 12. April 2015 um 21:33.

Region: Welt » Italien » Sizilien
Tour Datum: 1 November 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Sicily   Parco dell Etna 

Unser Hotel oberhalb Zafferane liegt günstig an der Strada Provinciale 92, die von Südosten auf den Ätna hinaufführt. Am Morgen werden wir von einem Bus abgeholt, der uns über viele Kehren und Kurven hinaufbringt auf etwa 1900 Meter Höhe. Hier finden sich neben mehreren großen Parkplätzen auch das Bergführerbüro, die Hütte Rifugio Sapienza, ein Hotel und ein Ristorante, sowie die Seilbahn (Funivia dell'Etna) welche die berghungrigen Touristen hinauf in größere Höhen des Ätna bringt.

Nachdem wir unserem Bergführer zugeteilt sind, geht es mit der Seilbahn hinauf zur Bergstation auf knapp 2500 Meter. Dort wartet nicht etwa ein strammer Fußweg auf uns; nein – es ist ein großer Allradbus. Wie auf einem kleinen Busbahnhof stehen wir brav in der Schlange und zwischen gespannten Seilen, was einem augenblicklich jede Bergstimmung raubt. Ich komme mir vor wie in der Warteschlange vor einem Museum, und das geschäftige Treiben der vielen Touristen drum herum macht es nicht besser.

Im Bus dann ein langsame und holprige Fahrt hinauf auf etwa 2900 Meter, wo wir an einer kleinen Schutzhütte aussteigen. Soweit hinauf kommt man also, ohne auch nur eine zusätzliche Kalorie zu verbrauchen; bestens organisiert (und irgendwie erscheint es uns typisch italienisch). Der Bergführer lotst uns zunächst in die kleine Hütte, in der wir (ca. 15 Personen) kaum Platz haben. In der Hütte eine Vielzahl an beeindruckenden Bildern der letzten Vulkanausbrüche, die durchaus sehenswert sind und einen Eindruck liefern, wie es zu "wilderen Zeiten" hier zugeht.

Nach einigen Minuten scheint unsere "Bergtour" dann endlich loszugehen. Zunächst sind wir überrascht, dass unser Bergführer nicht bergan geht, sondern bergab. Er steuert auf einen Krater zu und nicht nur ich meine wahrscheinlich, es gäbe hier etwas Besonderes zu sehen, was einen kleinen Umweg nach unten rechtfertige. Wir blicken in den Krater und unser Guide erzählt ein wenig auf Italienisch. Auf Nachfrage teilt er mit, dass er zwar etwas englisch verstehe, aber nicht spreche. So muss unser Reiseleiter Wolfgang, als Geograf ja selbst bestens mit Vulkanen bewandert, das nötigste Übersetzen.

Unser Bergführer geht nach der kurzen Einführung weiter bergab, und die Gruppe beginnt augenblicklich mürrisch und bockig zu reagieren. Die meisten bleiben einfach stehen, wie bei einer Herde ohne Führung. Einer artikuliert gleich den Stein des Anstoßes; man erwarte eine Bergtour auf den Ätna und keinen Spaziergang vom höchsten Platz der Touristeninfrastruktur nach unten. Nach kurzer Unterredung behauptet der Bergführer es sei zu windig am Gipfel und ihm, der heute nur Vertretung mache sei für die Wanderung nach unten instruiert worden. Nach ein paar weiteren Sätzen lenkt der "Bergführer" ein, und wendet sich um in Richtung Gipfel um seine Arbeit zu tun, wie die anderen Bergführer auch, die ihre Gruppen nach oben bringen (trotz Sturm), den man übrigens auf 2900 Meter noch nicht spüren konnte

Der Aufstieg ist zunächst recht zahm und flach, aber unsere fehlende Akklimatisierung mahnt uns zu langsamer Gangart. Eine geschlossene Schneedecke stellt sich nach und nach ein und das Gelände wird nach und nach steiler. Wir sehen hinauf in eine Senke zwischen zwei Kratern, wo eine große Gruppe eine saubere Spur hinauf marschiert. Wir folgen dieser Spur und erreichen zügig die Höhe durch doch schon etwas steiles Gelände.

Oben wird es nun wieder flacher. Wir wenden uns etwas nach links um auf den Hauptkrater aufzusteigen. Der Schnee weicht zurück und beim Gehen spürt man deutlich, dass die Lava Wärme abgibt. Beim Gehen staubt es und je weiter wir uns dem Gipfel nähern, desto schlechter wird die Luft. Die Bergführer unterrichten sich gegenseitig per Sprechfunk, wie man gehen soll um den Gasen auszuweichen.

Wir erreichen den Kraterrand, und können dort oben eine Weile verweilen. Der Blick in den Krater gibt nur wenige Aufschlüsse über dessen Tiefe, denn ständig aufsteigende Gase erlauben nur wenige und nicht zu tiefe Einblicke. Nicht dass es unmöglich wäre dort oben zu stehen, es ist nur unangenehm. Vielmehr ist es die Vehemenz, mit der die Gase nach oben befördert werden. Kaum einmal bleibt es so klar, dass man an der einen oder anderen Stelle mal einen Augenblick weit nach unten sehen kann. Es mögen schon zwei oder dreihundert Meter sein, die es im Schlund hinuntergeht bis zum Grund.

Wir gehen am Südrand des Kraterrandes in Richtung Westen und steigen nach einer viertel Umrundung wieder ab. Sehr angenehm und knieschonend lässt es sich in der lockeren Lava absteigen. Fast fühlt es sich an als würde man mit Schneeschuhen über Pulverschnee nach unten gleiten. Zügig sind wir wieder zurück im Bereich der Seilbahn, wo die Möglichkeit bestünde sich wieder nach unten chauffieren zu lassen, jedoch möchten alle unserer Gruppe den Weg in den Stiefeln bewältigen.

Wir steigen am südöstlichen Rand des Ätnas ab uns erleben dort einen beeindruckenden Fußpfad der Ausblicke fast in die Unendlichkeit bietet. Zunächst auf einer guten Schneespur und später in unendlich weicher Lava geht es flott hinab und wieder zurück in die Zivilisation der Seilbahnstation und des Busparkplatzes. Ganz zuletzt durchwandern wir noch ein Gebiet mit einigen neuen Kratern aus den 90er Jahren. Wir sind alle schon mächtig beeindruckt.

Als wir am Bus ankommen ist es schon langsam am dunkel werden und mit dem letzten Licht erreichen wir unser Hotel.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Flughafen und erhalten von unserem Reiseleiter den letzten wertvollen Tipp im Flieger links zu sitzen, um beim Abflug bei guter Sicht einen Blick auf den Ätna zu erhaschen. Die Wolken haben uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht und wir haben den Ausblick genossen, wie die ganze Reise

Danke Wolfgang für diese beeindruckenden Tage und Deine tolle Reiseleitung.
Man hätte es nicht besser machen können!

Tourengänger: schimi


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